Was hilft bei Allergie in der Schwangerschaft?
Bei Heuschnupfen oder allergischer Rhinokonjunktivitis handelt es sich um eine Allergie vom Soforttyp oder Typ-1-Allergie. Die Reaktion des Immunsystems auf das Allergen (in diesem Fall Pollen) erfolgt sofort, innerhalb von Sekunden bis Minuten.
Wie entsteht eine Allergie?
Voraussetzung hierfür ist ein zuvor erfolgter Erstkontakt mit dem Allergen. Durch den Allergenkontakt schütten T-Helferzellen Interleukin-4 aus, welches die B-Helferzellen aktiviert, um spezifische IgE-Antikörper gegen das Allergen zu produzieren. Diese binden wiederum an basophile Granulozyten und Mastzellen, wodurch sie zu zellständigen Antikörpern werden. Bei einem erneuten Allergenkontakt bindet das Allergen an diese zellständigen IgE-Antikörper und es kommt zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin, Leukotrienen und Prostaglandinen.
Zur Erinnerung: eosinophile, neutrophile und basophile Granulozyten
Die Bezeichnung eosinophil, neutrophil und basophil ergibt sich aus dem Anfärbeverhalten der Granulozyten in der sogenannten Pappenheim-Färbung. Die im Zytoplasma der Granulozyten schwimmenden Vesikel (Granula) reagieren je nach Zelltyp unterschiedlich.
- Eosinophile Granulozyten lassen sich mit dem sauren Farbstoff Eosin orange-rot anfärben.
- Basophile Granulozyten erscheinen nach Anfärben mit basischen Farbstoffen dunkelviolett.
- Neutrophile Granulozyten zeigen eine nur schwache Affinität zu den Farbstoffen und erscheinen in einem hellvioletten Farbton.
Eine Entzündung entsteht mit den typischen Symptomen, wie Rötung und Schwellung der Schleimhaut, laufender Nase, Juckreiz und brennenden und tränenden Augen. Auch allergisches Asthma, Urtikaria, Hausstauballergie und Insektengiftallergie gehören zu diesem Allergietyp.
Wie kann einer Allergie vorgebeugt werden?
Völlig vermeiden lässt sich der Kontakt mit Pollen zwar nicht. Es gibt jedoch eine Reihe von Möglichkeiten, um den Kontakt zumindest zu minimieren. Weiß man, welche Pollen die Allergie auslösen, kann man sich über die Pollenflug-Vorhersage informieren, wann das Pollenrisiko am größten ist, und Aktivitäten im Freien danach planen. Generell ist die Pollenkonzentration am späten Nachmittag und Abend geringer als in den frühen Morgenstunden.
Eine weitere Option ist der Einbau eines Pollenfilters im Auto, der für Entlastung sorgen kann. Auch für die Fenster am Haus sind Pollenschutzgitter erhältlich. Wäsche sollte nicht im Freien getrocknet werden, um keine Pollen einzuschleppen. Draußen getragene Kleidung sollte möglichst nicht im Schlafzimmer ausgezogen und abgelegt werden. Nach längerem Aufenthalt im Freien oder am Ende des Tages hilft eine Dusche, um Pollen von Haut und Haaren zu waschen.
Wenn bislang keine Allergie bekannt ist ...
Etwas schwieriger ist es, wenn die genaue Pollenallergie noch nicht bekannt ist oder in der Schwangerschaft zum ersten Mal auftritt. Dann kann es für die Anamnese hilfreich sein, ein Symptom-Tagebuch zu führen. In der Regel werden während einer Schwangerschaft keine Haut- oder Provokationstests durchgeführt, da ein Restrisiko einer allergischen Reaktion besteht.
Labortests wie die Untersuchung auf spezifisches IgE im Blut können durchgeführt werden, allerdings ist die Aussagekraft begrenzt. Es lässt sich lediglich feststellen, ob eine Sensibilisierung gegenüber einem bestimmten Allergen vorliegt, nicht aber, ob dieses Allergen tatsächlich auch Beschwerden auslöst. Lässt sich kein spezifisches IgE im Blut nachweisen, kann eine Allergie allerdings ausgeschlossen werden.
