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Fünf bis acht Millionen für die Influenzasaison 2021/2022: BMG bestellt wieder zusätzliche Grippeimpfstoffe

Das BMG plant für die nächste Grippesaison noch mehr Impfstoffe zu bestellen. | Bild: IMAGO / Reiner Zensen

Bereits für die aktuelle Grippesaison hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zusätzliche Grippeimpfstoffe beschafft, rund sechs Millionen Impfdosen. Man wollte das Gesundheitssystem entlasten, wenn SARS-CoV-2-Pandemie und Grippewelle in den Wintermonaten zusammentreffen. Nach Ansicht des BMG war dies eine gute Investition. Die Beschaffung hat sich „rückblickend als sinnvoll erwiesen“, erklärt das BMG. Aus diesem Grund wird das Ministerium um Jens Spahn (CDU) auch für die kommende Influenzasaison 2021/22 eine nationale Reserve an Grippeimpfstoffen ordern, „damit auch in der kommenden Grippesaison ausreichend Grippeimpfstoff zur Verfügung steht“, heißt es im vom „Corona-Kabinett“ getroffenen Beschluss. Fünf bis acht Millionen Dosen sollen es zusätzlich sein, je nach Verfügbarkeit der Vakzinen. Finanziert werden die Grippeimpfstoffe im Bundeshaushalt 2022.

Ärzte können 30 Prozent mehr bestellen

Zusätzlich soll auch Ärzten, wie schon 2020/21, ein größerer Spielraum bei Grippeimpfstoffvorbestellungen eingeräumt werden. Sie können 30 Prozent mehr Vakzinen beschaffen, ohne sofort Regresse aufgrund von Unwirtschaftlichkeit fürchten zu müssen. Für die aktuelle Saison 2020/21 findet sich eine entsprechende Regelung im Sozialgesetzbuch V (§ 106b Abs. 1a SGB V). Für die kommende Saison soll die 30-Prozent-Regel in Kürze ebenfalls gesetzlich verankert werden, und zwar im „Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“. Bis dies allerdings in Kraft treten könnte (eventuell im Mai), wären die Vorbestellfristen der Ärzte für die Vakzinen abgelaufen.

Hochdosisgrippeimpfstoff wird Kassenleistung

Die Zeit eilt also. Das weiß auch das BMG und will seine Vorbestellungen nun rasch in trockene Tücher bringen und Angebote einholen. Neu ist in der kommenden Saison, dass erstmals spezielle Vierfach-Grippeimpfstoffe für Ältere verfügbar sein werden – der hochdosierte Grippeimpfstoff Efluelda® (Sanofi Pasteur) und die adjuvantierte Vakzine Fluad® Tetra (Seqirus).

Wichtig ist hierbei, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut sich im November 2020 erstmals für eine Impfung älterer Menschen mit einem Hochdosisgrippeimpfstoff (nicht adjuvantiert) ausgesprochen hatte. Dieser Empfehlung ist der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) nun im Januar gefolgt – er hat die Schutzimpfungs-Richtlinie dahingehend geändert. Stimmt das BMG dem G-BA-Beschluss zu, tritt die geänderte Richtlinie am 1. April 2021 in Kraft, das bedeutet: Hochdosisgrippeimpfstoff für ab 60-Jährige sind dann Leistung der gesetzlichen Krankenkassen und werden erstattet. Ärzte sollten diesen Punkt bei ihren Vorbestellungen für ältere Grippeimpfstoffempfänger berücksichtigen.

Auch in der aktuellen Grippesaison gab es bereits Hochdosisgrippeimpfstoffe – Fluzone High Dose Quadrivalent, das US-amerikanische Pendant von Efluelda®. Efluelda® wurde 2020/21 noch nicht vermarktet, ebenso wenig Fluad® Tetra.

Engpässe vor allem bei Efluelda® absehbar?

Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) fürchtet bereits jetzt Engpässe, insbesondere beim Hochdosisgrippeimpfstoff genießt Sanofi-Pasteur mit Efluelda® als einzig zugelassenem Hochdosisgrippeimpfstoff Monopolstellung. Falle der einzige Hersteller aus, könne dies nicht von anderen Grippeimpfstoffherstellern aufgefangen werden, mahnt der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis. Er fordert zudem eine Anpassung der Grippeimpfstoffvergütung für Apotheker – so koste Efluelda® etwa das Dreifache von standarddosierten Grippevakzinen. Die durch das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) vom Mai 2019 festgelegte und „äußerst knappe Honorierung“ mit 1 Euro pro Impfdosis decke somit erst recht nicht mehr die Kosten der Apotheke für die Vorfinanzierung, Beratung und Lieferung der Impfstoffe sowie das Risiko für Warenuntergang, Nichtabnahme und Retaxationen durch die Krankenkassen.

BMG soll Nationale Reserve rechtzeitig freigeben

Unter anderem schlägt Preis vor, dass die Krankenkassen den Apotheken die Grippeimpfstoffrezepte mindestens einen Monat vor Auslieferung der Impfstoffe bezahlen. Zudem sollte die Auslieferung der Bundesreserve früher erfolgen als in der aktuellen Saison, sodass die Apotheken nicht – wie jetzt – auf 1 Million Impfdosen (10 Millionen Euro) sitzenblieben. In der Tat gab das BMG die zusätzlichen sechs Millionen Influenzavakzinen spät frei – nach anfänglichen Engpässen war sodann der Hochpunkt der Impfmotivation der Bürger wohl bereits überschritten.