Gefährliche Müdigkeit
Vorsicht Sekundenschlaf!
Viele Menschen unterschätzen die Risiken, wenn sie sich ermüdet ans Steuer setzen. Manche denken, ein bisschen laute Musik oder frischer Fahrtwind durchs offene Fenster reiche aus, um wach zu bleiben. Doch dem ist nicht so, warnen Schlafmediziner. Das Risiko für einen Sekundenschlaf ist zum Beispiel nach einer durchwachten Nacht besonders in den Morgenstunden zwischen vier und sieben Uhr hoch, noch dazu in monotonen Situationen wie auf der Autobahn.
Weniger als vier Stunden Schlaf – Unfallrisiko 11-mal höher
Jede Stunde ohne Schlaf erhöht das Risiko für einen Verkehrsunfall. Die Experten beziffern diese Gefahr konkret: Hat man nur vier bis fünf Stunden geschlafen, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall 4,3-mal höher als nach einer normalen Schlafdauer von mindestens sieben Stunden. Hat man noch weniger als vier Stunden geschlafen, ist das Risiko sogar 11,5-mal höher. Solche Schlafmangelsituationen sind zum Beispiel bei Fahrten in den Urlaub häufig. Gerade auf längere Autofahrten sollte man sich nur ausgeruht begeben und genügend Zeit für regelmäßige Pausen einplanen, raten Verkehrssicherheitsexperten.
22 Stunden ohne Schlaf wie 1,0 Promille
Schläfrigkeit wirkt beim Autofahren ähnlich wie Alkohol, geben die Experten zu bedenken: Schon 17 Stunden ohne Schlaf beeinträchtigen das Reaktionsvermögen wie 0,5 Promille Alkohol im Blut. War man gar 22 Stunden am Stück wach, wirkt sich das vergleichbar aus wie eine Promillezahl von 1,0. Sitzt jemand übermüdet am Steuer, kann das sein Gefahrenbewusstsein, die Konzentrationsfähigkeit und das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Es kommt dadurch möglicherweise zu gravierenden Fehleinschätzungen, zum Beispiel was die aktuelle Geschwindigkeit oder Entfernungen betrifft. Internationalen Studien zufolge ist immerhin jeder sechste Unfalltote auf einen schläfrigen Fahrer zurückzuführen. Alkohol ist dagegen „nur“ für jeden 13. Verkehrstoten verantwortlich.
15 bis 20 Prozent der Medikamente können müde machen
Schlafstörungen und Schlafmangel sind die Hauptgründe, weshalb Sekundenschlaf auftritt. Die Schlafmediziner geben allerdings zu bedenken, dass es auch andere Ursachen gibt, etwa körperliche Erkrankungen, Schichtarbeit oder klimatische Verhältnisse. Unterschätzt werde aber vor allem der Einfluss von Medikamenten auf die Fähigkeit, ein Fahrzeug sicher zu führen. Bei 15 bis 20 Prozent aller zugelassenen Arzneimittel bestehe laut Herstellerangaben die Gefahr, dass die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt werde. Dazu gehören vor allem Schlafmittel, Psychopharmaka, Analgetika und Antiallergika. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin geht davon aus, dass bei vielen Verkehrsunfällen Arzneimittel mit im Spiel sind – insbesondere Psychopharmaka. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)