Neue Aufklärungskampagne: „Ohne Rezepte keine Apotheken vor Ort!“
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) urteilte im Oktober 2016, dass die deutsche Arzneimittelpreisbindung für ausländische Versender nicht gilt. Seitdem dürfen die Anbieter Rabatte und Boni gewähren, wenn Patienten ihre Rezepte bei ihnen einlösen. Mit diesen Angeboten sollen immer mehr Kunden angelockt werden. Deutsche Vor-Ort- und Versandapotheken hingegen müssen sich bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nach wie vor an die festen Preise halten und den gesetzlichen Versorgungsauftrag erfüllen.
Gefährliches Ungleichgewicht
So ist ein gefährliches Ungleichgewicht zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken mit Sitz im Ausland entstanden. Seit dem EuGH-Urteil zerbrechen sich Juristen und Politiker die Köpfe und diskutieren, wie die Arzneimittelversorgung in Deutschland wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann. Während der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sich dafür eingesetzt hat, per Gesetz den Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu verbieten, gibt es Vorschläge aus anderen Parteien, lediglich die Höhe der Rabatte zu regeln. Ausländische Arzneimittelversender sollen hingegen weiterhin deutsche Patienten beliefern dürfen ohne die Gemeinwohlaufgaben zu erfüllen. Tatsache ist, dass es in 21 der 28 EU-Mitgliedstaaten keinen Arzneimittelversand mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gibt. Viele Staaten befürchten nämlich, dass der Versandhandel zu einer patientenfeindlichen Durchlöcherung des bestehenden flächendeckenden Apothekennetzes führt und das Risiko für Fälschungen und Missbrauch zunimmt.
Vor allem aber wandern mit den Rezepten auch die Krankenkassenbeiträge der Versicherten ins Ausland und fehlen den Vor-Ort-Apotheken, die dadurch wirtschaftlich gefährdet werden.
Wie die Apotheke vor Ort zu retten ist
Ziel des Erklärvideos „Ohne Rezepte keine Apotheken vor Ort" ist es, anhand von drei alltäglichen Beispielen klar zu machen, was geschieht, wenn das Ungleichgewicht zwischen ausländischen Arzneimittelversendern und Apotheken vor Ort bestehen bleibt.
Da sind beispielsweise der kleine Max und sein Papa, die nach dem Kinderarztbesuch dringend ein Arzneimittel benötigen. Sie stehen plötzlich vor einer verschlossenen Apotheke. Oder das Ehepaar Müller, das auf den Botendienst der Vor-Ort-Apotheke angewiesen wäre, aber niemanden mehr erreichen kann. Und schließlich muss ein junges Pärchen kilometerweit durch die Nacht irren, um nach einer Verhütungspanne die nächste Notdienstapotheke zu erreichen.
Das Erklärvideo schließt jedoch positiv ab: Wenn nämlich sichergestellt ist, dass es verschreibungspflichtige Arzneimittel nur in den Vor-Ort-Apotheken gibt, kann es eine flächendeckende Versorgung geben, von der kranke, ältere und hilfsbedürftige Menschen profitieren. Denn: Ohne Rezepte gibt es keine Apotheken und ohne Apotheken keine Hilfe vor Ort.
Das Video steht allen Apotheken in Deutschland (kostenlos) zur Verfügung, es kann auf allen verfügbaren Kanälen verwendet werden. Sie finden es unter diesem Link.