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Stärkung des Immunsystems – Teil 2: Schützen Probiotika oder Phytopharmaka vor Erkältungen?

Bei den ersten Anzeichen einer Erkältung finden häufig Phytopharmaka wie zum Beispiel Zubereitungen aus dem roten Sonnenhut Anwendung. Ihr Nutzen ist jedoch nicht immer eindeutig belegt. | Bild: chamillew / Adobe Stock

Um sich vor einer Erkältung zu schützen oder ihr bei den ersten Anzeichen entgegenzutreten, greifen  Kunden gerne auf Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneimittel zurück. Welche Effekte in diesem Zusammenhang durch Mineralstoffe oder Vitamine zu erwarten sind, hat sich PTAheute in einem vorherigen Teil bereits angeschaut. Doch auch Probiotika und Phytopharmaka stehen im Ruf, gegen virale Infektionen der oberen Atemwege wirksam zu sein. Was ist dran?

Probiotika

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt oder Sojajoghurt vorkommen oder auch als Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel eingenommen werden können. Wenn sie in ausreichender Menge und in aktiver Form in den Darm gelangen, wirken sie sich positiv auf die Gesundheit aus. Bekanntermaßen spielt die Darmschleimhaut für eine erfolgreiche Immunabwehr eine wichtige Rolle. Probiotische Bakterien steigern die Anzahl nützlicher Bakterien in der Darmflora und unterstützen so das Immunsystem. Die häufigsten Arten von Probiotika sind Milchsäure- und Bifidobakterien. 

Mehrere Cochrane Reviews haben sich bereits mit der Frage beschäftigt, ob eine vorbeugende Einnahme von Probiotika zur Prophylaxe von Erkältungskrankheiten geeignet ist.

Zur Erinnerung: Was sind Cochrane Reviews?

Unter einem Cochrane Review versteht man eine systematische Übersichtsarbeit, in der die Forschungsergebnisse aus verschiedenen Studien zusammengefasst sind.

Positive Bewertung

Die Autoren bewerten dabei die Einnahme von Probiotika durchaus positiv. Die Anzahl der Studienteilnehmer, die an einer Infektion der oberen Atemwege erkrankte, reduzierte sich fast um die Hälfte im Vergleich zur Placebogruppe. Auch die Dauer der Erkältungssymptome nahm deutlich ab. Die Patienten waren durchschnittlich fast zwei Tage eher wieder beschwerdefrei. 

Nach Meinung der Autoren muss allerdings die Qualität der einzelnen Untersuchungen noch verbessert werden. Einige wurden mit nur wenigen Teilnehmern durchgeführt, während andere von Herstellern der getesteten Präparate unterstützt wurden. 

Auch die genaue Wirkungsweise der Probiotika zur Verhinderung viraler Infektionen ist noch nicht genau geklärt. Die einzelnen Erkältungsviren wie Rhino- oder Coronaviren müssen zur Vermehrung in der Nasenschleimhaut zunächst eine natürliche Barriere überwinden. Dazu zählen neben dem vorkommenden Schleim und den darin enthaltenen Immunzellen auch Bakterien der oberen Atemwege. Die Zusammensetzung dieser schützenden Bakterien auf den Schleimhäuten kann durch die Ernährung beeinflusst werden. Durch die Einnahme von probiotischen Bakterien kann die Abwehr von Erkältungsviren also wirkungsvoll unterstützt werden.

Phytopharmaka – Nutzen nicht eindeutig

Zur Prävention oder bei den ersten Anzeichen einer Erkältung werden in der Apotheke häufig auch pflanzliche Mittel zur Immunstimulierung nachgefragt. Eine große Rolle spielen dabei Zubereitungen aus dem Kraut und der Wurzel des Sonnenhuts, pharmazeutisch wird dabei meistens der rote Sonnenhut (Echinacea purpurea) genutzt. 

Verschiedene Studien haben sich mit dem Nutzen von Echinacea-Präparaten bei Atemwegsinfekten im Vergleich zu Placebo beschäftigt. Dabei konnte bei einigen Untersuchungen tatsächlich eine geringe Überlegenheit der Phytopharmaka gegenüber einem Scheinmedikament festgestellt werden. Die Evidenz für eine klinische Wirkung war allerdings schwach. Eine eindeutige Empfehlung bezüglich der Verwendung entsprechender Zubereitungen bei Erkältungen könne deshalb nicht ausgesprochen werden. Weder konnte die Einnahme von Echinacea-Präparaten nach Einsetzen der Symptome die Dauer der Erkrankung eindeutig verringern, noch konnte eine vorbeugende Einnahme die Anzahl der Krankheitsfälle signifikant reduzieren. Da bei den einzelnen Echinacea-Präparaten verschiedene Arten und Pflanzenteile miteinander verglichen wurden, ist eine eindeutige Schlussfolgerung zudem schwierig. Wünschenswert wären daher weitere wissenschaftliche Untersuchungen, die standardisierte Präparate hinsichtlich der eingesetzten Pflanzenart und der verwendeten Pflanzenteile miteinander vergleicht.

Hinweise zur Selbstmedikation

Damit eine Wirkung pflanzlicher Präparate zur Stärkung des Immunsystems überhaupt eintreten kann, müssen diese bereits bei den ersten Anzeichen einer Erkältung eingenommen werden. Um eine Überstimulation des Immunsystems zu vermeiden, dürfen die Zubereitungen zudem nur für 14 Tage angewendet werden. Bei bestehender Immunsuppression oder Defiziten im Immunsystem ist eine Anwendung nicht erlaubt.