Mit der natürlichen Familienplanung schwanger werden
Der Wunsch nach einem Kind kommt oft nicht im Alter mit der höchsten Fruchtbarkeit (Anfang bis Mitte 20) auf, sondern in den meisten Fällen später. Doch ab dem 30. und insbesondere ab dem 35. Lebensjahr sinkt bei Frauen die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft rapide.
Die Abnahme der Fruchtbarkeit mit dem Alter trifft auch auf den männlichen Partner zu, wenn auch zeitlich verschoben und nicht so schnell. Daher ist es nicht ungewöhnlich, wenn es etwa sechs Monate lang dauert, bis die gewünschte Schwangerschaft eintritt. Hält das vergebliche Versuchen bereits ein Jahr an, empfiehlt es sich für Paare, einen Frauenarzt zu Rate zu ziehen.
Die fruchtbaren Tage einer Frau
Für die Entstehung einer Schwangerschaft muss eine Eizelle von einem Spermium befruchtet werden. Nach dem Eisprung kann die freigesetzte Eizelle bis maximal 24 Stunden lang befruchtet werden.
Spermien können bis zu fünf Tage im weiblichen Genitaltrakt überleben und eine Eizelle befruchten. Allerdings besteht die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft, wenn der Geschlechtsverkehr an den beiden Tagen vor dem Eisprung stattfindet. Am Tag des Eisprungs kann die Eizelle jedoch auch noch befruchtet werden.
Diese fruchtbaren Tage können mit verschiedenen Methoden ermittelt werden, da sie vom zyklischen Verlauf der Hormone reguliert werden.
Zur Erinnerung: So verläuft der weibliche Zyklus
Mit dem Einsetzen der Menstruation beginnt der erste Tag des Zyklus. Zu Beginn des Zyklus regt das follikelstimulierende Hormon (FSH) die Reifung der Eibläschen, sogenannte Follikel, an.
Im Follikel befindet sich die Eizelle. Die Follikel produzieren das Hormon Östrogen, welches den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut anregt. Dem erhöhten Östrogenspiegel folgt ein sprunghafter Anstieg der Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH). Dieser sogenannte LH-Anstieg führt zum Platzen des Follikels, dem Eisprung.
Aus dem Follikel wird die Eizelle in den Eileiter freigesetzt, wo sie von Spermien befruchtet werden kann. Die zurückbleibende Follikelhülle bildet sich zum Gelbkörper um. Dieser produziert das Hormon Progesteron, welches die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vorbereitet.
Falls es nicht zur Befruchtung der Eizelle kommt, beginnen die Östrogen- und Progesteronspiegel zu sinken und die Gebärmutterschleimhaut wird ausgestoßen. Die Menstruationsblutung tritt ein und es beginnt ein neuer Zyklus.
Wird die Eizelle befruchtet, kann sie sich in der Gebärmutterschleimhaut einnisten. Die Einnistung findet etwa eine Woche nach der Befruchtung statt. Die Östrogen- und Progesteronspiegel steigen und das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) wird produziert.
Zyklus beobachten, um fruchtbare Tage zu bestimmen
Zur Bestimmung der fruchtbaren Tage können Frauen mit Kinderwunsch ihren Zyklus beobachten. Allerdings hat nicht jede Frau ihren Eisprung in der Zyklusmitte (14. Zyklustag). Der Zeitpunkt der fruchtbaren Phase ist abhängig von der Zykluslänge.
Der Eisprung findet in der Regel 10–16 Tage vor der beginnenden Menstruation statt. Es ist sinnvoll, den Zyklus mindestens drei Monate lang zu beobachten, denn die Variabilität der Zykluslänge sowie mögliche Eisprungverschiebungen können es erschweren, schwanger zu werden.
Bei Zyklusunregelmäßigkeiten sollte Rücksprache mit dem Gynäkologen gehalten werden, um die Ursache dafür herauszufinden. Mögliche Gründe für Zyklusunregelmäßigkeiten bzw. kein Eintreten einer Schwangerschaft können sein:
- Stress
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
- Gelbkörperschwäche
- Zyklen ohne Eisprung
- immunologische Sterilität (Das Immunsystem sieht die Samenzellen als Eindringlinge und wehrt sie ab, bevor die Befruchtung der Eizelle stattfindet.)
