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Zum Welt-Alzheimertag am 21. September: Alzheimer-Krankheit: Fehlinformationen ausräumen

Puzzelteile in Kopfform, Seniorenhände im Hintergrund
Vergesslichkeit sowie Sprachstörungen und Schwierigkeiten bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung sind typische Anzeichen für Alzheimer. | Bild: LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock

Die Alzheimer-Demenz gehört zu den gefürchtetsten Krankheiten. Über 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind an einer Demenz erkrankt, davon sind rund 1,2 Millionen Menschen von Alzheimer betroffen – die häufigste Form der Demenz. Bis 2050 wird die Zahl der Alzheimer-Patienten voraussichtlich auf 2,8 Millionen ansteigen.

Die Stigmatisierung der Krankheit ist heute zwar nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren. Dennoch gibt es in der Bevölkerung immer noch viel Verunsicherung und Unwissen beim Thema Alzheimer. Oft stößt man zudem auf Fehlannahmen, die über die Alzheimer-Demenz kursieren. 

Wir haben acht Mythen für Sie unter die Lupe genommen. Was stimmt und welche Behauptung ist falsch?

Alzheimer und Demenz sind das Gleiche 

Stimmt nicht.

Demenz bezeichnet einen Überbegriff, mehr als 50 verschiedene Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit werden unter Demenz zusammengefasst. Alzheimer stellt mit rund zwei Drittel aller Fälle die häufigste Form der Demenz dar. 

Weitere Demenzformen sind unter anderem die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz, die frontotemporale Demenz oder die Demenz bei Parkinson. Sie unterscheiden sich in Ursache, Symptomatik und Verlauf von der Alzheimer-Krankheit. 

Alzheimer ist keine Krankheit, sondern eine normale Alterserscheinung

Falsch.

Immer mal wieder taucht in populärwissenschaftlichen Debatten die Behauptung auf, Alzheimer sei gar keine Krankheit, sondern einfach eine Alterserscheinung. Für Alzheimer ist das Alter zwar der größte Risikofaktor. Doch es handelt sich um keinen altersphysiologischen Zustand, sondern um eine schwerwiegende neurodegenerative Erkrankung, die mit charakteristischen Veränderungen im Gehirn einhergeht, wie der Ablagerung von Beta-Amyloid- und Tau-Proteinen.

Diese Veränderungen können heute mit modernen bildgebenden Verfahren sichtbar gemacht werden. 

Während es normal ist, dass die geistige Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter etwas nachlässt, ist Alzheimer keineswegs eine zwangsläufige Folge des Alterns. Sie ist eine eigenständige Krankheit, die diagnostiziert, behandelt und weiter erforscht werden muss.

Alzheimer ist ansteckend

Stimmt nicht.

Die Alzheimer-Krankheit ist nicht ansteckend und kann auch nicht durch normalen Kontakt oder Pflege von Mensch zu Mensch übertragen werden. 

Auch wenn neuere Studien darauf hindeuten, dass es in sehr seltenen Fällen bei bestimmten medizinischen Behandlungen in der Vergangenheit zu einer Übertragung kommen konnte, gilt dies nicht für alltägliche Situationen. 

Alzheimer bleibt eine Krankheit, die nicht durch Ansteckung übertragen wird.

Aluminium verursacht Alzheimer

Falsch.

Bei Gehirn-Autopsien verstorbener Alzheimer-Patienten wurden zwar erhöhte Aluminium-Konzentrationen gefunden. Forschende gehen jedoch davon aus, dass es sich um eine Begleiterscheinung und nicht um eine Ursache der Krankheit handelt. 

Bisher konnte wissenschaftlich kein ursächlicher Zusammenhang zwischen erhöhter Aluminiumaufnahme und dem Auftreten der Alzheimer-Krankheit nachgewiesen werden.

Alzheimer ist nicht heilbar

Stimmt.

