Influenzasaison 2018/19 – Wie sieht der neue Grippeimpfstoff aus?
Gegenwärtig mag noch niemand an die nächste Grippesaison 2018/19 denken – zu sehr sind Apotheker, Ärzte und Patienten noch mit der heftigen Welle dieses Winters beschäftigt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hingegen ist schon einen Schritt weiter. Sie hat sich bereits Gedanken über den neuen Grippeimpfstoff für die kommende Grippesaison gemacht. Die empfohlene Zusammensetzung für die Nordhalbkugel, also auch für Deutschland, hat die WHO jüngst verkündet.
Zwei neue und zwei bewährte Impfkomponenten
Insgesamt empfiehlt die WHO die Impfstoffzusammensetzung für eine Dreifach- und eine Vierfachgrippeimpfung. Zwei der diesjährigen Impfkomponenten bleiben gleich, zwei Komponenten ändert die WHO. Derzeit dominiert ein Influenza B-Stamm, Yamagata, mit 72 Prozent und Influenza A(H1/N1)pdmo9 mit 26 Prozent das Grippegeschehen in Deutschland. Auch wenn der direkte Yamagata-Schutz aktuell nur im vierfachen Influenzaimpfstoff enthalten ist – was bundesweit seit Wochen Diskussionen über die Zwei-Klassen-Medizin schürt – so trifft dieser Impfstoff die Yamagatas sehr gut. Gut passt auch die vor Influenza A(H1/N1)pdm09 schützende Impfkomponente.
Die Wirksamkeit dieser beiden Impfkomponenten wird derzeit auf 36 bis 54 Prozent (Yamagata) und 55 bis 68 Prozent (A(H1/N1)) geschätzt – und somit belässt die WHO diese beiden Impfkomponenten auch für nächstes Jahr.
Nur 7 Prozent Schutz vor A(H3/N2)
Zwei Impfkomponenten möchte die WHO jedoch tauschen, und zwar ebenfalls je einen Influenza A- und einen Influenza B-Stamm. Bei Influenza A(H3/N2) ersetzt im nächsten Jahr Singapore (A/Singapore/INFIMH-16-0019/2016 (H3N2)-like-virus ) den jetzigen Hongkong (A/Hong Kong/4801/2014 (H3N2)-like-virus). Der aktuelle Impfstoff bietet nur einen 7-prozentigen Schutz vor diesem Virussubtyp. Singapore passt laut WHO besser auf den aktuell zirkulierenden Grippevirus. Dass der Impfschutz vor A(H3/N2) in diesem Jahr nicht optimal war, gestaltete sich wohl nicht so dramatisch: Influenza A(H3/N2) verursacht gegenwärtig nur 3 Prozent aller Grippeerkrankungen.
Der neue Influenza B-Stamm – B/Colorado/06/2017-like-virus (B/Victoria/2/87 lineage – soll in der bevorstehenden Grippesaison 2018/19 den derzeit enthaltenen Brisbane ersetzen (B/Brisbane/60/2008-like-Victoria-lineage-virus-Stamm). Die WHO begründet diese Wahl, da besonders der Colorado-Stamm in dieser Saison in vielen Ländern Europas zirkulierte. Diese Dominanz gilt für Deutschland allerdings nicht – von allen labordiagnostisch bestätigten Influenza B-Viren gehörten 99 Prozent der Yamagata-Linie an und nur 1 Prozent der Victoria-Linie.
Yamagata wird wieder nur in Vierfachgrippeimpfung enthalten sein
Neben der Schwere der Grippewelle in diesem Winter, erhitzte vor allem ein weiteres Thema die Gemüter. Stichwörter: Dreifach- vs. Vierfachgrippeimpfung und Zwei-Klassen-Medizin. Der Grund: Einen direkten Schutz vor Yamagata bietet aktuell nur die quadrivalente Vakzine, die GKV-Patienten werden allerdings hauptsächlich mit der dreifachen Grippeimpfung geschützt. Dieses Thema dürfte hoffentlich in der nächsten Influenzasaison vom Tische sein, nachdem sich die STIKO (Ständige Impfkommission am RKI) explizit für einen vierfachen Grippeschutz als Standard ausgesprochen hat (November 2017). Der G-BA entscheidet Anfang April darüber, ob diese Empfehlung als Standardleistung in der Impfschutzrichtlinie verankert wird.
Auch für die kommende Influenzasaison wird jedoch wohl nur die tetravalente Grippeimpfung den Yamagata-Schutz enthalten. Warum ist das so? Die meisten europäischen Länder impfen ausschließlich trivalent. Die WHO erklärt dazu, dass aktuelle Daten nicht genügten, um vorherzusagen, welcher der beiden B-Stämme dominieren werde. PTAheute hat auch beim RKI nachgehakt. Nach Ansicht der Grippe-Experten dort ist es in der Tat so, dass nach der ausgeprägten Dominanz der Yamagata-Linie im aktuellen Grippejahr, in der kommenden Saison eher die Victoria-Linie zu erwarten ist – weswegen dieser in den verbreiteteren Dreifachimpfstoff gepackt wurde.