Rasch handeln – Lebensgefahr vermeiden: Was man zur Blinddarmentzündung wissen sollte
Was ist eine Blinddarmentzündung?
Die Bezeichnung Blinddarmentzündung ist eigentlich irreführend. Tatsächlich handelt es sich nicht um die Entzündung des gesamten Blinddarms (Caecum). Vielmehr ist nur ein Anhängsel dieses ersten, „blinden“ Dickdarmabschnitts von der Entzündung betroffen – der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis).
Daher lautet die korrekte medizinische Bezeichnung Appendizitis. Eine Appendizitis ist die häufigste Darmerkrankung in Deutschland. Bevorzugt tritt sie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Mindestens einer von 20 Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens daran, Männer etwas häufiger als Frauen.
Ist die Appendix überflüssig?
Der Wurmfortsatz hängt am Blinddarm und befindet sich im unteren rechten Bauchraum. Die Länge des Wurmfortsatzes schwankt zwischen 2 und 20 Zentimetern, meist ist er etwa 8 Zentimeter lang. Sein Durchmesser beträgt zwischen 0,5 und 1 Zentimeter.
Lange Zeit ging man davon aus, die Appendix habe keine Funktion. Inzwischen weiß man, dass sie einen Teil des lymphatischen Systems darstellt und an der Immunregulation beteiligt ist.
Ihre Wand ist vollgepackt mit Lymphfollikeln. Außerdem dient sie offenbar als Mikrobiom-Reservoir, also als Speicher physiologischer Darmbakterien. Diese können zum Beispiel nach einer Durchfallerkrankung den Darm wieder neu besiedeln.
Wie entsteht eine Blinddarmentzündung?
Eine Appendizitis kann auftreten, wenn es zu einem Verschluss des Wurmfortsatzes kommt. Dies geschieht meist durch verhärtete Stuhlbrocken – sogenannte Kotsteine –, in seltenen Fällen auch durch Fremdkörper wie etwa Kirschkerne. Zudem können Knicke oder Vernarbungen des Wurmfortsatzes dazu führen, dass er sich nicht mehr richtig entleert und schließlich entzündet.
Was sind die Symptome bei einer Blinddarmentzündung?
Eine akute Blinddarmentzündung äußert sich in der Regel durch plötzlich auftretende starke Bauchschmerzen. Meist gehen sie zunächst vom Nabel aus und wandern dann in den rechten Unterbauch. Häufig kommen weitere Symptome hinzu, vor allem Übelkeit und Erbrechen sowie Fieber.
Appendizitis: Was ist zu tun?
Bei einer Blinddarmentzündung heißt es, schnellstmöglich den Arzt aufzusuchen. Innerhalb weniger Stunden kann es nämlich zum gefürchteten Blinddarmdurchbruch, das heißt zum Platzen des entzündeten Wurmfortsatzes, kommen.
Dann drohen Bauchfellentzündung und Blutvergiftung. Zu den Warnzeichen eines Blinddarmdurchbruchs gehören Vernichtungsschmerzen, brettharter Bauch und Kollaps.
Selbsttest auf Blinddarmentzündung bei Unklarheit
Ist man sich nicht sicher, ob Bauchschmerzen tatsächlich von einer Blinddarmentzündung rühren, hilft ein kleiner Selbsttest weiter: Das rechte Bein im Liegen anziehen. Verstärken sich dabei die Schmerzen, ist dies meist ein Zeichen für eine Appendizitis.
Klagen Kinder über Bauchschmerzen, empfehlen Kinderärzte den Hüpf- oder Hust-Test: Bewegung mit Erschütterung – wie sie beim Hüpfen oder Husten auftritt – führt im Fall einer Blinddarmentzündung zu starken Schmerzen. Bei älteren Menschen können Appendizitis-Beschwerden viel geringer ausgeprägt sein. Die Erkrankung wird dann mitunter erst spät erkannt.
So wird eine Appendizitis behandelt
Die Diagnose Appendizitis kann aber nur ein Arzt stellen. Bei der ärztlichen Untersuchung wird zunächst auf verschiedene Punkte im Bauchbereich gedrückt, durch die sich Schmerzen auslösen lassen.
Außerdem können zur Diagnosesicherung Ultraschall- und Blutuntersuchung erfolgen. Ist eine akute Appendizitis bestätigt, lässt sich eine Operation meist nicht vermeiden.
Die Entfernung des Wurmfortsatzes geschieht heute überwiegend nicht mehr in Form einer offenen Bauch-OP, sondern minimalinvasiv durch nur kleine Einschnitte in die Bauchdecke. Die Blinddarm-OP gilt als Routineeingriff. Gravierende Komplikationen treten dabei kaum auf.
Kann man einer Appendizitis vorbeugen?
Spezielle präventive Maßnahmen, die vor einer Blinddarmentzündung schützen, gibt es nicht. Dennoch können allgemeine Empfehlungen zur Darmgesundheit und zum Schutz vor Verstopfung gegeben werden – also gesunde, ballaststoffreiche Ernährung sowie ausreichend Bewegung. Außerdem sollte man bei Obstkernen vorsichtig sein. Im Anschluss an eine Antibiotikatherapie empfiehlt es sich, die natürliche Darmflora zu fördern, um damit das Entzündungsrisiko zu verringern. Quellen: Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH); www.kinderaerzte-im-netz.de; www.vinzenz-hospital.de; DAK-Gesundheit; Barmer; Techniker Krankenkasse