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Bärlauch: Darauf sollte man beim Sammeln achten

Frau sammelt Bärlauch-Blätter
Zur Blütezeit verströmt der Bärlauch seinen unverkennbaren Lauchgeruch. | Bild: encierro / AdobeStock

Leidenschaftliche Sammler zieht es nun wieder in die Wälder, denn die Bärlauch-Saison hat begonnen. Ob als Beigabe im Salat, kleingeschnitten in Suppen, Soßen, Kräuterquarks oder italienisch angehaucht als Pesto – das frische Frühlingskraut aus der freien Natur erfreut sich großer Beliebtheit.

Die Blätter des Bärlauchs (Allium ursinum) sind nicht nur würzig wohlschmeckend, sondern gelten obendrein als gesund, insbesondere wegen ihrer schwefelhaltigen Inhaltsstoffe. Bärlauchkraut soll beispielsweise die Magen-Darm-Funktion unterstützen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.

Ein weiterer Vorzug dieses Lauchgewächses: Im Gegensatz zu seinem „Geschmacksbruder“, dem Knoblauch, hinterlässt es nach dem Verzehr keinen Mund- und Körpergeruch.

Bärlauch-Duft liegt in der Luft

Blühende Bärlauch-Pflanze
Blühender Bärlauch | Bild: Birgit Brandlhuber / AdobeStock

Der Bärlauch wächst in krautreichen, schattigen Laubwäldern, wo der Boden nährstoffreich und feucht ist. Das sind vor allem Wälder in Schluchten und Bachtälern oder Auwälder von Flüssen.

Oft bildet die Pflanze ausgedehnte Bestände. Die kräftig grünen Blätter bedecken im Frühjahr den ganzen Boden. Hochsaison für Sammler und Hobbyköche ist April, wobei in diesem Jahr aufgrund der warmen Temperaturen bereits Ende März Bärlauch gesammelt werden konnte.

Im Mai und Juni blüht der Bärlauch mit weißen, sternförmigen Blüten, die zusammen einen hübschen doldigen Blütenstand bilden. Dann verströmt Allium ursinum weithin seinen unverkennbaren Lauchgeruch. Bereits Ende Juni beenden die 20 bis 50 Zentimeter hohen Pflanzen ihren jährlichen Zyklus mit der Samenreife und ziehen ihre Blätter ein.

Bekannte Verwechslungsgefahr: Maiglöckchenblätter und Herbstzeitlose

Doch Vorsicht: Es besteht Verwechslungsgefahr – und zwar mit gleich mehreren giftigen Kandidaten. Sammeln sollte deshalb nur, wer den Bärlauch zweifelsfrei identifizieren kann. Immer wieder kommt es zu fatalen Verwechslungen, vor allem mit den Blättern des Maiglöckchens (Convallaria majalis), die herzwirksame Glykoside enthalten, und der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale).

Unterscheidungsmerkmal: Maiglöckchenblätter wachsen paarweise am Stängel

Die Maiglöckchenblätter sind ganz ähnlich geformt, haben ebenfalls parallel verlaufende Blattnerven, erscheinen ungefähr zur selben Zeit und kommen unglücklicherweise bisweilen an denselben Standorten vor wie der Bärlauch.  

Im Gegensatz zu den Bärlauchblättern riechen Maiglöckchenblätter beim Zerreiben nicht nach Knoblauch. Allerdings ist es mit diesem Unterscheidungsmerkmal so eine Sache. Denn hat man erst mal einige Bärlauchblätter gepflückt, haftet deren Geruch unweigerlich an den Fingern. Das kann die Nase gefährlich in die Irre führen.  

Besser also, man kennt die äußerlichen Unterscheidungsmerkmale: Beim Bärlauch wachsen die Blätter einzeln direkt aus dem Stängel und sie besitzen keine Blattscheide. Zwar sind auch die Maiglöckchenblätter gestielt, doch sie sitzen im Allgemeinen paarweise am gleichen Stängel. Außerdem besitzen sie eine lange Blattscheide, die den Stängel umfasst. Im jungen Stadium sind die Blätter von Convallaria majalis zudem seitlich eingerollt.

Herbstzeitlose – Gefahr auf Wiesen und feuchten Böden

Daneben besteht vor allem im Frühjahr mit einer weiteren Pflanze Verwechslungsgefahr: Die Herstzeitlose. Die Colchicin-haltigen Blätter sind geruchlos, fest, etwas fleischig und zeigen keinen Stiel. Sie umfassen einander an der Basis und bilden so gleichsam einen Trichter, ähnlich wie Tulpen. 

