Smartphone, Tablet, Fernseher: Vorstellungsgabe leidet
Eine Blumenwiese im Sonnenschein. – Diese gelesenen Worte reichen schon, damit vor unserem inneren Auge ein Bild entsteht: Wir „sehen“ die grün-bunte Pracht, „riechen“ die würzigen Kräuter und „hören“ vielleicht das Zirpen der Grillen. Unsere Vorstellungskraft macht es möglich. Diese Fähigkeit haben wir, weil in unserem Gehirn bereits reale Erlebnisse und Erfahrungen mit solchen Dingen abgespeichert sind.
Fertige Bilder bremsen innere Bilder aus
Schauen wir auf einen Bildschirm, wird uns bezüglich Vorstellungskraft viel Arbeit abgenommen, vor allem wenn wir Bilder und Filme konsumieren. Hier werden uns die Bilder ja bereits vollständig präsentiert. Wir müssen sie nicht wie beim Lesen oder Hören selbst erzeugen. Regensburger Pädagogen haben nun untersucht, wie die Vorstellungskraft von Kindern beeinflusst wird, wenn sie viel vor dem Bildschirm sitzen. An der Studie nahmen 266 Kinder im Alter zwischen drei und neun Jahren teil. Die Kinder wurden im Abstand von zehn Monaten jeweils hinsichtlich ihrer Vorstellungskraft getestet. Parallel wurde dokumentiert, wie häufig sie Bildschirmmedien nutzten.
Verzögerte Entwicklung von Vorstellungsfähigkeiten
Die Wissenschaftler stellten tatsächlich einen Zusammenhang fest: Je länger die tägliche Nutzung war, desto langsamer entwickelte sich während der zehn Monate die Vorstellungskraft der Kinder. Dies galt nicht nur bei passiver Bildschirmnutzung – zum Beispiel am Fernseher –, sondern auch beim Gebrauch aktiver Medien wie Smartphone, Tablet oder PC.
Für Ausgleich sorgen: mehr Aktivität in realer Welt
Die Vorstellungskraft ist ein wichtiger Baustein für unsere kognitiven Fähigkeiten, also etwa Denken, Problemlösen, Sprache und Fantasie. Die Regensburger Pädagogen raten daher zu einer besonneneren Bildschirmnutzung. Außerdem empfehlen sie mehr kompensatorische Aktivität. So gebe es Apps, die ein interaktives Konzept verfolgen. Durch bestimmte Elemente werde dabei die aktive Bilderzeugung angeregt. Generell gelte jedoch, dass Bildschirmmedien gesprochene Sprache, Vorlesen etc. nicht ersetzen können. Darüber hinaus sollten Kinder ausreichend Gelegenheit erhalten, sich auch in der dreidimensionalen Welt aktiv und kreativ zu betätigen. Quelle: Universität Regensburg