Wechseljahre
Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen – in den Wechseljahren haben Frauen aufgrund der Hormonumstellung mit diversen Beschwerden zu kämpfen. Viele Frauen setzen bei der Behandlung auf pflanzliche Arzneimittel. Bei starken Beschwerden kann eine Hormontherapie den Hormonmangel ausgleichen. In welchen Fällen empfiehlt sich der Einsatz von Hormonen und welche Arzneipflanzen können bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt werden? 
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Wechseljahre: Hormonfreie Therapie mit Fezolinetant

Frau sitzt auf Bettkante und schaut unglücklich aus
Häufig leiden Frauen während der Wechseljahre unter Hitzewallungen und Nachtschweiß. | Bild: Tatyana Gladskih / AdobeStock

Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche können Frauen während der Wechseljahre stark beeinträchtigen. Im Dezember 2023 erhielt ein neuer Wirkstoff für die Therapie von Wechseljahresbeschwerden die EU-Zulassung: Fezolinetant (Markenname VeozaTM) des japanischen Herstellers Astellas Pharma. Seit Februar 2024 ist er nun in Deutschland erhältlich.

Das Besondere daran ist, dass es sich hierbei um einen nicht hormonellen Wirkstoff handelt, der auch für Frauen geeignet ist, bei denen eine hormonelle Behandlung kontraindiziert ist.

Wie wirkt Fezolinetant?

Fezolinetant ist ein selektiver Inhibitor des Neurokinin-3-Rezeptors, der im zentralen Nervensystem auf sogenannten Kisspeptin/Neurokinin B/Dynorphin (KNDy)-Neuronen exprimiert wird. 

Diese Neuronen sind an der Steuerung des thermoregulatorischen Zentrums im Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns und Steuerungszentrum für das vegetative Nervensystem) beteiligt. Aktiviert werden die Neuronen durch das Peptid Neurokinin B, Estrogen hingegen hat einen hemmenden Einfluss. 

Kommt es in der Menopause zu einem Ungleichgewicht von Estrogen und Neurokinin B, können folglich vasomotorische Beschwerden wie Hitzewallungen oder nächtliche Schweißausbrüche auftreten.

Fezolinetant greift also mit seinem Wirkmechanismus direkt in die Pathogenese der Hitzewallungen ein. Es blockiert die Bindung von Neurokinin B an die KNDy-Neurone, sodass die aktivierende Wirkung ausbleibt.

So kann bei (post)-menopausalen Frauen mit niedrigem Estrogen-Spiegel das Gleichgewicht der neuronalen Aktivität im thermoregulatorischen Zentrum des Hypothalamus wiederhergestellt werden.

Für wen ist Fezolinetant geeignet?

Fezolinetant ist bei Frauen mit mittleren bis starken vasomotorischen Beschwerden während der Menopause zugelassen. Eingesetzt wird Fezolinetant bei betroffenen Frauen in einer Dosierung von 45 mg, die einmal täglich oral eingenommen werden.

Für manche Patientengruppen fehlen jedoch aktuell noch Erfahrungen. Dies gilt u. a. für Frauen ab 65 Jahren oder bei Patientinnen mit einer schwereren Nieren- oder Leberinsuffizienz. 

Nicht erlaubt ist eine Behandlung von schwangeren Frauen. Falls die Menopause noch nicht sicher durchlaufen ist, muss daher unter dem NK3-Rezeptorantagonisten eine zuverlässige Verhütungsmethode angewendet werden. 

Die gleichzeitige Behandlung mit CYP1A2-Inhibitoren (z. B. Ethinylestradiol oder Fluvox­amin) führt zu einer Verstärkung der (Neben-)Wirkungen von Fezolinetant, weshalb davon abgeraten wird.

Welche Nebenwirkungen sind unter Fezolinetant möglich?

Zu den Nebenwirkungen unter Fezo­linetant gehören Schlaf­losigkeit, Diarrhö und Abdominalschmerzen. Außerdem kann es zu erhöhten Alanin- oder Aspartataminotrans­ferase-Werten kommen. 

Diese Werte können zwar wieder normalisiert werden und es treten in der Regel auch keine Symptome auf, dennoch sollten insbesondere Frauen mit bereits bekannten Lebererkrankungen regelmäßig kontrolliert werden. 

Langfristige Untersuchungen zum Substanz-assoziierten Hepatotoxizitätsrisiko stehen noch aus.

Geringer Zusatznutzen für Fezolinetant

Nun hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und darauf basierend der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) den Nutzen des oral einzunehmenden Arzneimittels bewertet:

Bei Frauen in der Menopause mit Hitzewallungen und Nachtschweiß, die keine Hormontherapie bekamen, wurde ein „Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen“ gefunden, wie der Gemeinsame Bundesausschuss in einer Stellungnahme mitteilt. 

Bei Frauen in der Menopause mit moderaten bis schweren vasomotorischen Symptomen hingegen, die eine Hormontherapie durchführen, konnte aufgrund mangelnder Datenlage kein Zusatznutzen für die Einnahme von Fezolinetant belegt werden. 

Positiver Effekt bei Schlafstörungen, Nachtschweiß und Hitzewallungen

In den klinischen Studien, die zur Bewertung herangezogen wurden, nahmen Frauen in der Menopause, die keine Hormontherapie durchführten, Fezolinetant ein und wurden mit Teilnehmerinnen verglichen, die keine ärztliche Therapie erhielten bzw. beobachtend abwarteten. Entweder wiesen die Frauen Kontraindikationen für eine Hormontherapie auf, wie bestimmte Brustkrebs-Formen, oder sie entschieden sich nach Nutzen-Risiko-Abwägung dagegen.

Frauen mit vasomotorischen Symptomen, die Fezolinetant einnahmen, litten dabei weniger unter Schlafstörungen, Nachtschweiß und Hitzewallungen als Teilnehmerinnen, die abwarteten. Auch bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigte sich ein „positiver statistisch signifikanter Effekt bei unklarer Aussagesicherheit“.  

Bei Mortalität und Nebenwirkungen fand sich kein signifikanter Unterschied, wie das IQWiG attestierte. Das IQWiG hatte noch einen „Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen“ gesehen für Frauen ohne zusätzliche Hormontherapie. Bei Frauen, die eine Hormontherapie erhielten, sieht auch das IQWiG keinen Zusatznutzen wegen mangelnder Evidenz.

Gut zu wissen: Bisherige Therapieoption während der Wechseljahre

Wechseljahresbeschwerden treten häufig auf und mindern die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Bei diesen Patientinnen kann gemäß der S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause“ eine Hormonersatztherapie begonnen werden.

Eine solche Therapie ist jedoch nicht für alle Frauen geeignet, teils weil eine hormonelle Behandlung nicht gewünscht ist. Bei Frauen mit Brustkrebs, Vaginalblutungen, Beinvenenthrombosen, Blutgerinnungsstörungen oder Lebererkrankungen ist die Hormonersatztherapie sogar kontraindiziert. 

Als nichthormonelle Therapieoptionen standen bislang Phytopharmaka mit Traubensilberkerze, Rotklee oder Johanniskraut zur Verfügung. 

Auch ein gesundheitsbewusster Lebensstil mit ausreichender Bewegung und einer gesunden Ernährung kann zur Linderung der Beschwerden beitragen.

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