Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm?
Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist ein nur wenige Millimeter großer Parasit, der ausschließlich auf der nördlichen Welthalbkugel vorkommt – insbesondere in Süddeutschland, der Nordschweiz, Westösterreich und Ostfrankreich. In Deutschland sind vor allem Bayern und Baden-Württemberg betroffen.
Beim Menschen kann der Fuchsbandwurm die als alveoläre Echinokokkose bezeichnete Krankheit auslösen, die unbehandelt lebensbedrohlich sein kann.
Fuchsbandwurm kommt vor allem im Darm von Füchsen, Hunden und Katzen vor
Der Fuchsbandwurm lebt im Dünndarm von Füchsen und ist gelegentlich auch im Darm von Hunden und Katzen zu finden. Für seine Entwicklung braucht der Fuchsbandwurm zunächst einen Zwischenwirt, das sind meist kleine Nagetiere wie Feld- und Wühlmäuse. Über die Nahrung nehmen sie die mit dem Fuchskot ausgeschiedenen Eier des Fuchsbandwurms auf. Im Darm schlüpfen aus den Eiern kleine Larven, die sich dann durch die Darmwand bohren, in die inneren Organe wandern und dort langsam heranwachsen.
Dort bilden sie sich zu sogenannten Finnen aus. Jede Finne bildet ein schwamm- oder tumorartiges Gewebe (Finnengewebe), das mehrere Bandwurmanlagen enthält. Dies wächst und breitet sich über den Blutkreislauf im Körper der Zwischenwirte aus. Frisst der Fuchs einen solchen infizierten Zwischenwirt, entstehen aus den Bandwurmanlagen neue Fuchsbandwürmer, deren Eier der Fuchs später über den Kot ausscheidet.
Die Eier des Fuchsbandwurms sind winzig klein und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. In der Umwelt sind sie jedoch sehr widerstandsfähig und für viele Monate infektiös.
Wie infizieren sich Menschen mit dem Fuchsbandwurm?
In seltenen Fällen infizieren sich auch Menschen mit dem Fuchsbandwurm. Allerdings zählen sie nicht zu den natürlichen Zwischenwirten des Fuchsbandwurms, sondern sind „Fehlzwischenwirte“. Denn bei ihnen endet die Entwicklung des Parasiten: Zwar wachsen die Bandwurmanlagen im menschlichen Körper, aber normalerweise bilden sie sich nicht vollständig aus und können auch nicht wieder in den Körper eines Fuchses gelangen.
Die Infektion mit dem Parasiten erfolgt durch orale Aufnahme der Wurmeier. Wie es beim Menschen genau dazu kommt, ist noch nicht abschließend geklärt.
Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung ist sehr lang und kann sich über Monate und Jahre hinziehen. Die Ansteckungsquelle lässt sich daher in den meisten Fällen wegen des unbekannten Infektionszeitpunktes nicht mehr feststellen. Es scheint naheliegend, dass Waldfrüchte, Kräuter wie beispielsweise Bärlauch, Fallobst oder Pilze, die mit Fuchskot in Berührung kamen, ein Infektionsrisiko bergen.
Ein weiterer möglicher Infektionsweg ist der Kontakt mit dem Fell von Füchsen, Hunden oder Katzen, an dem die Eier des Fuchsbandwurms haften können. Auch Erde oder Pflanzen, die mit dem Kot befallener Tiere verunreinigt sind, bergen ein Risiko. Über die Hände könnten die Eier dann in den Mund und weiter in den Darm gelangen.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist allerdings ausgeschlossen.
Infektion mit dem Fuchsbandwurm: Welche Symptome treten auf?
Durch das langsame Wachstum der Larven treten anfangs keine Beschwerden auf. Daher verläuft die Infektion oft jahrelang unbemerkt. Zudem sind die Symptome meist nicht eindeutig, sondern davon abhängig, welches Organ befallen ist.
