Der besondere Rückblick: Eine Impfpflicht und ihre Wirkung
Zeichen am Oberarm
Wer älter als 40 ist, trägt in der Regel am Oberarm eine kleine Narbe. Sie rührt von der Pockenimpfung, die bis in die Mitte der 1970er-Jahre eine Pflichtimpfung war und mittels Impfpistole erfolgte.
Die Impfung schützte vor einer jahrtausendalten Geißel der Menschheit. Noch in der Neuzeit forderten die Pocken („Blattern“) Millionen Opfer. Wer die hochansteckende Infektionskrankheit überlebte, war meist lebenslang gezeichnet. Entstellende Pockennarben im Gesicht waren vor allem für junge, noch unverheiratete Frauen oft schicksalsbestimmend.
Ein riskantes Experiment
Im Jahr 1796 unternahm der englische Landarzt Edward Jenner ein gewagtes Experiment: Er infizierte einen achtjährigen Jungen zunächst mit Kuhpocken, einige Wochen später mit den weit gefährlicheren Menschenpocken. Jenner hatte zuvor beobachtet, dass Landarbeiter, die schon einmal an den harmloseren Kuhpocken erkrankt waren, von den richtigen Pocken verschont blieben.
Wenn man also einen Menschen künstlich mit Kuhpocken infizierte, müsste er für Menschenpocken unempfänglich sein, folgerte Jenner. Glücklicherweise ging seine Rechnung auf – der junge Proband erkrankte nicht. Er war immun gegen die Pocken.
Erste Vakzination
Jenner nannte seine Methode „Vakzination“ – abgeleitet vom lateinischen Wort „vacca“ für „Kuh“. Es war der Beginn der Geschichte des Impfens. Den Erreger der Pocken kannte Jenner damals allerdings noch nicht. Erst im Jahr 1906 gelang der Nachweis des Variolavirus.
Weltweite Ausrottung der Pocken
Schon bald nach Jenners Vakzination führten viele Länder eine Pockenschutzimpfung ein. Im Jahr 1967 wurde auf Beschluss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pockenimpfung weltweit zur Pflicht.
Im Herbst 1977 trat die letzte Pockenerkrankung in Somalia auf. Vor über 40 Jahren – am 26. Oktober 1979 – verkündete die WHO den erfolgreichen Abschluss der Pocken-Ausrottungskampagne. Im Jahr darauf bestätigte sie offiziell, dass die Welt frei von Pocken war. Quellen: Robert Koch-Institut; W.U. Eckart: Geschichte der Medizin, Springer-Verlag 2005; Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung; Techniker Krankenkasse