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Leseprobe PTAheute 3/2020: Sonnenschutz im Winter

Auch im Winter sollte an einen ausreichenden Sonnenschutz gedacht werden. | Bild : Ethan Hu – Unsplash.com

Das Tückische im Winter ist, dass man von der starken UV-Strahlung oft nichts bemerkt. Während man die Sonnenstrahlen im Sommer zumindest durch die Wärme spürt, unterschätzt man sie in der Kälte und bei Wind oftmals. Geht es zum Skifahren oder Wandern ins Gebirge, sollte man besonders aufpassen. Denn die UV-Strahlung wird pro 1.000 Meter Höhe um 20 Prozent intensiver und dringt tiefer in die Haut ein. Ebenso wie durch Sand oder Wasser wird sie durch reflektierenden Schnee um bis zu 70 Prozent verstärkt. Ist es bewölkt, kann trotzdem eine hohe UV-Strahlung vorhanden sein, denn manche Wolkenformationen streuen das UV-Licht. 

Wer wissen möchte, wie intensiv die Sonneneinstrahlung wirklich ist, sollte sich daher am UV-Index orientieren. Dieser Wert gibt die Intensität der UV-Strahlung auf einer Skala von null bis elf an und wird zum Beispiel vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mehrmals wöchentlich veröffentlicht. 

In Deutschland liegen die prognostizierten Werte zwischen null und zwei in den Wintermonaten, einzige Ausnahme ist die Alpenregion, dort werden Werte zwischen zwei und drei erwartet. Bei Werten zwischen null und zwei ist laut dem Bundesamt für Strahlenschutz im Allgemeinen kein Sonnenschutz erforderlich. Ausnahme ist der Aufenthalt in großer Höhe, hier wird zu einem hohen Lichtschutzfaktor von mindestens 30 geraten. Ab einem UV-Index von drei empfiehlt das BfS auch in niedrigen Lagen einen Sonnenschutz und bei Werten von acht oder mehr sollte man die Sonne meiden.

Schutz für alle

Auch wenn der UV-Index niedrig scheint, sollte man Kunden wegen der intensiveren Strahlung im Gebirge zu einem Präparat mit hohem Lichtschutzfaktor raten. Zu viel UV-Strahlung schadet der Haut, denn sie führt zu einer vorzeitigen Hautalterung und ist der Hauptrisikofaktor für Hautkrebs. 

In Deutschland erkranken jedes Jahr circa 22.000 Menschen an einem malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs. Besorgniserregend ist, dass sich die Erkrankungszahlen seit den 1970er-Jahren mehr als verfünffacht haben und auch weltweit stark ansteigen. 

Einen besonders intensiven Schutz, das heißt ein Präparat mit LSF 50+, brauchen Menschen mit hellem Hauttyp und/oder vielen Leberflecken. Beides sind Risikofaktoren für Hautkrebs. Menschen, die Immunsuppressiva einnehmen müssen und deswegen ein geschwächtes Immunsystem haben, sind ebenfalls anfälliger für Hautkrebs. 

Die letzte Gruppe, die sich besonders gut vor der Sonne schützen muss, sind Kinder und Jugendliche. Da sie noch im Wachstum sind, finden bei ihnen mehr Zellteilungen statt als bei Erwachsenen, sodass die UV-Strahlung noch größere Schäden anrichtet.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor ist auch im Winterurlaub im Gebirge nötig. 
  • Durch Aufenthalt in höheren Lagen und die Reflexion durch Schnee ist die UV-Strahlung deutlich intensiver. 
  • Die Creme sollte einen höheren Fettanteil haben als im Sommer. 
  • Die Lippen sollten mit einem Pflegestift mit Lichtschutzfaktor geschützt werden, die Augen mit einer Sonnenbrille.

Fett statt Feuchtigkeit

Für die kalten Wintermonate ist die Sonnencreme aus dem Strandurlaub im Sommer nicht geeignet. Im Winter braucht die Haut eine Creme mit höherem Fettanteil, da sie ab Temperaturen unter 8 °C ihre Talgproduktion reduziert, wodurch sie deutlich empfindlicher wird. 

Zusätzlich belastend sind die Temperaturschwankungen zwischen draußen und drinnen und die trockene Heizungsluft. Daher sollten bevorzugt W/O-Formulierungen empfohlen werden, denn Cremes mit hohem Wasseranteil können bei sehr kalten Temperaturen zu Erfrierungen führen. Gut geeignet sind Produkte, die gleichzeitig Sonnen- und Kälteschutz bieten z. B. Ladival® Aktiv Alpin, Eucerin® Sensitive Protect Face Sun Creme.

Individuelle Pflege

Natürlich muss die Sonnencreme auch auf den Hauttyp abgestimmt sein. Unverträglichkeiten, zum Beispiel von Duftstoffen, müssen erfragt und ein geeignetes Produkt ausgewählt werden. Patienten, die unter einer polymorphen Lichtdermatose („Sonnenallergie“ oder „Mallorca-Akne“) leiden, sollte bevorzugt ein emulgatorfreier Sonnenschutz für Allergiker mit hohem UV-A-Schutz empfohlen werden. 

