Mit viel Eiweiß gegen die Fettleber
Die nichtalkoholische Fettleber ist weltweit die häufigste chronische Lebererkrankung und befindet sich weiter auf dem Vormarsch. In der westlichen Welt sind circa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung betroffen. Oft geht die Fettansammlung in der Leber mit dem metabolischen Syndrom einher – also mit Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Wird nicht rechtzeitig interveniert, kann eine Fettleber mit der Zeit schwerwiegende Folgen haben: Fibrose, Zirrhose und möglicherweise sogar Krebs. Doch die gute Nachricht lautet: Eine Fettleber lässt sich noch umkehren – sofern die Betroffenen ihren Lebensstil ändern. In erster Linie betrifft das die Ernährung.
Eiweißreiche Diät reduziert Leberfett stärker als eiweißarme Diät
Eine Kalorienreduktion ist die wichtigste Ernährungsmaßnahme bei einer nichtalkoholischen Fettleber. Doch welche Makronährstoff-Zusammensetzung am günstigsten ist, um das Leberfett schmelzen zu lassen, ist noch nicht ganz klar. Dieser Frage ging eine neue Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) nach. Es wurde untersucht, wie sich der Eiweißgehalt in der Nahrung bei stark übergewichtigen Menschen mit nichtalkoholischer Fettleber auswirkt. Die 19 Probanden erhielten hierzu drei Wochen lang entweder eine eiweißreiche kalorienreduzierte Ernährung oder eine eiweißarme kalorienreduzierte Ernährung. Anschließend wurden Übergewichts-Operationen (bariatrische Chirurgie) durchgeführt sowie Leberproben entnommen.
In beiden Gruppen verloren die Studienteilnehmer rund fünf Kilogramm Gewicht. Doch bei der Probenanalyse ergab sich ein deutlicher Unterschied: Mit der eiweißreichen Diät sank der Leberfettgehalt um gut 40 Prozent. Dagegen blieb die Fettmenge unter der eiweißarmen Diät nahezu unverändert.
Wirkmechanismus: verringerte Fettaufnahme und -synthese
Das Wissenschaftlerteam geht davon aus, dass der positive Effekt der eiweißreichen Diät einen Hauptgrund hat: Aufnahme, Speicherung und Synthese von Fett werden unterdrückt. Das führen die Forscher auf veränderte Genaktivitäten zurück. So zeigten Genanalysen der Leberproben, dass Gene für die Fettaufnahme, -speicherung und -synthese nach der eiweißreichen Ernährung weniger aktiv waren als nach der eiweißarmen Kost.
Die aktuellen Ergebnisse müssen noch in größer angelegten Studien überprüft werden. Sollten sie sich bestätigen, könnte das zu einer entsprechenden Fettleber-Therapieempfehlung führen: erhöhte Aufnahme von Eiweiß in Kombination mit einer gesunden fettarmen Ernährung. Quellen: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke; Liver International, online Juli 2020