Neuer Therapieansatz:: Mehr Sauerstoff ins Tumorgewebe
Durch Hemmung der Gefäßneubildung (Angiogenese) soll in der Krebstherapie der Tumor regelrecht ausgehungert werden. Sein weiteres Wachstum lässt sich auf diese Weise abschwächen. Die damit einhergehende Sauerstoffreduktion kann allerdings negative Effekte haben, wie neuere Untersuchungen gezeigt haben. So wird der Tumor dadurch eventuell aggressiver und bildet Metastasen in sauerstoffreicheren Geweben. Deshalb erforschen Wissenschaftler ein neues Konzept, das die Sauerstoffaufnahme im Tumorgewebe bewusst begünstigt.
Erstmalig bei Patienten getestet
Ermöglicht wird dieses Wirkprinzip mit Hilfe des Moleküls Inositol Trispyrophosphat (ITPP). Dabei handelt es sich um einen Regulator des Hämoglobins. ITPP reduziert die Sauerstoff-Bindungsaffinität und erleichtert daher die Freisetzung von Sauerstoff ins Gewebe. Man erhofft sich davon nicht nur eine Hemmung des Krebswachstums, sondern auch eine erhöhte Wirksamkeit von Chemotherapie oder Bestrahlung. In präklinischen Modellen gelang dies bereits. Nun wurde ITPP zu diesem Zweck im Rahmen einer Studie erstmals bei Krebspatienten eingesetzt.
Sicher und verträglich – weitere Untersuchungen lohnend
Die an der Studie teilnehmenden 28 Patienten litten unter fortgeschrittenen Tumorerkrankungen der Bauchorgane (Leber-, Pankreas- oder Gallengangkrebs sowie Dickdarmkrebs mit Lebermetastasen). Sie erhielten jeweils neun ITPP-Infusionen über drei Wochen. Im Anschluss erfolgte eine individuell angepasste Chemotherapie. Es zeigte sich, dass die Patienten ITPP gut vertrugen. Die Daten zur Wirksamkeit deuten auf ein verbessertes Ansprechen auf eine konventionelle Chemotherapie hin. Diese Beobachtungen sollen nun in weiteren Studien überprüft werden. Quellen: Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Nature Communications, 21 June 2021 (https://doi.org/10.1038/s41467-021-24069-w)