NFP: Bestimmung von Basaltemperatur, Zervixschleim und Muttermund
Bei der natürlichen Familienplanung (NFP) werden Signale des Körpers über den Zyklus hinweg beobachtet, um die fruchtbaren Tage abschätzen zu können. Mit der sogenannten symptothermalen Methode werden die Körpertemperatur sowie das Sekret aus den Drüsen des Gebärmutterhalses (Zervixschleim) untersucht.
Durch die kombinierte Betrachtung dieser Parameter lässt sich der Eisprung sehr gut abschätzen. Ergänzt wird die Methode durch das Abtasten des Muttermundes.
Für die tägliche Beobachtung der Körpertemperatur wird die Aufwachtemperatur (= Basaltemperatur) verwendet. Durch den Anstieg an Progesteron steigt diese kurz nach dem Eisprung um 0,2 °C–0,5 °C an.
Die Öffnung des Muttermundes und dessen Festigkeit kann durch Abtasten bestimmt werden. Während der fruchtbaren Tage wird der Muttermund weich und öffnet sich. Davor und danach fühlt er sich fester an und ist verschlossen.
Der Zervixschleim verändert im Laufe des Zyklus seine Konsistenz. Um die Zeit des Eisprungs ist er stark verflüssigt und erleichtert den Spermien so den Weg zur Eizelle. Er lässt sich zwischen zwei Finger in die Länge ziehen, also spinnen. Nach den fruchtbaren Tagen wird der Zervixschleim wieder zäh und erscheint weißlich-gelblich.
Den Eisprung bestimmen mit Ovulationstests aus der Apotheke
Ergänzend oder alternativ zur NFP sind sogenannte Ovulationstests (z. B. Clearblue Ovulationstest Digital, Cyclotest® Ovulationstest, Alvita Ovulationstest) ein guter Indikator für die fruchtbaren Tage. Anhand der Zykluslänge lässt sich abschätzen, zu welchem Zeitpunkt mit einem Ovulationstest begonnen werden sollte. Hinweise hierzu finden sich meist auch in den Packungsbeilagen der Produkte.
Diese Methode hat den Vorteil, dass es keiner längeren Übung oder Vorbereitung bedarf. Mittels Teststreifen werden im Urin die LH-Spiegel bzw. eine Kombination aus LH- und Estrogenspiegel gemessen.
Die LH-Konzentration steigt etwa zwei Tage vor dem Eisprung an und zeigt somit die Tage mit der höchsten Fruchtbarkeit. Estrogen steigt kontinuierlich vor dem LH-Sprung an, weshalb dieser Wert auf erste Veränderungen hindeutet.
Dieser Kombi-Test (z. B. Clearblue Ovulationstest fortschrittlich & digital) eignet sich vor allem für Frauen, deren Zykluslänge häufig variiert.
Tipps für die Beratung zu Ovulationstests
- Der Test sollte jeden Tag etwa zur gleichen Zeit durchgeführt werden, idealerweise morgens nach dem Aufstehen.
- Teststäbchen für 5 bis 10 Sekunden in den Urinstrahl halten oder Urin mittels Urinbecher auffangen und das Teststäbchen 15 Sekunden in den Urin tauchen.
- Nach einigen Minuten das Ergebnis ablesen (Wartezeit und Ablesemethode unterscheiden sich je nach Hersteller).
Fertilitätsmonitore zur natürlichen Familienplanung
Fertilitätsmonitore bzw. Zykluscomputer (z. B. Clearblue Fertilitätsmonitor Advanced, Persona Verhütungsmonitor, DAYSY Lady-Comp) erleichtern Frauen die natürliche Familienplanung.
Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen: basierend auf der thermalen Methode, auf der symptothermalen Methode mit zusätzlicher LH-Messung sowie auf Hormonmessungen im Urin.
Hierbei werden, wie auch bei den kombinierten Ovulationstests, im Urin das Östrogen-Stoffwechselprodukt E3G (Estron-3-Glucoronid) und LH bestimmt. Der E3G-Wert steigt zu Beginn der fruchtbaren Phase an. Mithilfe des Fruchtbarkeitscomputers werden die gemessenen Parameter verarbeitet, ausgewertet und dann beispielsweise durch ein Farbschema dargestellt.
Wichtig: Die meisten Produkte sind für den Bereich des Kinderwunsches und nicht als evaluierte Verhütungsmethode einzustufen.