Impfstoffe: Pinterest geht gegen Fehlinformationen vor
„Fake News“ oder „alternative Fakten“ sind seit den politischen Entwicklungen der letzten Jahre in aller Munde. Allerdings sind sie nicht „nur“ politisch ein Problem. Die WHO (World Health Organization) wies in einem Statement vergangenen Mittwoch darauf hin, dass sich auch Fehlinformationen über Impfungen auf Social-Media-Plattformen in vielen verschiedenen Ländern weit und schnell ausgebreitet haben – auch während wichtiger Impfkampagnen, wie der gegen Polio in Pakistan oder gegen Gelbfieber in Südamerika.
Wenn sich Eltern nur noch über Social Media informieren
Die WHO befürchtet, dass Social-Media-Plattformen in Zukunft eine der Hauptinformationsquellen der nächsten Elterngeneration sein werden. Dabei seien Fehlinformationen über Impfstoffe so gefährlich und ansteckend, wie die Krankheiten, für deren Ausbreitung sie sorgen. Die WHO begrüßt deshalb die Führungsrolle von Pinterest beim Schutz der öffentlichen Gesundheit, indem die Plattform von nun an nur noch evidenzbasierte Informationen über Impfstoffe zur Verfügung stelle. Die WHO hofft, dass weitere Social-Media-Plattformen auf der ganzen Welt dem Beispiel folgen werden.
Auch Pinterest selbst äußerte sich vergangenen Mittwoch in einer Stellungnahme zu seiner neuen „Sucherfahrung“: Wer von nun an nach „measles“, „vaccine safety“ und verwandten Themen suche, stoße nur noch auf verlässliche Ergebnisse international anerkannter Gesundheitsorganisationen. Dazu zählten die WHO, die US-amerikanischen CDC (Centers for Disease Control), die „American Academy of Pediatrics“ (AAP) und das „Vaccine Safety Net“ der WHO.
Zusätzlich sollen auch keine Empfehlungen oder Kommentare beim Thema Impfen mehr angezeigt werden – ebenso keine Werbung. Pinterest hält es für unverantwortlich, Fehlinformationen vermischt mit seriösen Informationen anzuzeigen. Auch in Zukunft würden entsprechende Fehlinformationen gelöscht und zudem die Konten, die diese verbreiten, von Pinterest entfernt.
Pinterest möchte aber auch noch auf einer zweiten Ebene seriösen Gesundheitsinformationen zu einer breiteren Öffentlichkeit verhelfen: Man beobachte einen „enthusiasm gap“ zwischen denen, die schädliche Informationen verbreiten und denen, die wissenschaftlich fundierte Ressourcen schaffen. Um diese Lücke zu schließen möchte Pinterest bei der Erstellung kreativer und visuell ansprechender „Pins“ für seriöse Gesundheitsinformationen helfen.
„Masern“ und „impfen“: Deutsche Suchergebnisse noch ungefiltert
Bislang beschränkt sich die neue Suchfunktion von Pinterest nur auf die Suche in englischer Sprache und auf das Thema Impfen – das soll sich in Zukunft noch ändern.
Gibt man derzeit beispielsweise „impfen“ als Suchwort auf Deutsch ein, werden gar keine Suchergebnisse angezeigt, sondern nur der Satz: „Pins zu diesem Thema verstoßen häufig gegen unsere Community-Richtlinien. Daher können wir derzeit keine Suchergebnisse anzeigen.“
Sucht man nach dem Wort „Impfungen“, werden hingegen seriöse neben unseriösen Informationen angzeigt. Immerhin erscheint dort die Meldung: „Einige Pins zu dieser Suchanfrage wurden von Nutzern gemeldet. Sag uns Bescheid, wenn du auf Inhalte stoßen solltest, die gegen unsere Richtlinien verstoßen.“
Sucht man gezielt nach „Masern“, erscheint gar keine Warnung. Gibt man den Begriff „measles“ aber auf Englisch ein, erscheint auch auf Deutsch der folgende Text:
Pins zu diesem Thema verstoßen häufig gegen unsere Community-Richtlinien, die das Verbreiten schädlicher medizinischer Fehlinformationen untersagen. Aus diesem Grund haben wir die Suchergebnisse auf Pins international anerkannter Gesundheitsorganisationen beschränkt. Wenn du ärztliche Beratung benötigst, wende dich an einen Gesundheitsdienstleister.“
Social Media ist nicht alles
So sehr die WHO die Bemühungen von Pinterest begrüßt – sie gibt auch zu bedenken, dass die Sozialen Medien nur einen Teil zum Vertrauen in Impfstoffe beitragen können. Zusätzlich brauche es Regierungen und Gesundheitssysteme, die dem Vertrauen der Patienten würdig sind und auf Bedürfnisse und Bedenken der Eltern eingehen.
Dennoch: Letztendlich könne es keine „Gesundheit für alle“ geben ohne „Impfungen für alle“. Und so hofft die WHO, dass sich die Botschaft #VaccinesWork in den Sozialen Medien zunehmend verbreitet. Und dabei ist Pinterest nicht allein. Bereits im März hatte DAZ.online darüber berichtet, dass Facebook die Verbreitung von Inhalten von Impfgegnern einschränken will. Auch bei Facebooks Fotoplattform Instagram sollten solche Inhalte nicht mehr in der Suchansicht angezeigt werden.