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Rote-Hand-Brief zu Adenuric: Wann Febuxostat vermieden werden sollte

Patienten mit Gicht sollten bei kardiovaskulären Risikofaktoren wie Herzinfarkt oder Schlaganfall nicht mit Febuxostat behandelt werden. Der Grund: Febuxostat erhöht bei diesen Patienten die Sterblichkeit. | Bild: freshidea / Adobe Stock

Bereits bei der Zulassung in den Vereinigten Staaten hatte die dort zuständige Arzneimittelbehörde FDA Bedenken bei Febuxostat. Die FDA verpflichtete im Zulassungsjahr 2009 den Hersteller des Gicht-Arzneimittels, Handelsname in den USA UloricTM, dass dieser weitere Sicherheitsstudien zu Febuxostat durchführen muss. Die vorläufigen Ergebnisse dieser Phase-IV-Studie (CARES) ließen 2017 schon ahnen, wo die Reise bei Febuxostat hingehen könnte: Febuxostat erhöhte das Risiko für herzbedingte Todesfälle und die Gesamtsterblichkeit der Patienten. Die Studie verglich an mehr als 6.000 Gichtpatienten Allopurinol mit Febuxostat. Die endgültige Auswertung der Ergebnisse bestätigte im Februar 2019 diese Hinweise, so dass die FDA Konsequenzen zog und die Indikation für Febuxostat einschränkte. 

Febuxostat nicht bei kardiovaskulärem Risiko 

Aktuell informiert auch ein Rote-Hand-Brief in Deutschland über die erhöhte Sterblichkeit von kardiovaskulären Risikopatienten unter Febuxostat (Adenuric®). In der EU erhielt Febuxostat schon 2008 die Zulassung, auf dem deutschen Markt ist Adenuric® seit 2010. Auch Generika bietet der Arzneimittelmarkt mittlerweile an (seit 2019). 

In Abstimmung mit den zuständigen Behörden, BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) und EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur), empfehlen die Hersteller febuxostathaltiger Arzneimittel in der Roten Hand: „Patienten mit schweren kardiovaskulären Erkrankungen, zum Beispiel Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Schlaganfall oder instabile Angina Pectoris (Symptom der Brustenge bei koronarer Herzerkrankung), sollten daher nicht mit Febuxostat behandelt werden, sofern andere Therapiemöglichkeiten bestehen.“ 

Die Fach- und Gebrauchsinformationen febuxostathaltiger Arzneimittel werden dahingehend angepasst. Bislang informieren diese lediglich, dass bei Patienten mit ischämischer Herzkrankheit oder dekompensierter Herzinsuffizienz Febuxostat nicht eingesetzt werden soll. 

Febuxostat und Allopurinol – wie wirken sie? 

Laut der aktuellen Leitlinie zu Gichtarthritis zählen Allopurinol und Febuxostat zu den Arzneimitteln der ersten Wahl bei Gicht. Bei der Gichterkrankung kommt es durch erhöhte Harnsäure-Spiegel (Hyperurikämie) zum Ausfallen von Harnsäurekristallen in peripheren Gelenken und Geweben. Es kommt zu Entzündungen und massiven Schmerzen. Spätfolgen der Gichtarthritis sind irreversible (nicht mehr umkehrbare) Veränderungen an Gelenken, Bändern und Sehnen. Allopurinol und Febuxostat wirken hier als Urikostatika: Sie senken die erhöhten Harnsäurespiegel, indem sie die Bildung von Harnsäure im Körper verringern. 

Febuxostat hemmt die Xanthinoxidase (XO), diese spielt eine wichtige Rolle beim Abbau von Purinen (unter anderem Bestandteil der DNA in Adenin und Guanin) zu Harnsäure. Febuxostat senkt durch effektive XO-Hemmung die Serumharnsäurespiegel und wird zur Therapie der chronischen Hyperurikämie (80 mg Febuxostat und 120 mg Febuxostat) eingesetzt. Ebenso findet es Verwendung zur Vorbeugung und Behandlung einer Hyperurikämie bei Patienten mit hämatologischen Malignomen (bösartige Erkrankungen des Blut- beziehungsweise blutbildenden Systems), die sich einer Chemotherapie mit einem mittleren bis hohen Risiko für ein Tumorlyse-Syndrom (TLS) unterziehen (Febuxostat 120 mg). Durch Auflösung der Tumorzellen werden teilweise große Mengen an Purinen freigesetzt. Der Xanthinoxidasehemmer ist ausschließlich für Erwachsene zugelassen. 

Allopurinol hemmt ebenfalls die Xanthinoxidase, wodurch weniger Harnsäure gebildet wird. Eingesetzt wird Allopurinol in Dosierungen zwischen 100 mg und 300 mg, die maximale Dosis liegt bei 800 mg pro Tag. Allopurinol darf bei allen Formen der Hyperurikämie eingesetzt werden, wenn diese durch diätetische Maßnahmen nicht in den Griff zu bekommen ist. Im Gegensatz zu Febuxostat hat Allopurinol unter anderem auch die Zulassung für Kinder mit sekundärer Hyperurikämie.