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Mehr Psychotherapie bei jungen Menschen

Die Barmer Krankenkasse meldet einen Anstieg von mehr als 100 Prozent bei psychotherapeutischen Leistungen für Personen unter 25 Jahren. | Bild: zinkevych / Adobe Stock

Ein Anstieg von mehr als 100 Prozent – das kennzeichnet die Entwicklung bei der Zahl junger Psychotherapie-Patienten (0 bis 24 Jahre), bezogen auf die Jahre 2009 bis 2019. In diesem Zeitraum war in Deutschland eine stetige Zunahme ambulant erbrachter psychotherapeutischer Leistungen zu verzeichnen. Dies geht aus dem kürzlich veröffentlichten Barmer-Arztreport hervor. Er basiert auf den Daten von knapp 11 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Bezogen auf die Altersgruppe der 0- bis 24-Jährigen sind das Daten zu mehr als 1,6 Millionen jungen Menschen.

Spitzenreiter Berlin

Bei der Inanspruchnahme von Psychotherapie gab es laut Barmer-Arztreport deutliche regionale Unterschiede. So war im Jahr 2019 der Bedarf in Berlin am größten: 5,19 Prozent aller Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erhielten hier eine psychotherapeutische Behandlung. Danach folgten Nordrhein-Westfalen und Hessen. 

Vier Hauptdiagnosen

Der Großteil (69 Prozent) aller psychotherapeutischen Behandlungen in 2019 ließ sich auf vier Diagnosen zurückführen. Dies waren:

  • Reaktionen auf schwere Belastungen (Anteil 23,0 Prozent)
  • Depressionen (18,4 Prozent),
  • Angststörungen (14,0 Prozent),
  • emotionale Störungen des Kindesalters (13,6 Prozent).

Verschärfung unter Pandemie-Bedingungen

Aus den Statistiken der Barmer für das Pandemiejahr 2020 geht hervor, dass im ersten Halbjahr 2020 bei Kindern und Jugendlichen 3,7 Prozent mehr Psychotherapie-Einheiten abgerechnet wurden als im entsprechenden Zeitraum 2019. Was die Beantragung neuer Psychotherapien betrifft, gab es im Gesamtjahr 2020 sogar einen Anstieg von 6,3 Prozent gegenüber 2019. Insbesondere beim vierten Quartal fallen vergleichsweise hohe Zahlen an Beantragungen auf. Die Corona-Pandemie hinterlasse vor allem bei ohnehin schon psychisch angeschlagenen jungen Menschen ihre Spuren, erklärt der Barmer-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Christoph Straub. 

Frühzeitig Hilfe suchen

Psychische Probleme können für Kinder und Jugendliche ernste Folgen haben. Eltern, Lehrer und andere Kontaktpersonen sollten deshalb auf mögliche Alarmsignale achten. Zeitnahe Hilfe sei dann wichtig, um einem schweren Verlauf gegenzusteuern, betont die Barmer und verweist auch auf eigene Angebote. Dazu gehöre zum Beispiel das Kinder- und Jugend-Programm (KJP). Außerdem unterstütze die Barmer das Online-Angebot krisenchat.de für Menschen bis 25 Jahren. Bei psychischen Problemen, etwa durch Cybermobbing, könnten sie sich unkompliziert und anonym an geschulte Psychologinnen und Psychologen wenden. 

Quelle: Barmer