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Rote-Hand-Brief: AMK informiert über Leberschäden unter Metamizol

Metamizol kann zu Leberschäden führen, darüber informierte am 15. Dezember ein Rote-Hand-Brief. | Bild: PTAheute / Sprecher

In einem aktuellen Rote-Hand-Brief informieren die Zulassungsinhaber Metamizol-haltiger Arzneimittel in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über Risiken in Zusammenhang mit einer Metamizol-Einnahme. In den aufgeführten Fällen kam es zu arzneimittelbedingten Leberschäden (drug-induced liver injury, DILI). Diese können potenziell schwerwiegende Folgen haben, einschließlich eines akuten Leberversagens mit der Notwendigkeit zur Lebertransplantation.

Zur Erinnerung: Was ist Metamizol?

Das Pyrazolonderivat Metamizol zählt zu den nichtopioiden Analgetika. Es wirkt schmerzstillend, fiebersenkend und zusätzlich krampflösend. Aufgrund dieser Eigenschaften kommt Metamizol, sofern andere Therapien nicht indiziert sind, bei akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen, bei Koliken, Tumorschmerzen und sonstigen akuten oder chronisch starken Schmerzen zur Anwendung. Darüber hinaus wird Metamizol, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichend sind, bei hohem Fieber eingesetzt. Der Wirkmechanismus von Metamizol wirft derzeit noch Fragen auf. Man geht von einer zentralen und einer peripheren Komponente aus. 

Als seltene, aber lebensbedrohliche Nebenwirkung kann eine Agranulozytose auftreten. Bei Verdacht auf diese Nebenwirkung muss die Anwendung sofort unterbrochen und ein Arzt kontaktiert werden. Weiter mögliche Nebenwirkungen sind z. B. Haut- und Schleimhautveränderungen, allergische Reaktionen, Leukopenie und Thrombozytopenie. Kunden sollten auch auf eine mögliche Rotfärbung des Urins hingewiesen werden, welche durch den harmlosen Metaboliten Rubazonsäure entstehen kann. sn 

Leberschäden vermutlich durch immunallergischen Mechanismus

Kürzlich identifizierte Informationen über Leberschäden hätten laut Rote-Hand-Brief den PRAC (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee) der EMA zur Überprüfung des leberschädigenden Potenzials von Metamizol veranlasst. Die Leberschäden zeigten vorwiegend ein hepatozelluläres Muster und seien wenige Tage bis Monate nach Behandlungsbeginn aufgetreten. Anzeichen und Symptome schlossen erhöhte Leberenzymwerte im Serum mit oder ohne Ikterus (Gelbsucht) ein, häufig im Zusammenhang mit anderen Arzneimittelüberempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Hautausschlag, Blutbildveränderungen, Fieber und Vermehrung der eosinophilen Granulozyten [Eosinophilie]) oder seien von Merkmalen einer Autoimmunhepatitis begleitet gewesen. 

Bei einigen Patienten ist nach Angaben des Roten-Hand-Briefes nach erneuter Anwendung wieder ein Leberschaden aufgetreten. Der Pathomechanismus des metamizolbedingten Leberschadens sei nicht eindeutig geklärt, doch ergäben sich aus verfügbaren Daten Hinweise auf einen immunallergischen Mechanismus.

Wie häufig sind Leberschäden unter Metamizol?

Sollten Frühsymptome eines Leberschadens unter Metamizol auftreten, sollte die Anwendung des Arzneimittels beendet werden, und ein Arzt sollte die Leberwerte überprüfen. Zudem sollte Metamizol bei Patienten, bei denen unter der Behandlung mit dem Pyrazolonderivat ein Leberschaden aufgetreten ist, für den keine andere Ursache gefunden werden konnte, nicht wieder angewendet werden. 

Die Hersteller passen die Produktinformation in Abschnitt 4.4 („Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“) und 4.8 („Nebenwirkungen“) der Fachinformation sowie die Gebrauchsinformation entsprechend an. 

Basierend auf der kumulativen klinischen Erfahrung mit Metamizol von nahezu 100 Jahren und dem Ausmaß der Patientenexposition gegenüber dem Arzneimittel wird das Auftreten eines Leberschadens durch Metamizol als sehr selten eingeschätzt. Allerdings könne die genaue Häufigkeit nicht berechnet werden.