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Weiter Platz 1: Fehltage wegen Depressionen und Co.

Depressive Frau liegt auf Sofa
Immer mehr Beschäftigte fallen aufgrund psychischer Beschwerden aus. | Bild: Rawpixel.com / AdobeStock

Laut dem jüngsten DAK-Psychreport erreichte im vergangenen Jahr die Anzahl der Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen einen neuen Höchststand. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) um 21 Prozent, im Zehnjahresvergleich sogar um 52 Prozent.

Ursächlich für die gestiegenen Fallzahlen soll das vermehrte Aufkommen von vor allem kürzeren Krankschreibungen sein. Dabei konnte die DAK deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Branchen und Berufsgruppen feststellen. 

Krankentage: Gesundheitswesen besonders stark betroffen

Insbesondere im Bereich der Altenpflege und Kinderbetreuung kamen die DAK-Versicherten auf die meisten Krankentage (durchschnittlich 5,3 Fehltage pro Kopf vs. 3,2 Fehltage pro Kopf aller DAK-Versicherten). Auch im Gesundheitswesen fiel die Zahl der psychisch bedingten Krankentage überdurchschnittlich hoch aus. 

Welche psychischen Erkrankungen treten am häufigsten auf?

Unter den psychischen Erkrankungen werden in knapp 39 Prozent der Fälle affektive Störungen (zum Beispiel Depressionen) diagnostiziert. Abhängigkeitserkrankungen, Schizophrenie und andere wahnhafte Störungen haben mit etwa acht Prozent einen verhältnismäßig kleinen Anteil an den Fehltagen durch psychische Erkrankung.  

Gut zu wissen: Was zeichnet affektive Störungen aus?

Affektive Störungen sind durch extreme Stimmungsveränderungen gekennzeichnet. Zu den häufigsten Vertretern zählen Depression, Manie und bipolare Störung.  

  • Die Depression ist gekennzeichnet durch ein tiefes Gefühl der Traurigkeit, das die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt und die Lust am Leben nimmt. Die Betroffenen fühlen sich wertlos, verzweifelt und schuldig. Sie haben Schlaf- und Essstörungen und denken in ihrer Hoffnungslosigkeit häufig an den Tod.
  • Die Manie ist durch übertriebene körperliche Aktivität und äußerste Hochstimmung ohne vorausgegangenen positiven Grund gekennzeichnet. Manche Betroffenen sind übermäßig selbstbewusst, verhalten sich auffallend, schlafen wenig und reden mehr, als sie es sonst tun. Einige von ihnen haben optische oder akustische Halluzinationen und sehen bzw. hören Dinge, die nicht da sind.
  • Bei der bipolaren Störung wechseln sich Depression und Manie phasenweise ab.

Körperliche Symptome aufgrund psychischer Beschwerden

Psychische Erkrankungen zeigen sich nicht nur in einer veränderten Stimmung, sondern können sich auch körperlich manifestieren. Und dieser Anteil hat im letzten Jahr zugenommen: 53 Prozent der Fehltage, die auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sind, beruhen auf neurotischen, Belastungs- oder somatoformen Störungen – in 2022 waren es noch 51,4 Prozent. Dazu gehören Angst und Anpassungsstörungen sowie psychosomatische Beschwerden.

Gut zu wissen: Was sind psychosomatische Beschwerden?

Psychosomatische Beschwerden, auch somatoforme Störungen genannt, zeichnen sich durch Befindlichkeitsstörungen ohne organischen Befund aus.  

Wiederkehrende körperliche Beschwerden wie Kopf-, Rücken-, Bauchschmerzen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden und Müdigkeit können somit auch psychisch bedingt sein. 

Bei Patienten mit somatoformen Störungen können sich jedoch parallel körperliche Krankheiten wie Bluthochdruck, Magengeschwüre, Hormonstörungen u. v. m. entwickeln. Es ist daher wichtig, psychische Leiden ärztlich zu behandeln, um weitere Krankheiten zu vermeiden.  

Betroffene sind häufiger, aber kürzer krankgeschrieben 

Die Dauer einer durchschnittlichen Krankschreibung aufgrund einer psychischen Erkrankung lag im Jahr 2023 bei knapp 33 Tagen und ist somit gegenüber 37 Tagen in 2022 leicht gesunken. 

