Ein Kommentar zum „Tag der Apotheke“ : Von Desinfektionsmitteln, Schutzmasken und Schnelltests
Da steht er wieder vor der Tür, der „Tag der Apotheke“, der in jedem Jahr am 07. Juni stattfindet. Was die Standesvertretung – durchaus zu Recht – seit Jahren ernst nimmt, wurde bei den meisten Menschen, die beruflich nichts mit der Apotheke zu tun haben, meist entweder gar nicht erst wahrgenommen oder nur belächelt. Er steht auf der Website „Kuriose Feiertage“ übrigens zwischen dem „Tag des Jo-Jos“ und dem „Tag des Videorecorders“. Doch wäre er es gerade in diesen Zeiten der Pandemie nicht wert, einmal so richtig gefeiert zu werden? So, dass jeder Bürger ihn auch wirklich wahrnimmt? In diesem Jahr sollte sich zudem der Fokus etwas verschieben. Ja, es ist wichtig, der Bevölkerung die alltäglichen Leistungen der Apotheken vor Augen zu führen. Aber in diesem Jahr nicht ausschließlich im Hinblick auf den Erhalt der Apotheke vor Ort, sondern zusätzlich als Aufforderung – auch an die Politik – die Arbeit der Menschen, die dort tätig sind anzuerkennen. Etwas mehr Wertschätzung für die immensen Leistungen, die durch das Apothekenpersonal im vergangenen Jahr erbracht wurden, würde ihnen jedenfalls guttun. Und da kommt der „Tag der Apotheke“ eigentlich genau zum richtigen Zeitpunkt.
Von Schichtdienst und Desinfektionsmitteln
Denn was liegt da für ein Jahr hinter ihnen? Eines, an das man sich vermutlich noch jahrzehntelang erinnern wird und das die Arbeit in den Apotheken beinahe völlig umgekrempelt hat. Begonnen hat die Pandemie in den Apothekenalltag einzugreifen, als die Erstellung von Schichtplänen für das Personal notwendig wurde, damit im Krankheitsfall die Apotheke nicht geschlossen werden muss. Das brachte bereits die ersten Belastungen mit sich. Weiter ging es mit der Maskenpflicht und der Errichtung von Trennscheiben zu den Kunden, die zwar vor Tröpfcheninfektionen schützen, aber auch die Kommunikation deutlich erschweren.
Dann kam das Aufstellen von Desinfektionsmittelspendern, die mit selbst hergestellten Desinfektionsmitteln befüllt waren. Denn diese durften nach der Änderung der Biozid-Verordnung nun auch wieder für einen begrenzten Zeitraum in den Apotheken hergestellt werden. Die Industrie konnte nicht liefern, doch das Apothekenpersonal tat sein Bestes, diese Versorgungslücke zu schließen. In den Laboren und Rezepturen wurde oft im Akkord gemischt, abgefüllt und etikettiert, während die Telefone beim Versuch heiß liefen, den dafür benötigten Alkohol und die Gefäße zu besorgen. Der Botendienst wurde gleichzeitig deutlich erweitert, damit vielen älteren oder multimorbiden Kunden das Anstehen vor der Türe und der Gang zum Arzt erspart werden konnte. All diese zusätzlichen Arbeiten und Belastungen mussten irgendwie gestemmt werden.
Kostenlose FFP2-Masken und Schnelltests für alle
Ende des Jahres 2020 wurde pünktlich zu den Weihnachtsfeiertagen die erste Maskenausgabe politisch angeordnet, vieles erfuhr man gleichzeitig mit den Kunden aus den Medien. Die Zeit reichte oftmals kaum aus, sich rechtzeitig mit qualitativ hochwertigen FFP2-Masken einzudecken, um den enormen Bedarf zu befriedigen. Vielerorts gab es Urlaubssperren in den Apotheken, denn man wurde dem Ansturm auf die kostenlosen Masken kaum Herr.
Kaum war die Maskenausgabe beendet, stand die nächste Herausforderung vor der Türe: Die Corona-Schnelltests, die nun von vielen Apotheken angeboten werden, damit wieder eingekauft oder sich mit der Familie getroffen werden kann. Alles für ein kleines bisschen Normalität und alles zusätzlich zum normalen Tagesgeschäft.
Und noch etwas hat sich gewandelt: Es muss weniger zu Erkältungskrankheiten beraten werden. Dafür wurden die Menschen, die in den Apotheken arbeiten, zu Experten in Sachen Impfberatung und müssen sich jede Woche auf eine andere Art der Corona-Impfstoffbeschaffung mit immer neuen PZNs und Bestellabläufen einstellen.
Neues Selbstbewusstsein für Apothekenpersonal
Was liegt nun vor ihnen? Auf jeden Fall die Einführung des E-Rezeptes und vielleicht auch bald das Impfen in den Apotheken, wer weiß? Sicher ist jedenfalls, dass sich sowohl die in den Apotheken beschäftigten Azubis, Pharmaziestudenten, PKA, PTA, Pharmazieingenieure und Apotheker wie auch die Inhaber einen Tag verdient haben, an dem die Arbeit, die sie in den vergangenen Monaten geleistet haben, gewürdigt wird. Also lasst ihn uns in diesem Jahr ganz bewusst feiern, den „Tag der Apotheke“. Als Tag, der uns vor Augen führt, was wir geleistet haben, auf was wir verzichten mussten, aber auch wie sehr die Apotheken maßgeblich zu mehr Sicherheit in der Bevölkerung beigetragen haben.
Die Apotheken und ihre Arbeit sind im vergangenen Jahr deutlicher in den Fokus von Politik und Bevölkerung gerückt. Die Desinfektionsmittelherstellung, die kurzfristige Bereitstellung von FFP2-Masken, die Botendienste, die Testungen, das Beraten und Trostspenden sowie die Versorgung der Ärzte mit Impfstoff waren eine Herkulesaufgabe. Alle Menschen, die dieses Jahr in der Apotheke gearbeitet haben, dürfen mit Recht stolz auf sich sein. Daraus sollte ein neues Selbstbewusstsein erwachsen, das auch nach außen gezeigt wird. Der „Tag der Apotheke“ sollte künftig nicht mehr als Kuriosum betrachtet werden, sondern als ein Tag, an dem allen Mitarbeitern dort einfach mal „Danke“ gesagt werden darf. Und wenn die Bevölkerung dabei zusätzlich dafür sensibilisiert werden kann, dass all die Leistungen des vergangenen Jahres in dieser Form nur möglich waren, weil es noch dieses tragende Versorgungsnetz der Apotheken vor Ort gibt, dann wäre das natürlich umso besser.