Adipositas: höhere Überlebensrate bei Sepsis
Anders als bei anderen Erkrankungen
Adipositas ist weltweit ein zunehmendes Gesundheitsproblem. Fettleibige Menschen haben ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und verschiedene Krebsarten. Die dahintersteckenden Krankheitsmechanismen sind noch nicht im Detail bekannt. Doch Fettleibigkeit beeinträchtigt offenbar das Immunsystem und kann eine chronische Entzündungsreaktion auslösen. In Übereinstimmung dazu erweisen sich übergewichtige Personen in der COVID-19-Pandemie als vulnerable Personengruppe. Sie sind anfälliger für einen schweren Krankheitsverlauf. Widersprüchlich erscheinen deshalb verschiedene Beobachtungen, wonach adipöse Patienten, die schwere bakterielle Infektionen mit Sepsis entwickelt hatten, höhere Überlebensraten zeigten als nicht adipöse Patienten. Um diesem sogenannten Adipositas-Paradoxon nachzugehen, führten schwedische Wissenschaftler eine systematische Studie durch.
Weniger Sterbefälle bei Fettleibigen
Die schwedische Studie umfasste 2.196 Erwachsene, die wegen schwerer bakterieller Infektionen im Krankenhaus behandelt werden mussten. Es zeigte sich, das die Überlebenschance mit einem höheren Body-Mass-Index (BMI) verbunden war: Während in der normalgewichtigen Patientengruppe innerhalb eines Jahres 26 Prozent starben, waren es in den Gruppen mit höherem BMI 9 bis 17 Prozent.
Aber anfälliger für schwere bakterielle Infektionen?
Warum Fettleibigkeit bei Sepsis offenbar einen Schutzfaktor darstellt, lässt sich noch nicht erklären. Möglicherweise spielen hormonelle Veränderungen wie erhöhte Leptin-Spiegel eine Rolle. Diese könnten die Zusammensetzung der T-Zellen verändern. Ob das tatsächlich für die paradoxen Effekte verantwortlich ist, muss noch weiter untersucht werden.
Worauf die Studie aber auch hinweist: Die Inzidenz schwerer bakterieller Infektionen scheint bei adipösen Menschen höher zu sein als bei nicht adipösen Personen. So betrug der Anteil fettleibiger Sepsis-Patienten in der Studie 23 Prozent, während die Fettleibigkeitsrate für die schwedische Allgemeinbevölkerung nur 13 Prozent beträgt. Fettleibige Personen könnten also anfälliger für Sepsis sein. Quellen: Schwedischer Forschungsrat; PLOS ONE, May 19, 2021 (https://doi.org/10.1371/journal.pone.0251887)