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Gicht: Welche Ernährung wird empfohlen?

Bei einer Gichterkrankung sollte möglichst auf purin- und fructosehaltige Nahrungsmittel verzichtet werden. | Bild: Nomad_Soul / AdobeStock

Gicht zählt zur großen Gruppe der Stoffwechselerkrankungen und entsteht aufgrund erhöhter Harnsäurespiegel im Blut – der sogenannten Hyperurikämie. Leicht erhöhte Harnsäure-Werte verursachen noch keine Beschwerden und bleiben daher meist unbemerkt. 

Erst, wenn der Harnsäurespiegel das Sättigungsmaximum überschreitet, kristallisiert die Harnsäure nadelförmig im Körper aus. Die so entstehenden Harnsäurekristalle (Urate) können sich in Gelenken, an Schleimbeuteln oder im Gewebe ablagern. Typischerweise ist das Grundgelenk des großen Zehs betroffen, gelegentlich auch die Sprung-, Knie- oder Fingergelenke. 

Plötzlich auftretende, heftige Schmerzen mit Entzündung und Schwellung an diesen Stellen sind daher oft erste Anzeichen einer Gichterkrankung.

Gichterkrankung oft genetisch bedingt

Bei einem geringen Anteil der Patienten kommt es durch eine erhöhte Harnsäureproduktion zu einem Anstieg der Harnsäurewerte. Häufiger ist jedoch eine verminderte Harnsäureausscheidung für die Erkrankung verantwortlich. Diese Formen sind genetisch bedingt und werden unter dem Oberbegriff primäre Gicht zusammengefasst. 

Die sekundäre Gicht tritt dagegen als Folge von Grunderkrankungen wie z. B. Niereninsuffizienz, Medikamenteneinnahme (z. B. Zytostatika, Diuretika) oder übermäßigem Alkoholgenuss auf.

Gicht: Übergewicht begünstigt hohe Harnsäurewerte

Weitere Risikofaktoren für eine Gichterkrankung sind Übergewicht, ein höheres Lebensalter sowie ein übermäßiger Verzehr von Lebensmitteln, welche die Harnsäurekonzentration im Blut ansteigen lassen. Zudem sind Männer circa 10-mal häufiger davon betroffen als Frauen.

Gichtpatienten besitzen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Bluthochdruck tritt dabei am häufigsten auf. Aber auch Diabetes mellitus, Nierenschäden oder psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände kommen in Zusammenhang mit Gicht vor. 

Um die Erkrankung zu kontrollieren, ist es empfehlenswert, einige Ernährungsgewohnheiten anzupassen.

Purinarme Diät für Gichtpatienten geeignet

Ziel der Ernährungsumstellung ist es, Gichtanfälle bestmöglich zu kontrollieren und die Harnsäurekonzentration im Blut dauerhaft abzusenken. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einer Reduktion von

  • Purin,
  • Fructose und
  • der Energiezufuhr

innerhalb der täglichen Ernährung. Purin und Fructose erhöhen die Harnsäurewerte im Blut, weshalb der Konsum eingeschränkt werden sollte. Durch eine verringerte Kalorienzufuhr wird gleichzeitig das Übergewicht reduziert.

Gut zu wissen: Was sind Purine? 

Purine sind stickstoffhaltige aromatische Verbindungen, die das Grundgerüst der DNA-Bausteine Adenin und Guanin bilden. Sie sind somit lebensnotwendig und kommen in allen Zellen vor. 

Der Körper nimmt einen Teil der benötigten Purine aus der Nahrung auf, den anderen Teil kann er selber synthetisieren. Nicht mehr benötigte Purinbasen werden zu Harnsäure abgebaut und über die Niere ausgeschieden.

In der S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Gicht“ von August 2024 wird eine gesunde, ausgewogene und möglichst pflanzenbasierte Ernährung empfohlen. Außerdem ist es ratsam, den Fleisch- sowie Alkoholkonsum einzuschränken und Fertigprodukte, die mit Fructose angereichert sind, zu meiden.

Gicht: Ernährungsempfehlungen für das Beratungsgespräch

Gichtpatienten sollten in erster Linie wissen, welche Lebensmittel besonders reichhaltig an Purin und Fructose sind. So fällt es leichter, diese im Alltag zu reduzieren. Dazu gehören:

  • purinhaltige Lebensmittel
    • Fleisch (Innereien, fettreiches Fleisch oder Wurst wie Salami, Teewurst, Bratwurst, Gänsekeule, Schweinebraten, Speck)
    • Fisch und Meeresfrüchte (Sardinen, Sprotten, Matjes, Hering)
    • hefehaltige Lebensmittel (Backwaren, Bier, alkoholfreies Weizenbier, Aufbackbrötchen)
  • fructosehaltige Lebensmittel
    • Säfte und Fertigsmoothies
    • Obstpüree und -konserven
    • Softdrinks oder Limonaden
    • getrocknetes Obst (Rosinen, Pflaumen)
    • gesüßte Milchprodukte (Pudding, Fruchtjoghurt, Milchreis)

Den Kunden kann stattdessen eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung angeraten werden, so wie es auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vorsieht. Diese besteht aus Eiern (ovo), Milchprodukten (lacto) und viel Gemüse (vegetarisch), in Kombination mit einer ausgewogenen vollwertigen Gesamtkost. Tee, Kaffee und Kakao sind unproblematisch und können den Speiseplan ergänzen.

Zusätzlich kann die Harnsäureausscheidung durch verringerten Alkoholgenuss und ausreichende Wasserzufuhr verbessert werden. Regelmäßige körperliche Betätigung unterstützt eine Reduktion des Körpergewichts und kann sich ferner positiv auf das Wohlbefinden der Gichtpatienten auswirken.

Patientenbroschüren zum Thema Gicht

Die DGE bietet eine sogenannte Infothek „Essen und trinken bei Gicht“ an, die zuletzt 2023 aktualisiert wurde. Infotheken werden von der DGE zu verschiedenen diätetischen Themen herausgeben und richten sich direkt an Verbraucher. Darin werden Krankheitsbilder und diätetische Maßnahmen beschrieben.

Außerdem kann ein individueller Patientenflyer entworfen werden, auf dem die wichtigsten Ernährungstipps und eine Übersicht gängiger Lebensmittel aufgeführt sind, die entweder empfohlen oder möglichst vermieden werden sollten. Als Vorlage dient beispielsweise der Ratgeber der Ernährungs-Docs, der auf deren Website heruntergeladen werden kann. Quellen:
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/060-005l_S3_Diagnostik-Therapie-Gicht_2024-08.pdf
- https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1301-1793.pdf
- https://www.dge.de/presse/meldungen/2023/neue-broschuere-essen-und-trinken-bei-gicht/