Der Deutsche Apothekertag ist eröffnet: PTA-Reform und Rx-Versandverbot sind Thema

Friedemann Schmidt hat den Deutschen Apotheker Tag (DAT) 2019 eröffnet. Der ABDA-Präsident begrüßte in seiner Rede zunächst den Nachwuchs und bittet um Meldung, wer zum ersten Mal einen DAT besucht. Sein Wort richtet er auch an die Apothekerinnen und Apotheker in der Lehre, konkret auch an den PTA-Schulen, denn es sei immens wichtig, dass angehenden PTA schon während der Ausbildung ein modernes wissenschaftlich fundiertes Berufsbild vorfinden. Kurz widmet er sich dem vorliegenden Gesetzesentwurf zur Novellierung der PTA-Ausbildung und betont, dass dieser in der Diskussion stünde und nicht alle sind damit einverstanden seien. Ob es im Rahmen des DAT das Thema PTA-Reformgesetz auf den Tisch kommen wird, ist noch offen. Einen vorab eingereichten Antrag dazu gibt es im Antragsbuch der Hauptversammlung der Apothekerinnen und Apotheker nicht. Es bleibt aber die Möglichkeit, dass eine Deligierte oder ein Delegierter einen sogenannten Adhoc-Antrag während der Antragsberatung stellt. Dann muss vor Ort entschieden werden, ob das Thema diskutiert wird.

In seinem Lagebericht zeichnet der ABDA-Präsident zunächst ein sehr düsteres Bild der allgemeinen politischen Situation im Land. Kriminalität, Zuwanderung, Armut, Wirtschaftskrise, Klimawandel? Alles nur eine Sache der Wahrnehmung? Beim gestern vorgestellten Apothekenklimaindex hätte man das gut gesehen. Apothekenleiter haben zwar generell eine eher schlechte Prognose für die Apothekenbranche, aber für den eigenen Betrieb eine durchaus positive, weil sie sich selbst mehr zutrauen. Warum aber haben so viele Menschen Angst vor Digitalisierung? Auch hier hat Schmidt eine Erklärung: “Wir fürchten die Plattform-Ökonomie, die Datenkraken, die Entmenschlichung der Versorgung, den Verlust der eigenen heilberuflichen Identität durch disruptiv wirkende digitale Innovationen. Nicht die Utopie, sondern die Dystopie bestimmt vor allem unser Denken beim Thema E-Health”. Brauchen wir die Apotheke vor Ort? Die Frage, so Schmidt sei schlicht und einfach beantwortet: Ja, die brauchen wir! Allerdings dürfen die Apothekerinnen und Apotheker nicht auf der Stelle treten.

Auch auf den vieldiskutierten Konflikt beim Thema Rx-Versandverbot geht Schmidt in seiner Rede ein. Er betont, dass es sich um seine persönliche Meinung handelt, jedoch spiegle diese auch die der meisten Vorstandskollegen wieder. Unmissverständlich macht der ABDA-Präsident klar, dass ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln die wirksamste Maßnahme sei, den problematischen Auswirkungen des EuGH-Urteils von 2016 auf das deutsche Apothekensystem zu begegnen. Aber diese Maßnahme sei unter den gegenwärtigen politischen Bedingungen in Deutschland und in der europäischen Union nicht durchsetzbar, trotz Koalitionsvertrag, trotz Mitgestaltungsanspruch der Länder, trotz diverser ABDA-Kampagnen und Protestaktionen seitens der Apothekerbasis. Beispielhaft nennt er die Aktivitäten des Pharmaziestudenten Benedikt Bühler, der erst kürzlich eine Bundestagspetition zum Rx-Versandverbot erfolgreich beendete. Er richtet das Wort an den im Saal anwesenden Bühler: „Sehr geehrter Herr Bühler, ich bin inhaltlich anderer Meinung als Sie und ich habe auch Kritik an der Vorgehensweise bei Ihrer Aktion. Die richtet sich allerdings weniger an Sie persönlich, als an die Berater, die Sie umgeben. Aber ganz unabhängig davon haben Sie meinen persönlichen Respekt für Ihre Entschlossenheit und Ihren Willen, unter schwierigen Umständen nicht aufzugeben und nicht nur im geschlossenen Zirkel, sondern auch in der Öffentlichkeit für Ihre Überzeugungen einzustehen. Ich hoffe sehr, dass Sie sich weiter berufspolitisch engagieren, auch über die aktuelle Situation hinaus.“ 

Schmidt betont, dass der Streit um den richtigen Weg bei der Apothekenreform weitergehen und anstrengend bleiben wird. Das bereits vom Kabinett verabschiedete Apothekenstärkungsgesetz wird eines der großen Themen beim Deutschen Apotheker Tag hier in Düsseldorf. 

Daneben werden Digitalisierung (e-Rezept), die zahlreichen Lieferengpässe, pharmazeutische Dienstleistungen und vieles mehr Thema sein.