Ein Kommentar zum „Tag der Apotheke“: Sind wir immer noch unverzichtbar?
Seit dem Frühjahr 2020 befinden wir uns in einer Pandemie. Und das kündigte sich in den Apotheken schon früh an. Die Nachfrage von Desinfektionsmitteln stieg, Engpässe bei der Lieferung von Paracetamol, Ibuprofen und natürlich Schutzmasken. In einigen Apotheken setzten sich die Mitarbeitenden sogar an die Nähmaschine und stellten kurzerhand Community-Masken her, um dem Engpass etwas entgegenzusetzen.
Die Apotheke als verlässliche Informationsquelle
Aber die Hauptaufgabe der Apotheken war, wie immer, die Beratung. In all den Monaten waren wir für viele Menschen eine verlässliche, kompetente und differenzierte Anlaufstelle. Wir alle mussten uns tagtäglich informieren: Was ist der Stand der Wissenschaft zu den Masken? Wann wird es eine Impfung geben? Wie gefährlich ist COVID-19?
Als es dann endlich mehrere Impfstoffe gab, häuften sich die Fragen nach der Verträglichkeit und den Langzeitfolgen und die Ängste in der Bevölkerung, die die Apothekenmitarbeiter abbauen konnten und mussten. Wie noch nie zuvor sind Apotheken in dieser Pandemie ihrer gesellschaftlichen Aufgabe nachgekommen. Und daran hatte jeder Einzelne in der Apotheke einen Anteil.
Wir sind unserer gesellschaftlichen Aufgabe nachgekommen
Da gab es PKA, die im letzten Jahr damit beschäftigt waren, Desinfektionsmittel, Handschuhe, Mundschutz und Laientests zu organisieren. Aufgrund der schwierigen Liefersituation war diese Aufgabe enorm zeitaufwändig und kräftezehrend. Nebenbei haben sie dem HV-Personal den Rücken freigehalten, indem sie Telefonate übernahmen und trotz allem dafür sorgten, dass auch der normale Betrieb weiterlaufen konnte. Denn wirtschaftlich sein müssen Apotheken auch in Zeiten einer Pandemie.
Unsere Apotheker und Apothekerinnen bzw. Inhaber und Inhaberinnen waren gefordert, für ihre Mitarbeitenden Schutzmaßnahmen zu ergreifen: Spuckschutz aus Plexiglas, Schichtpläne und ausreichend Masken für alle. Nicht selten waren gerade sie die Ansprechpartner für Fragen zu Wechselwirkungen zwischen der Dauermedikation von Patienten und den COVID-19-Impfstoffen.
Und natürlich PTA, die sich in der ganzen Pandemie als pharmazeutisches Fachpersonal erwiesen haben. Wir standen im Handverkauf, in der Rezeptur, in Test- oder Impfzentren. Und das alles, ohne die alltägliche Arbeit in der Apotheke zu vernachlässigen. Für uns ergaben sich in vielen Bereichen völlig neue Aufgaben. Manche davon sind eher unbeliebt. Andere werden sich vielleicht nach der Pandemie noch eine Weile halten.
Was die Pandemie verändert hat
Die Digitalisierung schritt im letzten Jahr voran. Das E-Rezept wird uns vor neue Herausforderungen stellen. Der Botendienst wird endlich vergütet und die Abgaberegelungen im Rahmenvertrag wurden so weit geändert, dass die Belieferung von Rezepten unkomplizierter, schneller und zum Wohle der Patienten erfolgen kann.
Und auch für uns als Team hat sich etwas verändert. Denn Pandemie betrifft alle. Und daher waren wir alle gefordert, unseren Beitrag zu leisten. In vielen Teams war man mehr als zuvor besorgt um seine Kollegen. Der Arbeitsalltag war zwar intensiver und stressiger, aber man hatte viel Verständnis für den anderen. Öfter wurden bei uns auch mal lobende Worte gesagt oder ein einfaches „Danke, dass du so durchhältst“.
Und wir haben gelernt, dass jeder in der Apotheke seinen Platz hat und einen wichtigen Beitrag leistet. Apothekerinnen und Apotheker lernten ihre PTA noch mehr zu schätzen, die ihnen Zeit und Ruhe verschafften, sich um die Bestellung von Impfstoffen und die Rezeptabrechnungen zu kümmern. PTA wussten, wie wertvoll ihre Approbierten sind, wenn es darum geht, verlässliche Ansprechpartner zu haben und Arbeitgeber, die um die Sicherheit ihrer Angestellten bemüht sind. Und was ein gutes Backoffice bedeutet, wurde auch mehr als deutlich.
Was ich mir zum Tag der Apotheke wünsche
Für das folgende Jahr und für diesen Tag der Apotheke wünsche ich mir nicht pauschal mehr Geld und mehr Anerkennung. Ich wünsche mir, dass wir alle weiterhin so zusammenarbeiten. Dass PTA, PKA und Approbierte gemäß ihrer Kompetenzen eingesetzt werden, dass wir unseren Fleiß und unsere Flexibilität behalten.
Auch wenn uns Politik und Gesellschaft manchmal nicht wohlgesonnen scheinen, es gibt immer wieder Momente, in denen die Apotheke punktet: Eine Kundin, die sich für die gute Beratung bedankt, ein älterer Herr, der glücklich über den Botendienst ist, weil er nicht mehr mobil ist, die Mutter, die dringend pädiatrische Kapseln für ihren Säugling braucht oder der multimorbide Patient, in dessen Medikation eine schwerwiegende Wechselwirkung auffällt.
Dass wir in all diesen Bereichen exzellente Arbeit leisten, macht uns einfach unverzichtbar. Das war vor der Pandemie so, das war während der Pandemie so und das wird auch nach der Pandemie so sein.