Antiallergische Nasensprays: Sind Cortison-Nasensprays für Schwangere sicher?
Die Fachinformationen von Zubereitungen mit Glucocorticoiden zur nasalen Anwendung weisen vorsorglich darauf hin: Tierexperimentelle Studien mit Ratten und Kaninchen haben Reproduktionstoxizität gezeigt. Die Nasensprays sollten in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der mögliche Nutzen jegliches potenzielle Risiko für die Mutter und den Fetus rechtfertigt. Ist die Gefahr einer teratogenen Wirkung auch beim Menschen real? Und was empfehlen die Experten?
Cortison-haltige Nasensprays
Nasale Glucocorticoide gelten als Therapie der Wahl bei allergisch bedingter Rhinitis. Sie haben antientzündliche Eigenschaften und reduzieren nachweislich die Antigen-induzierte Hyperreaktivität der Nasenschleimhaut. Placebo-kontrollierte Studien belegen eine Verbesserung von Symptomen wie Niesen, Jucken, Rhinorrhoe und Kongestion.
Erst einmal präventiv handeln
Allergie macht auch vor Schwangeren nicht Halt. Bevor überhaupt Arzneimittel ins Spiel kommen, sollten zunächst alle präventiven Maßnahmen ausgeschöpft werden, die die Pollenexposition vermindern können: darunter Duschen und Haarewaschen vor dem Schlafengehen, Stoßlüften am Morgen in der Stadt und am Abend auf dem Land sowie ein regelmäßiges Spülen und Befeuchten der Nase. Wenn das nicht hilft, ist eine Pharmakotherapie natürlich möglich. Viele betroffene Frauen haben Jahr für Jahr gute Erfahrungen mit Cortison-Nasensprays gemacht. Es stellt sich die Frage, ob sie bei der Nachwuchsplanung und während der Schwangerschaft darauf verzichten und auf andere (möglicherweise weniger wirksame) Optionen zurückgreifen müssen.
Keine Hinweise auf Fehlbildungen
Auf eine Zulassung von Glucocorticoid-Nasensprays zur Anwendung in der Schwangerschaft wartet man aus ethischen Gründen vergeblich. Die Fachinformationen verbieten den Einsatz immerhin nicht strikt: Wie bei allen anderen Arzneimitteln erfordert die Anwendung während der Schwangerschaft eine strenge Nutzen-Risiko-Abwägung. Dass im Rahmen von Studien mit Ratten und Kaninchen Hinweise auf Fehlbildungen wie Gaumenspalten und Skelettabnormitäten gefunden wurden, wird von den Herstellern nicht verschwiegen. Derartige Wirkungen seien beim Menschen unter therapeutischen Dosen aber unwahrscheinlich. Ergebnisse aus prospektiven epidemiologischen Studien und aus weltweiten Erfahrungen nach der Markteinführung haben kein erhöhtes Risiko für Embryotoxizität gezeigt. Nach Einschätzung der Experten vom Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité Universitätsmedizin Berlin (Embryotox) ist der Einsatz von Cortison-Nasensprays in der Schwangerschaft durchaus möglich. Doch nicht jedes Glucocorticoid kommt gleichermaßen infrage.
Welches Cortison-Nasenspray kann Schwangeren empfohlen werden?
Embryotox vergibt für die nasalen Glucocorticoide dreimal grün und einmal grau. Die beste Datenlage hat Budesonid (z. B. Aquacort®, Budes® Nasenspray): Zur Anwendung in der Schwangerschaft sind mehr als 6.000 Fälle dokumentiert, auf deren Grundlage sich keine Hinweise auf Teratogenität ergeben haben. Selbst bei langfristiger Therapie sind weder Auswirkungen auf das Gestationsalter bei Entbindung noch auf das Geburtsgewicht beobachtet worden. Auch nach nasaler Applikation von Beclometason (z. B. Beclorhinol® aquosum, Rhinivict® nasal) konnte kein statistisch signifikantes Fehlbildungsrisiko ermittelt werden.
Embryotox hält beide Glucocorticoide für die beste Wahl innerhalb der Substanzklasse, sowohl für die Behandlung der allergischen Rhinitis als auch inhalativ im Rahmen des Asthmatherapie-Stufenplans. Gleiches gilt für die Anwendung in der Stillzeit. Der Erfahrungsschatz zu Fluticason-Nasensprays (z. B. Avamys®, Otri-Allergie Nasenspray) ist ebenfalls groß genug, um sicher zu sein, dass keine Konsequenzen drohen. Auch Mometason (z. B. Momeallerg Nasenspray, MometaHexal Heuschnupfenspray) ist nach Einschätzung der Experten von der Charité möglich. Allerdings liegen noch nicht so viele Daten vor wie für Budesonid und Beclometason, sodass diesen der Vorzug gegeben werden sollte.
Sichere Alternativen
Therapie der ersten Wahl bei Allergie in der Schwangerschaft sind Mastzellstabilisatoren (z. B. Cromoglicinsäure), die sich allerdings nicht für den Akutfall eignen. In Bezug auf die Antihistaminika Azelastin und Levocabastin fehlt es noch an systematischen Studien. Laut Embryotox gibt es bisher aber keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung während des ersten Trimenons und auch fetotoxische Effekte seien später unwahrscheinlich. Bei lokaler Anwendung ist die Resorption sehr gering, sodass keine systemischen Spiegel zu erwarten sind.
Für die orale Anwendung sollten die besser untersuchten Alternativen gewählt werden, allen voran Loratadin mit mehr als 5.000 untersuchten Schwangerschaften. Aber auch Cetirizin und Clemastin kommen infrage. Abschwellende Nasensprays mit Oxymetazolin oder Xylometazolin können in therapeutischer Dosierung kurzfristig angewendet werden. Besonders Vorsichtige wählen hier die Kinderdosierung. Kontraindiziert während der Schwangerschaft sind Kombinationspräparate mit systemischen Sympathomimetika wie Pseudoephedrin.