Köln: Zwei Todesfälle durch verunreinigte Glucoselösung
Bei der Untersuchung zweier Todesfälle in Köln, die auf ein Glucosemittel aus einer Apotheke zurückgehen sollen, sind die Ermittler auf einen toxischen Stoff gestoßen. Dieser Stoff sei in einem Glucosebehältnis in der Apotheke festgestellt worden, teilte die Polizei am Dienstag mit. Laut Medienberichten zufolge könnte es sich bei dem Stoff um ein Betäubungsmittel handeln. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch die Stadt Köln wollten das allerdings zunächst nicht kommentieren.*
Organversagen durch Glucosemittel aus Apotheke
Eine junge Frau und ihr Kind, das Ärzte noch per Kaiserschnitt retten wollten, waren in der vergangenen Woche nach der Einnahme eines in der Kölner Apotheke hergestellten Glucosemittels gestorben. Die Symptome, die letztlich zum Tod von Mutter und Kind führten, sollen noch in der Praxis aufgetreten sein, von der aus sie direkt ins Krankenhaus transportiert wurden. Die Frau starb laut Obduktion an multiplem Organversagen. Die Glucoselösung war nach Angaben der Polizei für einen standardmäßigen Glucosetoleranz-Test verkauft worden.
Auch eine zweite Patientin soll nach Einnahme der Mischung in der Praxis bemerkt haben, dass etwas nicht stimmte – offenbar auch am Geschmack. Sie fühlte sich unwohl und brach die Einnahme ab, „bevor sie die gesamte Menge des Stoffes zu sich genommen hatte“, wie es in der Pressemitteilung der Polizei heißt.
Weiteres giftiges Material im Umlauf
Die Ermittler können nach Angaben eines Sprechers nicht ausschließen, dass weiteres giftiges Material im Umlauf ist. Die Polizei hatte nach dem Tod der 28-Jährigen und ihres Neugeborenen auf Grundlage erster Erkenntnisse am Montagabend vor der Lösung gewarnt.
Polizei warnt vor bestimmten glucosehaltigen Präparaten
Polizei und Stadt hatten am Montagabend ausdrücklich davor gewarnt, Mittel mit Glucose einzunehmen, die in der Heilig-Geist-Apotheke in Köln-Longerich zusammengestellt wurden. Patienten, die glucosehaltige Präparate dieser Apotheke besitzen, sollten sie nicht einnehmen und umgehend bei der nächsten Polizeiwache abgeben.
Dies ist am Dienstag auch geschehen: Eine Frau, die von ihrer Frauenarztpraxis informiert worden sei, habe ein Glucose-Präparat aus der Apotheke bei der Polizei abgegeben, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Das Präparat wird nun von der Rechtsmedizin untersucht.*
Drei Apotheken vorsorglich geschlossen
Die Stadt hat der Heilig-Geist-Apotheke zunächst untersagt, selbst produzierte Medikamente zu verkaufen. Am Donnerstag wurde dann die sofortige Schließung der Apotheke, sowie der beiden Filialapotheken angeordnet. Es gehe um den vorbeugenden Gesundheitsschutz während der laufenden Ermittlungen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums.*
Apotheker nicht beschuldigt
Die Todesfälle stellen den Inhaber der Apotheke nach eigenen Angaben vor ein Rätsel. „Ich bin fassungslos, ich kann es mir nicht erklären“, sagte der Apothekeninhaber Till Fuchsius der Deutschen Presse-Agentur. Er vertraue auf die Ermittlungen der Polizei. „Dabei bin ich Zeuge, nicht Beschuldigter“, betonte der Apotheker.
Krankenhaus nahe der Apotheke nicht betroffen
Das Heilig-Geist-Krankenhaus, auf dessen Gelände sich die Apotheke befindet, ist nach eigenen Angaben nicht betroffen. Man beziehe keine Medikamente aus der Apotheke, sagte eine Sprecherin. Die Apotheke sei eigenständig und gehöre nicht zum Krankenhaus. Quelle: dpa/jh/dm
*Dieser Artikel wurde zuletzt am 26.09.2019 um 11:30 Uhr aktualisiert. In der vorherigen Version teilten wir mit, dass die Apotheke noch geöffnet habe. Außerdem war zuvor nicht bekannt, um welche Substanz es sich dabei handeln könnte. Ebenfalls war zuvor unbekannt, ob bereits weitere Präparate bei der Polizei abgegeben wurden.