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Neue Krankheiten: Zwanghaftes Sexualverhalten und Videospielsucht

Bild: Iryna Tiumentseva / Adobe Stock

Neue international anerkannte Gesundheitsstörungen

Zwanghaftes Sexualverhalten und Video- oder Online-Spielsucht sind nun international anerkannte Gesundheitsstörungen. Beide sind in die "Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-11)" aufgenommen, die auf der Jahrestagung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Samstag formell angenommen wurde. Dieser Katalog umfasst 55 000 Krankheiten, Symptome und Verletzungsursachen. Er ist erstmals seit fast 30 Jahren neu gefasst worden und tritt am 1. Januar 2022 in Kraft. 

Zwanghaftes Sexualverhalten

Zu zwanghaftem Sexualverhalten könne unter anderem übermäßiger Pornokonsum oder Telefonsex zählen, wie Robert Jakob, Gruppenleiter Klassifikationen (ICD) bei der WHO, sagte. Die Diagnose ist nach Definition von Fachleuten dann angebracht, wenn Betroffene intensive, wiederkehrende Sexualimpulse über längere Zeiträume nicht kontrollieren können und dies ihr Familien- oder Arbeitsleben oder das Sozialverhalten beeinflusst. 

Video- und Onlinespielsucht

Video- und Onlinespielsucht beginnt für die WHO, wenn ein Mensch über mehr als zwölf Monate alle anderen Aspekte des Lebens dem Spielen unterordnet, wenn er seine Freunde verliert oder seine Körperhygiene vernachlässigt. Die Gaming-Industrie hatte dagegen protestiert, weil sie fürchtet, dass Menschen, die viel spielen, plötzlich als therapiebedürftig eingestuft werden.

Codierung der Gesunheitsstörungen

"ICD-11 ist für das 21. Jahrhundert modernisiert worden und spiegelt Fortschritte in Wissenschaft und Medizin wider", teilte die WHO mit. Die neue Version stehe digital zur Verfügung und lasse sich in die Informationssysteme der Gesundheitsbehörden integrieren. 

Jeder Störung ist ein eigener Code zugewiesen. Für krankhaftes Video- oder Online-Spielen ist es etwa "6C51", für zwanghaftes Sexualverhalten "6C72". Ärzte in aller Welt registrieren ihre Diagnosen künftig mit den neuen Codes. Damit können präzise Statistiken erstellt und Gesundheitstrends dokumentiert werden, sagte Jakob. "Zu verstehen, was Menschen krank macht und woran sie sterben, ist Grundvoraussetzung, um Gesundheitsdienste richtig auszurichten, Ausgaben festzulegen und in Therapien und Vorbeugungsmaßnahmen zu investieren", so die WHO.

Krankenkassen rechnen nach dem modifizierten Katalog ab

Nach Angaben des deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation rechnen Krankenkassen nach dem für Deutschland jeweils leicht modifizierten Katalog auch Behandlungen ab. Auch Statistiken zu Todesursachen werden nach den Codes geführt. 

Die Vollversammlung der mehr als 190 WHO-Mitgliedsländer in Genf geht am Dienstag (28.5.) zu Ende.

Quelle: dpa/JH