HIV in Deutschland: Neue Zahlen zeigen keinen Rückgang der Neuinfektionen
2500 Männer und 570 Frauen in Deutschland haben sich nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) im vergangenen Jahr mit HIV angesteckt. Die Zahl der Neuinfektionen bleibe damit im Vergleich zu 2015 konstant, teilte das Institut am Donnerstag in Berlin mit und berief sich auf neue Modellrechnungen. Diese Zahlen sind nicht zu verwechseln mit den tatsächlich erfassten HIV-Diagnosen, da diese oft erst Jahre nach der Infektion erfolgen. Nach den Schätzungen sind auch Tausende Menschen unwissentlich HIV-positiv.
Neuinfektionen bei Schwulen gingen zurück
Je nach Gruppe beschreiben die RKI-Experten unterschiedliche Entwicklungen: Die Neuinfektionen bei der größten Betroffenen-Gruppe - Männern, die Sex mit Männern haben - gingen auf 2100 zurück. Als Ursache wird ein verbessertes Testangebot gesehen. Anstiege gab es hingegen bei Heterosexuellen (750) und bei Drogenkonsumenten (240).
HIV-Infektion wird oft nicht erkannt
Geschätzte 12 700 der 88 400 Menschen mit HIV wissen nicht, dass sie infiziert sind heißt es seitens des RKI. Es sei ein wichtiges Ziel, diese hohe Zahl zu senken. Vor allem Heterosexuelle seien betroffen, weil bei ihnen oft nicht an HIV gedacht wird. Test und Diagnose kommen bei dieser Gruppe verhältnismäßig spät. Solange besteht auch die Gefahr, dass das Virus unwissentlich weiter übertragen wird. In vielen Fällen wird HIV den Angaben nach erst diagnostiziert, wenn bereits ein fortgeschrittener Immundefekt vorliegt. Ist Aids erstmal entstanden, bedeutet das erhöhte Behandlungskosten und auch ein höheres Sterberisiko. Nach den Daten des RKI starben vergangenes Jahr 460 Menschen mit oder an HIV.
Kostenübernahme durch die Krankenkassen notwendig
Deutschland gehört zu den Ländern mit den niedrigsten HIV-Neuinfektionsraten in Europa. Die HIV-Infektionszahlen könnten jedoch sinken, so die Deutsche Aids-Hilfe, wenn Deutschland alle verfügbaren Schutzmethoden zum Einsatz bringen würde. Um die Zahlen zu senken, gebe es durchaus Spielraum: Wer HIV mit Medikamenten vorbeugen will, kann bislang nicht mit einer Kostenübernahme durch die Krankenkassen rechnen. Auch müssten drogenabhängige Häftlinge Zugang zu sauberen Spritzen erhalten, forderte die Aids-Hilfe. Und für Menschen ohne Papiere müsse es «endlich einen anonymen Zugang zur HIV-Therapie» geben. Noch scheuten diese Menschen den Gang zum Arzt - wegen drohender Abschiebung. Quelle: dpa / 24.11.2017