Neandertaler-Gen macht schmerzempfindlicher
Circa 500.000 Jahre lang entwickelten sich die Neandertaler getrennt von den Vorfahren des heutigen Homo sapiens. Vor rund 40.000 Jahren starben die Neandertaler aus. Kurz zuvor vermischten sie sich allerdings noch mit dem modernen Menschen. Deshalb ist noch in uns heutigen Menschen das Neandertaler-Genom zu finden.
Der Forschung gelingt es zunehmend, die physiologischen Auswirkungen von Urmenschen-Erbgut aufzuzeigen. Das ist auch bei der Neandertaler-Genvariante für einen spannungsgesteuerten Natrium-Ionenkanal gelungen. Diese Genvariante tragen einige heutige Menschen in sich. Sie haben eine niedrigere Schmerzschwelle.
Natrium-Ionenkanal leichter aktiviert
Insbesondere Menschen aus Mittel- und Südamerika, aber auch aus Europa, haben die Neandertaler-Genvariante des für die Schmerzübertragung relevanten Natrium-Ionenkanals geerbt. Der Natrium-Ionenkanal erlaubt die Passage von Natriumionen durch die Membran von Nervenzellen, wenn Membranpotentialänderungen auftreten.
Die Besonderheit des Neandertaler-Ionenkanals: Dieses Protein weist gegenüber dem gängigen Ionenkanal-Protein drei bestimmte Aminosäure-Substitutionen auf. Aufgrund dieser Abweichung wird der Natrium-Ionenkanal leichter aktiviert. Dadurch sinkt die Schwelle zur Auslösung von Aktionspotentialen und es kommt leichter zur Auslösung von Schmerzen.
Eine Studie zeigt, dass Menschen mit der Neandertaler-Genvariante tatsächlich mehr Schmerzen empfinden als andere Menschen. Quelle: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie