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Optimisten leben länger

Wer sich den Optimismus bewahrt, wird nach neusten US-Forschungsergebnissen älter. Möglicherweise spielt dabei ein besserer Umgang mit Stress und Emotionen eine Rolle. | Bild: Rawpixel.com /stpck.adobe.com

Optimisten haben größere Chancen auf ein hohes Alter als Pessimisten. Das zeigten US-Forscher in einer Studie, nach der Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung besonders gute Aussichten haben, 85 Jahre oder älter zu werden. Dabei spielen wahrscheinlich zahlreiche Faktoren eine Rolle. Die Wissenschaftler empfehlen Trainings, die den Optimismus fördern. 

Richtig alt werden eher Optimisten 

Wer lebt länger, Optimisten oder Pessimisten? Die Studienlage zu dieser Frage war bisher widersprüchlich. So wurde Pessimisten zugutegehalten, dass sie sich mehr um ihre Gesundheit sorgen, Optimisten hingegen zeigten sich weniger anfällig für bestimmte Krankheiten, wie Depressionen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine neue Studie zeigt nun: richtig alt werden eher Optimisten. Die Ergebnisse erschienen in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften („PNAS“). 

Krankenschwestern und Veteranen als Probanden 

Das Team um Lewina Lee von der Boston University School of Medicine nutzte zwei Datenbanken, in denen seit Jahrzehnten die Krankengeschichten bestimmter Berufsgruppen gespeichert werden. So bekamen die Forscher Informationen über den Gesundheitszustand und die Lebensführung von fast 70 000 Krankenschwestern und 1429 Veteranen. Bei allen war zudem mit Hilfe von Fragebögen und Tests ermittelt worden, ob sie eher optimistisch oder pessimistisch sind. Die Forscher hatten die Frauen in vier Gruppen – von sehr optimistisch bis sehr pessimistisch – eingeteilt. Bei den Männern waren es fünf Gruppen. 

Optimistinnen lebten um 15 Prozent länger 

Ergebnis: Die Frauen in der besonders optimistischen Gruppe lebten im Schnitt um 15 Prozent länger als die in der pessimistischsten Gruppe. Dabei analysierten die Forscher Frauen, die ähnliche demografische Merkmale und Vorerkrankungen hatten. Bei optimistischen Männern betrug der Unterschied in der Lebenszeit elf Prozent. 

Die Chance, 85 oder älter zu werden, war bei der Gruppe der stärksten Optimistinnen um 50 Prozent größer als bei den stärksten Pessimistinnen. Bei den Männern betrug der Unterschied in der Studie 70 Prozent. 

Optimisten leben auch bei ähnlicher Lebensführung länger 

Die Wissenschaftler wollten zudem herausbekommen, ob die höhere Lebenserwartung daran liegen könnte, dass Optimisten grundsätzlich gesünder leben, also zum Beispiel regelmäßiger zum Arzt gehen, weniger rauchen oder trinken und mehr Sport treiben. Rechneten die Wissenschaftler solche Unterschiede in der Lebensführung mit ein, schwächte sich das Ergebnis ab, aber weiterhin waren die Optimisten klar im Vorteil. Sie lebten auch bei ähnlicher Lebensführung länger. 

Besserer Umgang mit Emotionen und Stress 

Die Forscher vermuten daher, dass Optimisten noch weitere Lebensvorteile haben: „Andere Studien legen nahe, dass optimistische Menschen ihre Emotionen und ihr Verhalten besser regulieren können. Und sie erholen sich besser von Stresssituationen und Schwierigkeiten“, so Co-Autorin Laura Kubzansky in einer Pressemitteilung der Boston University School of Medicine. Auch seien Optimisten unter Umständen besser sozial integriert, was sich ebenfalls auf die Lebenserwartung auswirken könnte. 

Optimismus genetisch bedingt und auch erlernbar 

Optimismus sei zwar zum Teil genetisch bedingt, aber auch erlernbar, so die Forscher: „Diese Studie hat eine große Relevanz für die öffentliche Gesundheit, weil sie nahelegt, dass Optimismus einer der psychologischen Faktoren ist, die ein Menschenleben verlängern können. Interessanterweise lässt sich der Grad an Optimismus beeinflussen. Dafür gibt es recht einfache Methoden und Therapien“, so Erstautorin Lewina Lee in der Mitteilung. 

Ergebnisse auch unter Ausschluss chronisch Kranker unverändert 

Theoretisch sei zwar auch die umgekehrte Begründung denkbar, dass sehr kranke Menschen eher pessimistisch seien und sie eben auch früher sterben, schreiben die Forscher in der Studie. Doch sie hatten diejenigen Menschen herausgelassen, die bald nach Studienbeginn gestorben waren. Auch wenn sie Menschen wegließen, die zu Beginn der Studie chronische Krankheiten hatten, blieben die Ergebnisse bestehen. 

Der Weg zum Optimismus 

Die Forscher definierten einen Optimisten als einen Menschen, der daran glaubt, dass gute Dinge passieren werden oder dass die Zukunft erstrebenswert ist, weil bestimmte Ziele durchgesetzt werden können. Diese Selbstwirksamkeit ist laut Ralph Schliewenz vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen ein wichtiger Aspekt: „Optimisten haben das Gefühl, dass sie die Dinge unter Kontrolle haben. Und dieses Gefühl kann man auch erlernen. Man kann sich erreichbare Ziele setzen. Die eigenen Möglichkeiten abschätzen, kleine Schritte machen, realistisch bleiben. Das ist ein Weg zum Optimismus.“ 

Quelle: dpa/sn