Nach wie vor ist Alzheimer nicht heilbar, aber behandelbar. Mit Antidementiva kann der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. Auch Begleiterscheinungen wie Depressionen oder Aggressionen lassen sich medikamentös lindern. 

Nichtmedikamentöse Maßnahmen wie geistige, körperliche und emotionale Mobilisierung können das Wohlbefinden verbessern und die Selbstständigkeit des Patienten länger erhalten. 

Mithilfe psychosozialer und psychotherapeutischer Maßnahmen lassen sich die demenzbedingten Veränderungen des Alltags besser bewältigen und Stress reduzieren.

Alzheimer bekommen nur alte Menschen

Stimmt nicht.

Alzheimer und andere Formen der Demenz können auch Menschen in jüngeren Jahren treffen. Von „Frühdemenz“ spricht man, wenn Menschen unter 65 Jahren erkranken. Genetische Faktoren spielen dabei eine größere Rolle als bei später auftretenden Demenzen. Man schätzt, dass rund fünf Prozent aller Menschen mit Alzheimer jünger als 65 Jahre sind. 

Alzheimer ist tödlich

Falsch.

Die Alzheimer-Krankheit führt nicht unmittelbar zum Tod. Die Betroffenen vergessen auch nicht einfach zu atmen. Sie sterben vielmehr an Begleiterkrankungen.

Im letzten Krankheitsstadium bauen Betroffene auch körperlich immer mehr ab. Dadurch ist das Immunsystem erheblich geschwächt und die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten steigt. Viele Alzheimer-Erkrankte sterben durch Atemwegsinfektionen.

Alzheimer kann vererbt werden

Eher nicht.

Wenn ein Elternteil an Alzheimer erkrankt, haben Tochter oder Sohn oft Angst, dass die Krankheit an sie vererbt wurde. Doch nur rund ein Prozent aller Alzheimer-Erkrankungen ist eindeutig erblich bedingt. In diesen Fällen erkranken die Betroffenen sehr früh – zwischen dem 30. und 65. Lebensjahr. Generell stellt das Alter das größte Erkrankungsrisiko dar. 

Die Symptome beginnen meist erst ab dem 65. Lebensjahr. Auch hier gibt es allerdings genetische Vorbestimmungen, die das Erkrankungsrisiko erhöhen können. Zu einem sicheren Ausbruch der Krankheit führen sie jedoch nicht. Quellen:
- Alzheimer Forschung Initiative e.V.
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
- Universitätsklinikum Würzburg
- Universität zu Lübeck
 

Zur Erinnerung: Typische Anzeichen für Alzheimer

Erste pathologische Veränderungen im Gehirn können schon 25 Jahre vor Ausbruch der eigentlichen Alzheimer-Erkrankung stattfinden.

Typische Symptome einer beginnenden Alzheimer-Demenz sind: 

  • Vergesslichkeit, was das Kurzzeitgedächtnis betrifft
  • Schwierigkeiten, etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen
  • Probleme mit gewohnten Tätigkeiten  
  • Schwierigkeiten bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung
  • Wahrnehmungsstörungen (z. B. beim Wiedererkennen vertrauter Gesichter)
  • Neu auftretende Sprach- und Schreibschwäche (z. B. Wortfindungsstörungen oder häufige Wiederholungen)
  • Verlegen von Gegenständen
  • Eingeschränkte Urteils- und Entscheidungsfähigkeit (z. B. bei der Kleiderwahl)
  • Verlust von Eigeninitiative und Rückzug aus dem sozialen Leben
  • Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen (z. B. Aggressivität, Traurigkeit, Rastlosigkeit)

In Einzelfällen leben Patienten 20 Jahre mit einer Alzheimer-Demenz. Die durchschnittliche Krankheitsdauer von der Diagnosestellung bis zum Tod beträgt jedoch sieben Jahre.  

Ein gesunder Lebensstil wirkt demenzpräventiv. Dazu gehören Faktoren wie gesunde Ernährung, geistige und körperliche Aktivität, soziale Kontakte, Rauchverzicht und geringer Alkoholkonsum.