Jetzt noch grippeimpfen schützt doppelt
Als optimalen Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI) die Monate Oktober und November. Bis der Körper einen Impfschutz aufbaut, dauert es jedoch nur zehn Tage bis zwei Wochen. Auch zum jetzigen Zeitpunkt kann eine Grippeimpfung folglich noch schützen, denn die diesjährige Influenzawelle ist in vollem Gange, und wie lange sie anhält und wie schwer sie noch verlaufen wird, wird man erst nach der Grippesaison 2019/20 wissen.
Grippewelle in vollem Gange
Sah es vor zwei Wochen noch danach aus, dass der Höhepunkt der aktuellen Grippewelle bereits überstanden ist – die Zahl an Infektionen war zurückgegangen –, musste das RKI anhand der beiden jüngsten Auswertungen der hiesigen Grippelage wieder zurückrudern: Die Influenza-Aktivität ist wieder gestiegen. Am Donnerstag (12.03.2020) meldetet das RKI sogar mit fast 23.000 Neuinfektionen die bislang höchste Zahl an neuen Grippefällen (labordiagnostisch bestätigt). Auf Nachfrage der Redaktion bestätigt das RKI, dass auch zum jetzigen Zeitpunkt den Risikogruppen in der Bevölkerung eine Grippeimpfung noch empfohlen wird.
Doppelter Grippeschutz: jetzt noch impfen und nächsten Herbst auffrischen
Auch Professor Christian Drosten, Chef-Virologe der Berliner Charité und derzeit der wohl gefragteste Coronavirus-Experte, rät noch zur Grippeimpfung. Zum einen zum Schutz vor der derzeit zirkulierenden Influenza, aber auch zum Schutz – zusätzlich zu der dann verfügbaren neuen Grippeimpfung für 2020/21! – für die kommende Grippesaison. Wichtig: Eine jetzige Impfung ersetzt die Impfung in der kommenden Grippesaison nicht.
Auch in der nächsten Saison: Grippe- fällt mit SARS-CoV-2-Welle zusammen
Professor Droste erklärt im NDR-Podcast vom 10. März 2020: „Die nächste Influenza-Saison kommt, die SARS-CoV-2-Pandemie wird auch in der nächsten Influenza-Saison immer noch da sein.“ Deswegen lohnt es sich aus Sicht des Experten auch jetzt nochmals, „eine Grippeschutzimpfung mitzunehmen und sie insbesondere dann aber im nächsten Herbst aufzufrischen.“ Dann habe man – von jetzt und nächsten Herbst zusammen – einen ganz besonders guten Influenzaschutz in der dann gleichzeitigen Influenza- und SARS-Coronavirus-2-Welle. „Es ist nie schädlich, sich gegen die Grippe impfen zu lassen“, ist der Virologe überzeugt.
Bislang kein Impfstoff gegen COVID-19
Natürlich schützt eine Influenzaimpfung – und auch ein Pneumokokken- und Keuchhustenschutz – nicht vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Allerdings können diese Erreger eine COVID-19-Erkrankung zusätzlich verschlimmern. Und im Gegensatz zu COVID-19 sind diese Infektionen impfpräventabel, das heißt: Es gibt einen Impfschutz, während bei SARS-CoV-2 eine Impfung bislang erst in der Erforschung ist.
Wird man nach einer Grippeimpfung anfälliger für Viren?
Ein Punkt, der anscheinend einigen Bürgern Sorge bereitet, ist, ob man nach einer Grippeimpfung nicht zwei Wochen lang besonders anfällig für Viren ist. Auch PTA könnten mit solchen Fragen in der Apotheke konfrontiert werden. Virologe Drosten erklärt jedoch klar: „Es ist nicht so, dass man nach einer Influenzaimpfung anfälliger für Viren ist – das stimmt einfach nicht.“ Man wolle zwar in bestehende Virusinfektionen nicht hineinimpfen, dafür gebe es auch Gründe. Allerdings seien diese häufig nicht, dass die Impfung dann schlechter vertragen wird, so Drosten. Sondern: „Bei manchen Impfstoffen wirkt die Impfung dann nicht so gut.“
Gibt es noch Grippeimpfstoffe?
Eine ganz pragmatische Frage dürfte sein, ob es denn überhaupt noch Grippeimpfstoffe gibt? Hier sieht es aktuell gut aus: So erklärt der Hersteller von Vaxigrip® Tetra: „Wir haben noch jede Menge Grippeimpfstoffe“, und auch Glaxo SmithKline (GSK) kann Influsplit® Tetra liefern. Eine Sprecherin des Unternehmens erklärt auf Nachfrage der Redaktion: „Es sind noch Grippe-Impfstoffe verfügbar. Wer sich diese Saison noch nicht hat impfen lassen, der kann sicher noch von einer Influenzaimpfung profitieren.“ Im nächsten Herbst müsste man sich dann allerdings wieder mit dem neuen Impfstoff impfen lassen.
Bei Flucelvax® Tetra sieht es ebenfalls gut aus: Hersteller Seqirus bestätigt, seinen Grippeschutz noch liefern zu können. Flucelvax® Tetra ist bislang der einzige zellkulturbasierte Grippeimpfstoff; der Impfstoff wird nicht in Hühnereiern kultiviert und vermeidet so die sogenannte Eiadaption. Studien liefern Hinweise, dass dadurch die Passgenauigkeit der durch die Impfung produzierten Antikörper hinsichtlich der zirkulierenden Viren besser sein soll.