Orale Antihistaminika für Schwangere
Wirkstoff | Schwangerschaft | Stillzeit | Anmerkung |
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Loratadin (Lorano®) | in allen Phasen geeignet | geeignet | Mittel der Wahl in Schwangerschaft und Stillzeit, am besten untersuchtes Antihistaminikum |
Cetirizin (Zyrtec®) | in allen Phasen geeignet | geeignet; Übergang in die Muttermilch | Mittel der Wahl |
Levocetirizin (Xusal®) | geringere Datenlage, aber einzuschätzen wie Cetirizin | mit Vorsicht, Übergang in die Muttermilch | aktives Enantiomer von Cetirizin, wird in der halben Dosierung (5 mg/Tag) eingesetzt |
Dimetinden (Fenistil® Tropfen/Dragees) | keine eindeutige Datenlage | keine eindeutige Datenlage | sedierender Effekt, Anwendung nur nach strenger Indikationsstellung und möglichst kurzzeitig |
Allergie-Sprays und -Tropfen für Schwangere
Cromoglicinsäure (Crom-Ophtal®, Cromo ratiopharm®, Vividrin iso EDO®) | geeignet | geeignet | bei akuten Beschwerden nicht geeignet, muss regelmäßig angewendet werden; Mittel der Wahl in Schwangerschaft |
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Azelastin (Allergodil®, Vividrin® Azelastin) | keine ausreichende Datenlage | keine ausreichende Datenlage | lokale Anwendung ist möglich, da nur geringe systemische Spiegel zu erwarten sind; besser ist aber Cromoglicinsäure |
Ketotifen (Zaditen® ophtal) | keine ausreichende Datenlage | laut Beipackzettel ok, Übergang in die Muttermilch bei äußerlicher Anwendung eher unwahrscheinlich | besser untersuchte AM werden empfohlen |
Levocabastin (Livocab® direkt) | geeignet | geeignet | geringe Resorption, keine systemischen Spiegel zu erwarten |
Dexpanthenol mit/ohne Meersalz (Panthenol Meerwassernasenspray Jenapharm®, LipoNasal®) | geeignet | geeignet | zum Spülen und Befeuchten der Nasenschleimhaut; reizlindernd |
Ectoin mit/ohne Hyaluronsäure (Vividrin®ectoin® Augentropfen, Olynth® Ectomed Nasenspray) | geeignet | geeignet | Naturstoff, wirkt wasserbindend und schafft Hydrathülle als physiologische Barriere; befeuchtend |
Glucocorticoide zur nasalen Applikation wie Mometason (MometaHEXAL® Heuschnupfenspray) oder Fluticason (OtriAllerg® Nasenspray) sind bei sachgemäßer Anwendung grundsätzlich sicher. Da sie aber zur Behandlung von Heuschnupfen meist über einige Wochen angewendet werden müssen, sollte dies nur nach ärztlicher Diagnose und Empfehlung geschehen und nicht in der Selbstmedikation.
Homöopathie bei Allergie in der Schwangerschaft
Viele homöopathische Präparate können in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Allerdings sollten alkoholische Zubereitung möglichst vermieden werden.
Wirkstoff und Potenz | Leitsymptome |
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Arundo mauritanica D6 | bei Heuschnupfen mit starkem Juckreiz im Hals-Nasen-Ohrenbereich |
Cardiospermum D3 | Allergie auf Pollen, Tierhaare, Nahrungsmittel mit starken Beschwerden, Augenjucken, Fließschnupfen, Niesreiz |
Euphrasia D6 | Augensymptomatik steht im Vordergrund, scharfer beißender Tränenfluss |
Galphimia glauca D12 | Heuschnupfenmittel, betrifft gleichermaßen die Augen, Nase und Bronchien |
Luffa D6/D12 | bei Heuschnupfen und Nebenhöhlenentzündung: „Luffa schafft Luft“; D6, wenn die Nase verstopft ist; D12, wenn die Nase läuft |
Geeignete Komplexmittel aus der Homöopathie für Schwangere
Präparat | Inhaltsstoffe | Anmerkungen |
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Heuschnupfenmittel DHU Tabletten | Luffa operculata D4, Galphimia glauca D3, Cardiospermum D3 | bei allergischen Erkrankungen der oberen Atemwege; Erstverschlimmerung möglich |
WALA® Calcium Quercus Globuli velati | Quercus robur/petraea e cortice cum Calcio carbonico Lösung D6 | u. a. Allergien, Ekzeme, Hautentzündungen |
Weleda Heuschnupfenspray Nasenspray | Citrus limon, Succus; wässriger Auszug aus Cydonia oblonga | Behandlung allergischer Erkrankungen, besonders der Luftwege, z. B. Heuschnupfen; nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegenüber Zitrusfrüchten |
Wala® Euphrasia Augentropfen | Echinacea pallida e planta tota ferm 33c Dil. D2, Rosae aetheroleum Dil. D7 | akut entzündliche Erkrankungen des Auges und der Augenumgebung, z. B. Bindehaut- oder Lidrandentzündung |
Weleda Euphrasia D3 Augentropfen | Euphrasia 3c Dil. D3 | katarrhalische Entzündungen am Auge, mit vermehrter Tränenabsonderung |
Weleda Gencydo 0,1% Augentropfen | Citrus limon, Succus; wässriger Auszug aus Cydonia oblonga | bei allergischen Augenreizungen, z. B. Heuschnupfen; nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegenüber Zitrusfrüchten |
In der Beratung auf Wünsche der Schwangeren eingehen
Nicht jede Schwangere zeigt die gleichen Symptome oder in der gleichen Ausprägung und genauso unterschiedlich mag auch die Einstellung zu Arzneimitteln in der Schwangerschaft sein. Je offener die Patientin, desto einfacher mag die Beratung sein, leichtfertig sollten Medikamente allerdings nie eingenommen werden.
Manche Frau möchte möglichst jede Arzneimitteleinnahme aus Sorge um ihr Kind vermeiden oder Beschwerden nur so schonend wie möglich behandeln. Dann ist eine topische Behandlung mit Augentropfen und/oder Nasenspray eine gute Empfehlung. Auch eine homöopathische Behandlung liegt nahe. Vielleicht hilft auch schon die Verwendung einer Nasendusche oder der häufige Einsatz von Meersalznasenspray.
Wichtig ist, die individuellen Sorgen und Unsicherheiten ernst zu nehmen. Es kann hilfreich sein, die Bewertung des Arzneimittels noch einmal gemeinsam auf Embryotox nachzuschauen. Nicht immer hilft die Information aus dem Beipackzettel weiter. Bei einer Verschlimmerung der Symptome mit Ausweitung auf die Bronchien, trockenem Husten, häufigem Räuspern, pfeifender Atmung oder Kurzatmigkeit sollte die Patientin unbedingt an den Arzt verwiesen werden.