Auch die Herbstzeitlose liebt feuchte Standorte, wenn auch in der Regel eher Wiesen als Wälder. Im Gegensatz zu Bärlauch und Maiglöckchen tritt sie meist als „Einzelgänger“ auf.

Ein Blatt vom Bärlauch, Maiglöckchen und von der Herbstzeitlosen
Verwechslungsgefahr: Blätter von Bärlauch (unten), Maiglöckchen (Mitte) und Herbstzeitlose (oben) | Bild: Ruckszio / Adobe Stock

Ehepaar nach Verzehr vermeintlicher Bärlauch-Suppe verstorben

Erst Mitte März ist ein österreichisches Ehepaar nach dem Verzehr einer selbst gekochten Suppe verstorben. Sie haben beim Sammeln im nahe gelegenen Wald wohl den Bärlauch mit einer der beiden Giftpflanzen verwechselt. 

Nur wenigen Stunden nach dem Verzehr wurden sie mit Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung in eine Klinik eingeliefert. Die Therapie einer Colchicin-Überdosierung erfolgt rein symptomatisch durch Magenspülung oder die Gabe Medizinischer Kohle. Da das Gift allerdings sehr schnell vom Körper aufgenommen wird, müssen diese Maßnahmen zeitnah erfolgen. Das Deutsche Rote Kreuz erklärt, dass bereits der Verzehr eines einzigen Blattes tödliche Auswirkungen haben kann.

Giftiger Untermieter: Aronstab

Die Blätter des Aronstabs (Arum maculatum) enthalten cyanogene Glykoside und entwickeln sich ebenfalls um diese Jahreszeit auf dem Waldboden. Eigentlich sind sie nicht so leicht mit Allium-ursinum-Blättern zu verwechseln, denn sie sind pfeilförmig und haben keine parallel verlaufenden Blattnerven. 

Manchmal wachsen jedoch einzelne Exemplare von Arum maculatum im Bärlauch-Bestand, so dass unbeabsichtigt junge Aronstabblättchen in die Bärlauchsammlung wandern könnten.

Auch an Zecken und Fuchsbandwurm denken

Neben diesen botanischen Gefahren sollten sich Bärlauchsammler auch Risiken aus der Tierwelt bewusst sein: Jetzt im Frühjahr sind die Zecken wieder aktiv. Die kleinen Blutsauger lauern möglicherweise auch im Bärlauchbestand. 

Selbst wenn die Gefahr als recht gering eingestuft wird, existiert ein weiteres Risiko: Auf den Bärlauchblättern könnten Eier des Fuchsbandwurms haften.

Bärlauch sammeln nicht übertreiben!

Neben all diesen persönlichen Risiken sollten Bärlauchsammler auch die Belange der Natur nicht aus dem Auge verlieren: Immer nur so viel sammeln, wie man auch verbraucht. Das entspricht ungefähr zwei Händen voll, die man selbst tragen kann. Auf das Ausbuddeln der Knollen sollte verzichtet werden. In Naturschutzgebieten dürfen generell keine Pflanzen entnommen werden.

Erst kürzlich wurden mehrere Bärlauch-Diebstähle von der Polizei strafrechtlich verfolgt. In der Gemeinde Kupferzell in Baden-Württemberg wurden circa 2,5 Tonnen Bärlauch, ganz professionell aufgezogen, entwendet. Auch im Leipziger Auenwald kam es 2023 zu einem ähnlichen Diebstahl von einer Tonne Bärlauch.

Bärlauch im Garten selbst anbauen

Als Alternative bietet sich übrigens an, den Bärlauch im eigenen Garten zu ziehen. Dann ist auch die Verwechslungsgefahr gering. Die Zwiebeln vermehren sich über die Jahre selbst. 

Optimalerweise vereinzelt man die Knollen direkt nach der Blüte im Juni und setzt die kleinen Pflänzchen mit einem gewissen Abstand zurück in die Erde. Die Vermehrung durch Aussaat ist langwieriger und komplizierter. Vielleicht können Nachbarn oder Gartenfreunde in der Familie ein paar Pflänzchen für den Start entbehren. Quellen:
- Wink/van Wyk/Wink: Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen
- Frohne/Pfänder: Giftpflanzen, WVG 2004
- Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka, WVG 2009
- NABU Naturschutzbund Deutschland e.V.
- https://www.n-tv.de/panorama/Ehepaar-kocht-Suppe-aus-Giftpflanze-statt-Baerlauch-article24830006.html
- https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/nutzgaerten/baerlauch-vermehren-41587