Patienten, die neben dem Sonnenschutz noch einen zusätzlichen Kälteschutz benötigen, können ihre Haut mit (nahezu) wasserfreien Zubereitungen schützen z. B. Dermasence Cream Extra, Excipial® Mandelölsalbe. Diese werden über den Sonnenschutz aufgetragen. In warmen Räumen sollte die Fettschicht entfernt werden, da es sonst zu einem Wärmestau kommt. Wem das zu viel ist, kann seine Haut am Abend mit einer reichhaltigen Pflege verwöhnen.

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Sie haben sehr helle Haut, daher empfehle ich Ihnen für den Winterurlaub eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50. Die Creme vom Sommer ist nicht so gut geeignet. Dieses Produkt enthält einen höheren Fettanteil, das schützt vor Erfrierungen.“ 
  • „Nein, einem Sonnenbrand vorbeugen kann man nur durch einen ausreichenden Sonnenschutz. Vitaminpräparate reichen als Vorbeugung nicht aus.“

Weitere nützliche Tipps

  • Wie im Sommer muss auch im Winter die Sonnencreme etwa 30 Minuten vor dem Aufenthalt im Freien aufgetragen werden. Die meisten Sonnencremes enthalten chemische Filter, die die Sonnenstrahlen absorbieren und daher in die Haut einziehen müssen. 
  • Für einen ausreichenden Lichtschutz müssen alle unbedeckten Stellen – also das Gesicht und gegebenenfalls Hände und Ohren – ausreichend eingecremt werden. Es sollte regelmäßig nachgecremt werden, denn Schwitzen und die feuchte Atemluft führen langsam zum Verlust der Schutzwirkung. Mit dem Nachcremen bleibt der Sonnenschutz erhalten, verlängert wird er jedoch nicht. 
  • Zu Beginn des Urlaubs sollte man die Haut langsam an die Sonne gewöhnen, da der im Sommer aufgebaute Eigenschutz nicht mehr vorhanden ist. Am intensivsten ist die Sonneneinstrahlung in der Mittagszeit, daher sollte man die Mittagspause vor allem am Anfang des Urlaubs bevorzugt drinnen verbringen.
  • Auch die Lippen dürfen beim Sonnenschutz nicht vergessen werden. Die Haut der Lippen ist deutlich dünner als die normale Haut, außerdem sind nur wenige Pigmentzellen vorhanden und Talgdrüsen fehlen. Für die Lippen eignen sich Pflegeprodukte mit Lichtschutzfaktor z. B. von La Roche-Posay Anthelios XL LSF 50+ Lippenstick oder Ladival® Aktiv UV Schutzstift LSF 30. Neben dem Lichtschutzfaktor sind auch pflegende Zusätze, die vor der Kälte schützen, enthalten z. B. Bienenwachs. Patienten, die regelmäßig unter Lippenherpes leiden, sollten besonders auf gute Pflege achten, denn ein Lippenherpes kann unter anderem durch UV-Strahlung ausgelöst werden.

Sonnenschutz und Vitamin D

Mithilfe von UV-Strahlung kann der Mensch Vitamin D produzieren. Also doch besser keinen Sonnenschutz und einen Sonnenbrand riskieren, damit der Vitamin-D-Spiegel nicht absackt? Dagegen sprechen mehrere Argumente: 

In Mitteleuropa ist die UV-Strahlung von Oktober bis März durch den flachen Einfallswinkel des Sonnenlichtes für die Synthese von Vitamin D nicht ausreichend. Daher steigt der Vitamin-D-Spiegel nicht an, wenn man den Sonnenschutz weglässt. 

Ein zweites Argument ist, dass die Vitamin-D-Spiegel bei Patienten, die regelmäßig einen maximalen Sonnenschutz anwendeten, und solchen, die es nicht taten, vergleichbar hoch waren. Das sind die Ergebnisse einer vergleichenden Studie. Die Leitlinie zur Hautkrebsprävention empfiehlt daher Patienten, bei denen ein Vitamin-D-Mangel festgestellt wurde, eine Substitution, jedoch keinen Verzicht auf den Lichtschutzfaktor. 

Regelmäßig wird dafür geworben: Doch Beta­carotin, Selen oder andere antioxidative Substanzen können einen Sonnenbrand nicht verhindern. Zur Vorbeugung von Hautkrebs sind sie ebenfalls nicht geeignet. Dasselbe gilt für einen Besuch im Solarium, da die dort eingesetzte UV-A-Strahlung mehr schadet als nützt. Personen, die regelmäßig Solarien benutzen, haben ein deutlich höheres Risiko, an einem malignen Melanom zu erkranken. Außerdem verlängert die im Solarium erzielte Bräune nicht den Eigenschutz der Haut, ein Sonnenbrand tritt ebenso schnell ein wie vorher.