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Inceptor – neuer Ansatz in der Therapie des Diabetes?

Mit der Entdeckung des Rezeptors „Inceptor“ könnten eventuell neue Therapien für Diabetes entwickelt werden. | Bild: Proxima Studio / Adobe Stock

Bislang ist es nur ein Mausversuch. Doch Forschende des Helmholtz Zentrums München, der Technischen Universität München und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung entdeckten einen bisher unbekannten Rezeptor, der im Insulinsignalweg eine Rolle spielt: den Insulin-inhibierenden Rezeptor „Inceptor“. Die Studie hierzu veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature".

Ohne Inceptor: Insulinspiegel steigt

Inceptor hemmt den Insulinsignalweg und somit die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), indem er die insulinproduzierenden Betazellen vor der Aktivierung des Insulinsignalwegs abschirmt. Fehlt Inceptor hingegen, steigt der Insulinspiegel und es kommt zu Unterzuckerungen. So zeigen Knockout-Mäuse, die kein Inceptor-Gen in sich tragen, Anzeichen zu hoher Insulinspiegel (Hyperinsulinämie) und Unterzuckerung (Hypoglykämie). Sie sterben innerhalb weniger Stunden nach der Geburt, so erklären die Wissenschaftler in „Nature“ die Funktion des neu entdeckten Rezeptors.

Inceptor bei Diabetes hochreguliert

Interessanterweise ist Inceptor bei Diabetes hochreguliert. Das bedeutet, es gibt eine höhere Anzahl des Inceptors und dadurch ein verstärktes Insulin-inhibierendes Signal. Daraus lässt sich schließen, dass die Blockierung des Insulinsignals durch Inceptor eine Rolle für die Insulinresistenz spielt, erklären die Wissenschaftler. Eine Resistenz gegenüber Insulin in den Betazellen führt bei Mäusen zu offenem Diabetes. Therapien, die die Betazelle für Insulin sensibilisieren, könnten Patienten mit Diabetes vor einem Betazellversagen schützen, so die Annahme der Wissenschaftler.

Betazellen empfindlicher für Insulin machen

Einer der Wissenschaftler, Professor Heiko Lickert, erklärt: „Bildet sich in den Betazellen eine Insulinresistenz aus, kommt es zum Funktionsverlust und führt zum Diabetes. Therapien, die diese Zellen wieder empfindlicher machen für Insulin, könnten Patienten vor dem Verlust der Betazellen oder ihrer Funktion schützen.“ Lickert  ist Direktor des Instituts für Diabetes- und Regenerationsforschung am Helmholtz Zentrum München, Professor für Betazellbiologie an der Technischen Universität München und Mitglied des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Nun hofft man, dass mit dem Insulin-inhibitorischen Rezeptor Inceptor ein vielversprechendes Ziel für neue Therapien zum Schutz und zur Regeneration von Betazellen gefunden worden ist, die keine unerwünschten Nebenwirkungen einer intensiven Insulintherapie mit sich bringen.

Ursache von Diabetes behandeln – bei Typ 1 und Typ 2?

Forschende fanden zudem heraus, dass ein Ausschalten des Inceptors in der Betazelle und eine Blockade der Funktion von Inceptor durch monoklonale Antikörper die Masse funktionaler Betazellen erhöhte und die Insulinsignalstärke steigen ließ. Inceptor sei daher ein vielversprechender Angriffspunkt, um

  • die eigentliche Ursache von Diabetes,
  • den Verlust der Betazellen und
  • die Fehlfunktion von Betazellen

zu behandeln, sagt Ansarullah, einer der Erstautoren der Studie und wie Lickert Diabetesforscher am Helmholtz Zentrum München. Lickert fasst zusammen: „Wir wollen nun die Entdeckung von Inceptor dazu nutzen, neue Medikamente zur Regeneration der Betazellen zu entwickeln. Damit könnten wir Betroffenen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes helfen und letztendlich eine Diabetes-Remission herbeiführen.“

Insulin vor 100 Jahren entdeckt

Die Entdeckung des Inceptors fällt in ein Jubiläumsjahr bei Diabetes. Vor 100 Jahren entdeckten Frederick Banting und Charles Best das Insulin und vor 50 Jahren wurde der Insulinrezeptor gefunden. Banting erhielt für die erstmalige Isolierung des Insulins 1923 den Medizinnobelpreis, allerdings nicht gemeinsam mit dem wesentlich an der Forschung beteiligten Best, sondern dem Physiologen John James Richard Macleod. Beide Nobelpreisträger gaben daraufhin je die Hälfte ihrer Prämien an Charles Best und einen weiteren Forscher, James Bertram Collip, der als Biochemiker daran beteiligt war, das aus dem Gewebe der Bauchspeicheldrüse gewonnene Insulin zu reinigen.