Die Bandwurmlarven befallen vor allem die Leber, aber auch Lunge, Gehirn oder Knochen können betroffen sein. Dort wuchern die Larven dann zu dem schwammartigen Finnengewebe und zerstören nach und nach das befallene Organ.
Betroffene fühlen sich zunehmend abgeschlagen und müde, haben Schmerzen im Oberbauch und verlieren an Gewicht. Außerdem ist die Leber deutlich vergrößert. Auch können sich Augen und Haut gelblich färben (Gelbsucht). Ist die Lunge befallen, macht sich dies durch Atembeschwerden und Husten bemerkbar.
Wie lässt sich eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm nachweisen und behandeln?
Aufgrund der unspezifischen Symptome ist es meist schwierig eine Diagnose zu stellen, deshalb wird die Erkrankung häufig nicht gleich erkannt. Für Betroffene bedeutet das oft einen jahrelangen Leidensweg. Unbehandelt kann eine Infektion lebensbedrohlich sein.
Der Verdacht auf eine Infektion ergibt sich meist bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes und lässt sich durch einen Bluttest bestätigen. Manchmal fallen die Tests jedoch negativ aus, obwohl eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm vorliegt. Eine Gewebeentnahme (Biopsie) kann dann notwendig sein. Darin lässt sich das Finnengewebe oder die Erbsubstanz des Parasiten nachweisen.
Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, können die geschädigten Organbereiche operativ entfernt werden. Zusätzlich werden über einen längeren Zeitraum antiparasitäre Medikamente verabreicht.
Ist der Befall weiter fortgeschritten, ist eine Operation meist nicht mehr möglich und die Antiparasitika müssen über viele Jahre oder sogar lebenslang eingenommen werden. Die Arzneimittel verhindern das weitere Wachstum der Finnen, wodurch die Erkrankung unter Kontrolle gebracht werden kann. Vollständig abtöten lassen sich die Finnen jedoch nicht.
Gut zu wissen: Fuchsbandwurm-Erkrankung meldepflichtig
Seit dem Jahr 2001 besteht für eine nachgewiesene Infektion mit dem Fuchsbandwurm eine Meldepflicht beim Robert Koch-Institut.
Eine Fuchsbandwurm-Erkrankung kommt relativ selten vor. Von 2001 bis 2010 wurden pro Jahr durchschnittlich 20 Fälle von alveolärer Echinokokkose gemeldet.
Da in den letzten Jahren die Fuchspopulation insbesondere in den Städten stark angewachsen ist und Füchse damit zunehmend in der unmittelbaren Umgebung des Menschen wahrgenommen werden, steigt zugleich auch das mögliche Risiko, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren.
Wie schützt man sich vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm?
Durch einfache Maßnahmen lässt sich dem Risiko einer Infektion mit den Eiern des Fuchsbandwurms vorbeugen:
- Waldfrüchte wie Beeren, Kräuter, Pilze und Fallobst, aber auch Gemüse und Salat aus Freilandkulturen immer gründlich waschen.
- Noch sicherer ist es, bodennah wachsende Lebensmittel über 60 Grad Celsius zu erhitzen und etwa durch Kochen, Braten oder Backen zu verarbeiten.
- Haustiere regelmäßig entwurmen und den Kot der Tiere regelmäßig beim Tierarzt untersuchen lassen.
- Tote wie lebende Füchse nicht anfassen (wenn, nur mit Plastikhandschuhen).
- Nach Kontakt mit Tieren sowie nach der Gartenarbeit, aber auch nach Feld- und Waldarbeiten immer gründlich die Hände waschen.
- Füchse, die in Gärten oder in Städte vordringen, nicht füttern und ihnen auch keinen Zugang zu Futter und Abfällen ermöglichen. Müll immer verschlossen entsorgen, damit er keine Füchse oder Ratten anlockt.
- Auf saubere Sandkästen und Spielplätze achten und Kinder nach dem Spiel im Freien zum Händewaschen anhalten.
Quellen: dpa, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, PM AOK, Bundesinstitut für Risikobewertung