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Pandemie-Faktencheck: Teil 1: Enthalten Selbsttest-Stäbchen krebserregende Substanzen?

Bild:  winterimages / AdobeStock

Seit der Testpflicht an Schulen verbreiten sich nicht nur in Eltern-Chats vermehrt Gerüchte zu den Corona-Selbsttests. Eine besonders besorgniserregend klingende Aussage ist beispielsweise, dass die Teststäbchen krebserregende Stoffe enthalten. 

Selbsttest-Stäbchen enthalten krebserregende Substanzen.“

Behauptung aus den sozialen Medien

Die chemische Substanz, um die es dabei geht ist das Gas Ethylenoxid. Richtig ist, dass die Abstrichtupfer der Antigen-Tests mit diesem Gas sterilisiert werden, und richtig ist auch, dass Ethylenoxid als krebserregender Stoff gilt. Die kanzerogene Wirkung ist bisher allerdings vor allem in Tierversuchen bestätigt worden. Auf keinen Fall sind die Stäbchen aber mit Ethylenoxid beschichtet, wie es fälschlicherweise behauptet wird. Tatsächlich enthalten sie bei der Anwendung meist gar kein Ethylenoxid mehr.

Warum überhaupt Ethylenoxid?

Die Sterilisation mit Ethylenoxid ist eine seit Jahren etablierte Standardmethode im Bereich von Medizinprodukten, zu denen auch die Abstrichtupfer zählen. Katheter oder Verbände werden so von vorhandenen Mikroorganismen befreit. Das Produkt wird dafür zunächst in einer Kammer mit Ethylenoxid begast. Anschließend wird das Gas wieder abgesaugt und es entsteht ein Vakuum. Um Reste von Ethylenoxid zu entfernen, wird abschließend mit Stickstoff gespült. Für die dann möglicherweise noch vorhandenen Rückstände an Ethylenoxid existiert ein festgelegter Grenzwert. 

Grundsätzlich dürfen Antigen-Selbsttests momentan nur in den Verkehr gebracht werden, wenn sie eine Sonderzulassung des BfArM erhalten haben. Im Rahmen dieser Sonderzulassung müssen die Hersteller nachweisen, dass ihr Produkt sicher ist und die medizinischen Leistungen erfüllt werden – dazu zählen auch Vorgaben zur Sterilisation mit Ethylenoxid. Nach dem Sterilisationsverfahren dürfen keine schädlichen Mengen dieser Substanz zurückbleiben. Teilweise werden die Selbsttests nicht nur vom Hersteller, sondern auch von einer unabhängigen Stelle wie dem TÜV auf Rückstände überprüft.

Gesundheitsgefährdung unwahrscheinlich

Eine in den USA durchgeführte Untersuchung an Wattestäbchen hat gezeigt, dass drei Wochen nach der Sterilisation mit Ethylenoxid keine Rückstände mehr nachweisbar waren. Hinzu kommt, dass die Teststäbchen der Corona-Schnelltests eine kleine Oberfläche aufweisen und der Patient mit ihnen nur eine kurze Kontaktzeit hat. Selbst eventuell geringfügige Mengen an Ethylenoxid werden bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nur in äußerst begrenztem Umfang übertragen und eine gesundheitliche Gefährdung ist daher unwahrscheinlich.

Fazit

Ethylenoxid ist ein Karzinogen, kann also Krebs verursachen. Das Gas wird zur Sterilisation von Medizinprodukten standardmäßig eingesetzt. Bevor die Abstrichtupfer allerdings verwendet werden, wird Ethylenoxid wieder abgesaugt und abgespült. Mögliche Rückstände auf den Teststäbchen verflüchtigen sich zudem schnell. Die Sorge, dass bei der Anwendung der Tupfer Krebs ausgelöst wird, entbehrt also jeder wissenschaftlichen Grundlage.