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Orange gefärbt: Desinfektionsmittel besser nicht in Metallkanister abfüllen

In der Apotheke hergestellte 2-Propanol-haltige Lösungen zur Handdesinfektion müssen in Glas- oder Kunststoffbehälter abgefüllt werden. | Bild: Tatiana Morozova / Adobe Stock

Desinfektionsmittel mit 2-Propanol verfärben sich orange

In letzter Zeit hat das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) häufiger Proben von 2-Propanol-haltigen Desinfektionsmitteln bekommen, die sich orange verfärbt haben. Diese alkoholischen Lösungen zur Händedesinfektion wurden in der Apotheke selbst hergestellt und anschließend zur Lagerung in Metallkanister abgefüllt.

Zur Erinnerung: Händedesinfektionsmittel aus der Apotheke

Laut der „Allgemeinverfügung zur Zulassung 2-Propanol-haltiger und Ethanol-haltiger Biozidprodukte zur hygienischen Händedesinfektion zur Abgabe und Verwendung durch Verbraucher und berufsmäßige Verwender aufgrund einer Gefahr für die öffentliche Gesundheit“ dürfen in der Apotheke bis zum 05.04.2021 Händedesinfektionsmittel hergestellt und abgegeben werden. Zubereitungen mit 2-Propanol haben dabei folgende Zusammensetzung:

Rezeptur A

(WHO-Empfehlung)

2-Propanol 99,8 % (V/V)75,15 ml
Wasserstoffperoxid-Lösung 3 %4,17 ml
Glycerol 98 %1,45 ml
Gereinigtes Wasserzu 100 ml
 

Rezeptur B

(Modifizierte WHO-Empfehlung)

2-Propanol 99,8 % (V/V)81,46 ml
Wasserstoffperoxid-Lösung 3 %4,17 ml
Glycerol 98 %0,73 ml
Gereinigtes Wasserzu 100 ml
 
Rezeptur C2-Propanol 70 % (V/V)

Händedesinfektionsmittel auf Basis von Ethanol dürfen seit dem 01.01.2021 nicht mehr mit steuerbefreitem, unvergälltem Ethanol hergestellt werden. Zur Herstellung von Ethanol 70 % (V/V) oder Ethanol 80 % (V/V) muss daher wieder vergällter Alkohol verwendet oder die wieder nötige Alkoholsteuer bezahlt werden.

Rost als farbiger Niederschlag

Bei den im ZL untersuchten alkoholischen Lösungen konnten durch einen nasschemischen Nachweis Eisen(III)-Ionen nachgewiesen werden. Der farbige Niederschlag wurde dazu abgetrennt, gewaschen und in Salzsäure wieder aufgelöst. Nach Zugabe einer Ammoniumthiocyanat-Lösung konnte eine intensive Rotfärbung beobachtet werden, mit Kaliumhexacyanoferrat(II)-Lösung ergab sich ein typischer blauer Niederschlag. Auch die zusätzlich durchgeführte IR-spektroskopische Untersuchung bestätigte die analytischen Nachweise und wies auf eine Eisenhydroxidoxid-Verbindung hin. Es ist also davon auszugehen, dass es sich bei dem farbigen Niederschlag um Rost handelt. Chemisch gesehen setzt sich Rost aus Eisen(II)-oxid, Eisen(III)-oxid und Kristallwasser zusammen. Es handelt sich dabei um ein Korrosionsprodukt, das aus Eisen oder Stahl durch Oxidation mit Sauerstoff in Gegenwart von Wasser entsteht.

Reines 2-Propanol wird in Metallkanistern geliefert

Das zur Herstellung der Händedesinfektionsmittel benötigte reine Isopropanol wird in die Apotheke üblicherweise in Metallkanistern aus Weißblech geliefert. Entzündliche Flüssigkeiten werden in Kanister oder Kannen aus Weißblech konfektioniert, da diese elektrostatisch ableitfähig sind und daher die Risiken im Umgang mit solchen Gefahrstoffen minimieren. Behälter aus Weißblech bestehen aus gewalztem Stahl, der zum Schutz vor Korrosion mit einer Schicht Zinn überzogen ist.

Wässrige Lösungen von 2-Propanol besser in Behälter aus Glas oder Kunststoff füllen

Zur Lagerung wässriger Lösungen wie 2-Propanol 70 % (V/V) oder den Desinfektionsmitteln nach WHO-Empfehlung sind diese Metallkanister jedoch nicht geeignet. Bei Kontakt mit Wasser und reaktiven Substanzen wie Wasserstoffperoxid wird die Zinnschicht des Weißblechs angegriffen und der darunter liegende Stahl, eine Eisen-Kohlenstoff-Legierung, beginnt zu rosten. Infolgedessen finden sich Metall-Ionen in der Lösung und abgelöste Rostpartikel führen zu einer Verfärbung des Inhalts. Bei längerer Lagerung können die Behälter durch die Korrosion auch undicht werden. Lösungen mit 2-Propanol 70 % (V/V) und auch die Desinfektionsmittel nach WHO-Rezeptur sollen daher grundsätzlich in Flaschen aus Glas oder Kunststoff mit Schraubmontur und Spritzeinsatz gelagert werden. Ab einer Menge von 1 Liter werden Kunststoffkanister bis zu 5 Liter Volumen empfohlen, bei mehr als 5 Liter Inhalt müssen Kanister mit einer ausreichenden elektrostatischen Leitfähigkeit verwendet werden.