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Lässt frühe Beikost Babys besser und länger schlafen?

Bild: Ramona Heim / Adobe Stock

Dass Stillen gut für Mutter und Kind ist, darüber sind sich eigentlich alle einig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Müttern, ihre Kinder wenigstens vier Monate voll zu stillen. Stillen senke das Risiko für Durchfall beim Kind, für Mittelohrentzündung und für den plötzlichen Kindstod (SIDS; sudden infant death sndrom). Außerdem litten gestillte Kinder später seltener an Übergewicht. Der Nutzen des Stillens liegt jedoch nicht allein beim Säugling. Stillen fördert auch die Rückbildung bei der Mutter. So empfiehlt die DGE Müttern auch Teilstillen, wenn Vollstillen aus bestimmten nicht möglich ist. In ihrer Stillempfehlung geht die WHO sogar noch ein Stück weiter. Nach Ansicht der WHO, ist es für Mutter und Kind am besten, wenn das Baby sechs Monate ausschließlich Muttermilch bekommt.

Mütter füttern Beikost, weil sie denken, das Kind schläft besser

Manche Mütter beginnen jedoch früher, ihrem Kind Beikost zu füttern und das Stillen Stück für Stück zu reduzieren. Ein häufig genannter Grund hierfür ist, dass Eltern das Gefühl haben, die Muttermilch reicht für den Säugling nicht mehr aus. So ist auch die Meinung, dass Kinder durch Beikost besser schlafen, weit verbreitet. In einer britischen Umfrage zum Stillverhalten begründete über ein Viertel aller Mütter, die ihren Kindern früh Beikost fütterten dies, dass ihr Kind nachts aufwachte – und ihrer Einschätzung nach Hunger hatte. Ist also etwas dran an dieser weitläufigen Meinung, dass Beikost die Babys besser schlafen lässt? Die englische Gesundheitsbehörde (National Health Service, NHS) hält hiervon zumindest nicht viel. Ihr Statement: „Feste Nahrung wird Ihr Baby nicht mehr dazu bringen, die Nacht durchzuschlafen“.

Allerdings könnte es passieren, dass die Gesundheitsbehörde ihre pauschale Aussage unter Umständen aktualisieren muss – denn: In Großbritannien untersuchten Wissenschaftler das Schlafverhalten von 1303 Säuglingen. Sie bildeten zwei Gruppen. Die erste Babygruppe wurde – wie von der WHO empfohlen – sechs Monate ausschließlich gestillt. In der zweiten Babygruppe stillten die Mütter bis zum dritten Lebensmonat voll, anschließend fingen sie an, ihren Babys Beikost zu füttern. Ab dem sechsten Lebensmonat der Säuglinge trafen sich die beiden Babygruppen wieder und beide wurden gleich ernährt. Insgesamt lief die Studie drei Jahre. Innerhalb dieser Zeit dokumentierten die Eltern das Schlafverhalten ihrer Babys. Und die Ergebnisse erstaunen, denn die Beikost-Kinder schliefen länger und wachten nachts seltener auf.

Kinder schlafen länger und besser durch mit früher Beikost

Über drei Jahre betrachtet, schliefen die Kinder im Durchschnitt jede Nacht etwa sieben Minuten länger. Im Alter von sechs Monaten waren die Unterschiede im Schlafverhalten der rein gestillten und der Beikost-erhaltenden Kinder am deutlichsten. Die Babys mit Beikost schliefen über 16 Minuten länger pro Nacht – das sind zwei Stunden pro Woche. Auch wachten die Babys nachts seltener auf. Das wirkt sich auch auf den Schlaf der Eltern aus. Die Eltern der Beikost-Kinder berichteten nicht nur über ein besseres Schlafverhalten ihrer Babys, sondern fanden auch ihr eigenes besser. Interessant ist vor allem, dass sich dieser Effekt nicht auf die Zeit des frühen Beikost-Fütterns beschränkt, also das Lebensalter von drei bis sechs Monaten der Kinder. Auch als die beiden Babygruppen nach sechs Monaten längst die gleiche Nahrung erhielten, schliefen die frühen Beikost-Kinder weiterhin besser – und zwar bis zum dritten Lebensjahr (Studienende). Worauf die Beikost allerdings keine Auswirkungen hatte, war die Schlafdauer und Schlafqualität der Babys tagsüber.