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Meningokokken-B-Impfung: Nicht alle Kassen zahlen

Bild: scyther5 - iStockphoto.com

In Deutschland am häufigsten Typ B und Typ C

Meningokokken sind Bakterien (Neisseria meningitidis), die lebensbedrohliche Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen verursachen können. Besonders häufig erkranken Kinder unter vier Jahren und Jugendliche zwischen  15 und 19 Jahren. Weltweit kommen zwölf unterschiedliche Gruppen von Meningokokken vor, sogenannte Serogruppen, die je nach Zusammensetzung der Zuckerbausteine (Polysaccharide) in der Bakterien-Kapsel eingeteilt werden. Fünf davon - die Serogruppen A, B, C, W135 und Y - verursachen fast alle auftretenden Meningokokken-Erkrankungen. In Europa (und auch Deutschland) sind die Serogruppen B und C vorherrschend, wobei Meningokokken der Serogruppe B für 80 % (in Deutschland für etwa zwei Drittel) aller Meningokokken-Erkrankungen verantwortlich sind.

Nicht häufig, aber lebensbedrohlich

Obwohl das Risiko für eine Meningokokken-B-Erkrankung in den Jahren 2013 bis 2016 mit weniger als 3 Erkrankungen/1 Million Einwohner pro Jahr sehr niedrig war, sollte die Gefahr nicht unterschätzt werden. Innerhalb weniger Stunden können Meningokokken vor allem zwei schwere und lebensbedrohliche Krankheitsbilder verursachen, die einzeln oder zusammen auftreten können: Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis). Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) beträgt in der Regel drei bis vier Tage. Die Sterblichkeitsrate in Deutschland betrug im Zeitraum 2013 bis 2016 jährlich rund 8%. Das sind circa 15 Personen pro Jahr, davon 7 Kinder unter 5 Jahren.  

Meningitis- und Sepsis-Gefahr

Zwei Drittel der Erkrankten entwickeln eine Hirnhautentzündung (Meningitis). Die ersten Symptome sind meist Fieber und Kopfschmerzen. Oftmals klagen die Betroffenen über Lichtempfindlichkeit. Sie sind schläfrig oder benommen. Ein typisches Anzeichen kann eine schmerzhafte Nackensteifigkeit sein. Es kann zu Erbrechen und zu erheblichen Kreislaufbeschwerden kommen.  Die Erkrankung ist so schwer, dass sie bei den Patienten innerhalb von Stunden durch Herz-Kreislauf-Versagen zum Tode führen kann.

Typische Anzeichen einer Blutvergiftung (Sepsis) sind punktförmige oder flächige Blutungen auf der Haut oder auch auf der Augenbindehaut und Mundschleimhaut: Rot-violette Flecken, die sich schnell vermehren und vergrößern und bei Druck nicht blass werden. Entdeckt man Flecken dieser Art auf der Haut eines Kindes, kann der "Glas-Test" Auskunft darüber geben, ob es sich um einen gewöhnlichen Hautausschlag oder eine Blutvergiftung handelt.

Der Glas-Test

Beim Glas-Test drückt man ein durchsichtiges Trinkglas auf einen Fleck und beobachtet ihn durch den Boden des Glases: Hautausschläge verschwinden; Flecken, die durch Einblutungen ausgelöst sind, bleiben sichtbar. In diesem Fall ist eine sofortige ärztliche Behandlung notwendig - dabei zählt jede Minute!

Schnelle Behandlung mit Antibiokika notwendig

Schon bei Verdacht auf eine Meningokokken-Infektion müssen Erkrankte sofort ins Krankenhaus! Dort erfolgt schnellstmöglich eine Behandlung mit Antibiotika. Trotz Behandlung können Komplikationen und Spätfolgen auftreten. Bei 10 bis 15% der Patienten hinterlässt die Krankheit Schäden, z.B. Entwicklungsstörungen, Intelligenzminderung, Schädigung des Innenohrs, Hirnnervenlähmungen, einseitige Lähmungen oder Krampfanfälle. Unter Umständen kann eine Amputation eines Körperteils erforderlich sein. Schwere Verläufe wie Meningitis und Sepsis sind immer Notfälle, die eine sofortige intensivmedizinische Behandlung erfordern. Wenige Stunden können dann über das Schicksal des Patienten entscheiden. Deshalb ist die vorbeugende Schutzimpfung für Risikopatienten besonders wichtig.

Impfempfehlungen der STIKO

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt aufgrund der schweren Krankheitsverläufe und der positiven Erfahrungen mit entsprechenden Impfprogrammen in anderen Ländern seit 2006 die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C für alle Kinder im Alter von 12 bis 23 Monaten. Eine fehlende Impfung soll bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Eine Impfung mit Meningokokken-C-Konjugatimpfstoffen bietet nach derzeitigem Kenntnisstand einen jahrelang anhaltenden Schutz, derzeit wird keine Auffrischimpfung empfohlen.

Seit Ende 2013 steht auch ein Proteinimpfstoff gegen die Meningokokken Serogruppe B zur Verfügung. Eine Impfung empfiehlt die STIKO jedoch momentan lediglich Personen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko. Dazu gehören Menschen mit angeborener Immunschwäche, mit engem Kontakt zu Meningitis-Patienten und Menschen, die dem Erreger im Labor ausgesetzt sein könnten. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) hat die Impfung seit 1. Januar 2014 in ihren Impfkalender integriert, auch Mecklenburg-Vorpommern empfiehlt die Meningokokken-Impfung für Säuglinge ab 2 Lebensmonaten, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre. 

Impfschema für Meningokokken-Impfungen

Die STIKO empfiehlt seit Juli 2006 die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C mit einem Meningokokken-C-Konjugatimpfstoff für alle Kinder im 2. Lebensjahr zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Dabei ist eine Impfung ausreichend.

Weil die Krankheitslast durch Meningokokken B in den ersten beiden Lebensjahren am höchsten ist, ist es sinnvoll, die Impfung gegen Meningokokken B so früh wie möglich zu verabreichen, d.h. bei Säuglingen ab dem Alter von 2 Monaten. Sie muss dann im Abstand von vier Wochen zweimal wiederholt werden.
Eine weitere Impfung im zweiten Lebensjahr (Alter 12 bis 15 Monate) komplettiert den Impfzyklus. Bei Kindern im Alter von 2 bis 5 Monaten sind demnach 3 Impfstoff­dosen zur Grund­immunisierung und in allen anderen Alters­gruppen 2 Impfstoff­dosen vom Hersteller empfohlen. Bei Kindern, die in den ersten 2 Lebens­jahren geimpft wurden, ist zusätzlich eine Booster­impfung erforderlich.

Kostenerstattung auf freiwilliger Basis

Da es für die Meningokokken-B-Impfung keine allgemeine Impfempfehlung der STIKO gibt, ist die Erstattung der Impfkosten eine freiwillige Leistung der Krankenkassen. Eltern müssen in der Regel in der Arztpraxis in Vorkasse treten. Wer sicher gehen will, dass er nicht auf den Kosten der Impfung sitzen bleibt, sollte im Vorfeld bei der Krankenkasse nachfragen, ob sie die Kosten erstattet. Eine Dosis des Impfstoffs Bexsero kostet 108,34 Euro. Hinzu kommen die Kosten des Arztes für die Verabreichung der Impfung.