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Grippeimpfstoff-Nachschub in Sicht

Bundesweit sind Grippeimpfstoffe in Arzneimittelkühlschränken vieler Apotheken und Arztpraxen momentan ein rares Gut. | Foto: EdNurg / AdobeStock

Inmitten der Corona-Pandemie wollen sich deutlich mehr Menschen als sonst gegen die Grippe impfen lassen. Zwar werde der Impfstoff knapp, bis Mitte November sollten aber zusätzliche Impfstoffdosen auf dem Markt sein, sagte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Die Nachfrage sei „lebhaft“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Jens Wagenknecht. Jeder zweite Anruf in seiner Praxis drehe sich um die Frage, ob Impfstoff da sei. Die Stimmung in den Praxen sei angespannt, weil die Lieferungen auf sich warten ließen. 

Die erste Charge sei schon Mitte Oktober verimpft gewesen, aus dieser Charge seien die Bewohner von Pflegeheimen geimpft worden, damit die Risikogruppe geschützt sei. „Wir müssen uns angesichts der großen Nachfrage nun darauf konzentrieren, dass insbesondere diejenigen gegen die Grippe geimpft werden, die ein besonders hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben“, mahnte Ministerin Carola Reimann (SPD) vom Landesgesundheitsministerium Niedersachsen.

Nachschub in Reichweite

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sind beispielsweise in Niedersachsen die ersten 1,2 Millionen Impfstoffdosen bereits ausgeliefert – von ursprünglich rund 1,4 Millionen Dosen. „Wer jetzt keine Impfung bekommt, sollte sich etwas gedulden – wir rechnen mit Nachschub“, sagte der Sprecher. 

Dem Bund sei es gelungen, noch Impfstoff aufzutreiben, bis Mitte November könnten mehrere Millionen Dosen Impfstoff zur Verfügung stehen. Klare Angaben zur Menge und zum Lieferzeitpunkt gebe es aber bisher nicht. Laut Ministerium sind vom Bund beschaffte sechs Millionen Impfdosen für das gesamte Bundesgebiet noch nicht ausgeliefert worden.

Thüringen: Derzeit alle Impfdosen ausgeliefert

In Thüringen sind derzeit alle von den Arztpraxen im Land bestellten Impfdosen von den Apotheken ausgeliefert worden. Derzeit könne kein Nachschub bestellt werden, sagte der Vorsitzende des Landesapothekerverbandes Stefan Fink am Mittwoch. Erst im November, wenn die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Deutschland angeforderten Reserven einträfen, könnten Praxen wieder beliefert werden. Diese sollten sich aber beeilen, um ihren Bedarf rechtzeitig bei den sie beliefernden Apotheken anzuzeigen. dpa/sn 

Warum ist der Impfstoff knapp?

Bereits im Januar hätten die Arztpraxen den Impfstoff vorbestellt, sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung. Nur: Damals wusste noch niemand von der Corona-Pandemie und davon, wie problematisch es sein könnte, Patienten mit COVID-19, der Grippe und Erkältungen gleichzeitig in den Praxen zu haben. Der Impfstoff ist daher in diesem Jahr besonders begehrt und regional knapp – und zwar eher in Städten als auf dem Land, wie der Sprecher sagte. 

In der vergangenen Grippe-Saison seien allein in Niedersachsen rund 1,2 Millionen Menschen geimpft worden. Das bedeute, selbst wenn sich diese Zahl verdopple, sollte der Impfstoff ausreichen. Wagenknecht sagte, einige Hausärzte seien bei den Bestellungen zurückhaltend gewesen, weil es schon Regresszahlungen wegen nicht gespritzter Impfstoffe gegeben habe.

Und wenn keine Grippeimpfung mehr kommt?

Dann dürfte der Einzelne möglicherweise verunsichert sein, habe aber eigentlich keinen Grund dazu, sagte Wagenknecht. Bundesweit gebe es 27 Millionen Impfstoffdosen, würden alle gespritzt, hätte es das Virus schwer, sich auszubreiten, weil etwa ein Drittel der Bevölkerung geschützt sei. 

Und: „Wenn wir uns an die Corona-Maßnahmen halten, beugen wir auch der Influenza vor.“ Das habe der Lockdown gezeigt, Ende März habe es keine Grippewelle mehr gegeben. „Ich vermute mal, wir werden keine starke Grippewelle sehen“, sagte Wagenknecht. Quelle: dpa/mp