Barmer: Scabies wieder auf dem Vormarsch
Regionale Unterschiede sind deutlich
Die Zahl der verschriebenen Krätze-Medikamente nehme zwar in allen Teilen Deutschlands wieder zu, es gebe jedoch regionale Unterschiede bei der Entwicklung der Verordnungen. Während die Anzahl der Rezepte in Berlin um 35 Prozent zulegt habe, habe es in Schleswig-Holstein eine Zunahme von 127 Prozent gegeben, gefolgt von Bremen (98 Prozent) und Rheinland-Pfalz (89 Prozent), so die Krankenkasse. Die meisten Verordnungen seien im Jahr 2017 in Nordrhein-Westfalen mit 26.758 verschrieben worden, gefolgt von 5.011 in Niedersachsen. Ausgewertet habe die Krankenkasse Verordnungen mit den Wirkstoffen Permethrin, Ivermectin und Benzylbenzoat.
Wie sieht Krätze aus?
- Die betroffenen Hautstellen sind durch den starken Juckreiz mit Kratzspuren übersät
- Bei genauem Hinsehen sind Milbengänge zu sehen: Hierbei handelt es sich um feine, gewundene, rötlich bis schieferfarbene Linien, in deren Ende die Milbe sitzt (Milbenhügel)
- Manchmal entsteht infolge einer allergischen Reaktion (Sensibilisierung durch Milbenantigene) ein Hautausschlag am ganzen Körper
Behandlung der Scabies
In den meisten Fällen wird Krätze lokal behandelt. Zur lokalen Behandlung der Scabies ist Permethrin das erste Mittel der Wahl. Außerdem eingesetzt werden Benzylbenzoat und Crotamiton. Zur systemischen Behandlung wird auch Ivermectin eingesetzt. Permethrin-Salbe beziehungsweise -Creme wird einmalig auf den gesamten Körper aufgetragen. Das Gesicht beziehungsweise der Kopf sowie die Schleimhautbereiche im Genital- und Analbereich müssen ausgespart werden. Am besten wird das Mittel über Nacht angewendet. Nach acht bis zwölf Stunden Einwirkzeit kann es abgewaschen oder abgeduscht werden. Permethrin ist gegen Krätze hochwirksam, gut verträglich und auch in der Schwangerschaft oder für Kinder in einer etwas geringeren Dosis geeignet. Zeigen sich zwei Wochen später immer noch Anzeichen für einen aktiven Befall mit Krätzmilben, muss die Behandlung wiederholt werden.
Mittel der zweiten Wahl zur äußerlichen Behandlung sind Benzylbenzoat und Crotamiton. Sie kommen in der Regel dann zum Einsatz, wenn eine vorangegangene Behandlung mit Permethrin nicht erfolgreich war. Emulsionen oder Salben mit Benzylbenzoat müssen – anders als Permethrin – an mehreren (meist drei) aufeinanderfolgenden Tagen abends aufzutragen. Oft die Behandlung nach einigen Tagen wiederholt werden.
Zur systemischen Behandlung und oralen Einnahme ist der Wirkstoff Ivermectin das Mittel der Wahl. In der Regel reicht eine Anwendung aus. Die Dosierung des Wirkstoffs richtet sich nach dem Körpergewicht (200 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht bei Erwachsenen).
Tipps für Ihre Beratung
Bereits bei den ersten Krätze-Anzeichen wie gerötete Papeln im Intimbereich, zwischen den Fingern oder in den Achseln und vor allem nächtlichem Juckreiz sollten Betroffene zügig den Arzt aufsuchen. Kommt ein Kunde mit entsprechenden Symptomen in die Apotheke, sollten PTA auch an Scabies denken. „Eine Ansteckung mit Krätze kann jeden treffen und hat nicht automatisch etwas mit Hygiene zu tun“, erklärt Utta Petzold, Hautärztin bei der Barmer. Besonders leicht könne sich die Krätzmilbe in Kitas verbreiten. Da Krätzmilben außerhalb des menschlichen Körpers einige Tage überleben könnten, rät die Expertin den Betroffenen und ihren Kontaktpersonen, Kleidung und Bettwäsche täglich zu wechseln und bei mindestens 60 Grad zu waschen. Handtücher solle man direkt nach Gebrauch erneuern. Nicht waschbare Dinge sollten 7 bis 14 Tage lang luftdicht verpackt werden.
Alle äußerlich anzuwendenden Präparate können die Haut reizen. Daher ist es ratsam, die Haut im Anschluss an die Behandlung mit beruhigenden Lotionen / Cremes einzucremen.