Allerdings hat die Zahl der kurzen Krankschreibungen (1 bis 3 Tage) deutlich zugenommen (+ 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die DAK führt dies unter anderem auf das Verfahren der elektronischen Krankschreibung zurück. 

Besteht ein Zusammenhang zwischen Personalmangel und Fehlzeiten?

Krankheitsfälle im Team führen zu einer zusätzlichen Belastung der ohnehin erschöpften Mitarbeitenden. In Studien zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel und einem hohen Krankenstand in der Gesundheitsbranche. 

Unter anderem beobachten Wissenschaftler, dass in Betrieben und Unternehmen, die Personalmangel erleben, die Erhaltung der Gesundheit der Beschäftigten nicht an erster Stelle steht.https://www.dak.de/dak/bundesthemen/dak-gesundheitsreport-personalmangel-macht-krank-2617954.html#/ 

Dies scheint auch der DAK-Psychreport zu bestätigen, denn laut diesem sind die psychisch bedingten AU-Tage insbesondere im Gesundheitswesen, in der Altenpflege sowie in pädagogischen Berufsgruppen gestiegen.

„Diese Berufsgruppen kümmern sich unter Druck durch Personalmangel um das Wohlbefinden anderer Menschen und sind dabei selbst hochgradig psychisch belastet“, heißt es im Bericht.

Wie kann man psychische Beschwerden erkennen?

Psychische Beschwerden sind nicht immer mit bloßem Auge zu sehen. Allerdings können sich bei Betroffenen am Arbeitsplatz einige Verhaltensänderungen bemerkbar machen:  

  • Mangelnde Arbeitsdisziplin: Nichteinhalten von Terminen, Unpünktlichkeit, unerledigte Aufgaben, hohe Fehlerquote, Kontrollzwang, Vermeiden von bestimmten Tätigkeiten
  • Veränderungen im Sozialverhalten: Vermeidung von Kontakten und Gesprächen mit Kunden und Kollegen, unangemessenes Verhalten gegenüber anderen sowie auffällige Reaktionen auf Kritik
  • Andere Auffälligkeiten: Gewichtsveränderungen durch verändertes Essverhalten, Vernachlässigen der Körperpflege und ungepflegte Kleidung.

Häufig verhalten sich Depressive zurückweisend, ungeduldig und sind nicht bereit, gut gemeinte Vorschläge anzunehmen.

Was ist wichtig im Umgang mit erkrankten Kollegen?

Im Gespräch mit Betroffenen ist es vor allem wichtig, die Beschwerden ernst zu nehmen und das Leiden zu respektieren. Alltägliche Fragen zum Wohlbefinden sowie Fragen nach den Gründen können Betroffene belasten und den Genesungsprozess behindern. 

Zudem können die Ursachen hinter psychischen Erkrankungen sehr persönlicher Natur sein, über die Betroffene nicht sprechen können oder wollen. 

Gut zu wissen: vielfältige Gründe für psychische Erkrankungen

Psychische Beschwerden entwickeln sich schleichend und über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Ursachen dahinter sind vielfältig. 

Zum einen können private und berufliche Belastungen psychische Beschwerden begünstigen, zum anderen können aber auch genetische Faktoren sowie körperliche Belastungen dafür verantwortlich sein. 

Muss die Abwesenheit eines Kollegen gegenüber Außenstehenden kommuniziert werden, z. B. um einen Kundentermin zu verschieben, so sollte der Grund für die Abwesenheit nicht genannt werden. Denn letztlich handelt es sich hierbei um sehr persönliche und schützenswerte Informationen (Stichwort Datenschutz).

Psyche auch Hauptursache für Berufsunfähigkeit

Laut einer aktuellen Analyse* der Debeka entfiel im Jahr 2023 jede zweite neu eingetretene Berufsunfähigkeit auf psychische Erkrankungen. 

Zu den Hauptursachen für eine Berufsunfähigkeit zählen neben psychischen Erkrankungen (49,7 Prozent) auch Neubildungen, z. B. bei Krebserkrankungen (13,1 Prozent) und Erkrankungen des Bewegungsapparats (11,4 Prozent). 

*Die Auswertung erfolgte auf Basis des Versichertenbestands von mehr als 400.000 gegen Berufsunfähigkeit Versicherten für das Jahr 2023. Berücksichtigt wurden dabei die 1.259 neu eingetretenen Leistungsfälle.