Allergie
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Was hilft bei Allergie in der Schwangerschaft?

Auch während einer Schwangerschaft bleiben Frauen nicht von Allergien verschont. Was können sie dagegen tun? | Bild: Vivvi Smak / AdobeStock

Bei Heuschnupfen oder allergischer Rhinokonjunktivitis handelt es sich um eine Allergie vom Soforttyp oder Typ-1-Allergie. Die Reaktion des Immunsystems auf das Allergen (in diesem Fall Pollen) erfolgt sofort, innerhalb von Sekunden bis Minuten.  

Wie entsteht eine Allergie?

Voraussetzung hierfür ist ein zuvor erfolgter Erstkontakt mit dem Allergen. Durch den Allergenkontakt schütten T-Helferzellen Interleukin-4 aus, welches die B-Helferzellen aktiviert, um spezifische IgE-Antikörper gegen das Allergen zu produzieren. Diese binden wiederum an basophile Granulozyten und Mastzellen, wodurch sie zu zellständigen Antikörpern werden. Bei einem erneuten Allergenkontakt bindet das Allergen an diese zellständigen IgE-Antikörper und es kommt zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin, Leukotrienen und Prostaglandinen.

Zur Erinnerung: eosinophile, neutrophile und basophile Granulozyten

Die Bezeichnung eosinophil, neutrophil und basophil ergibt sich aus dem Anfärbeverhalten der Granulozyten in der sogenannten Pappenheim-Färbung. Die im Zytoplasma der Granulozyten schwimmenden Vesikel (Granula) reagieren je nach Zelltyp unterschiedlich.

  • Eosinophile Granulozyten lassen sich mit dem sauren Farbstoff Eosin orange-rot anfärben.
  • Basophile Granulozyten erscheinen nach Anfärben mit basischen Farbstoffen dunkelviolett.  
  • Neutrophile Granulozyten zeigen eine nur schwache Affinität zu den Farbstoffen und erscheinen in einem hellvioletten Farbton.

Eine Entzündung entsteht mit den typischen Symptomen, wie Rötung und Schwellung der Schleimhaut, laufender Nase, Juckreiz und brennenden und tränenden Augen. Auch allergisches Asthma, Urtikaria, Hausstauballergie und Insektengiftallergie gehören zu diesem Allergietyp. 

Wie kann einer Allergie vorgebeugt werden?

Völlig vermeiden lässt sich der Kontakt mit Pollen zwar nicht. Es gibt jedoch eine Reihe von Möglichkeiten, um den Kontakt zumindest zu minimieren. Weiß man, welche Pollen die Allergie auslösen, kann man sich über die Pollenflug-Vorhersage informieren, wann das Pollenrisiko am größten ist, und Aktivitäten im Freien danach planen. Generell ist die Pollenkonzentration am späten Nachmittag und Abend geringer als in den frühen Morgenstunden.  

Eine weitere Option ist der Einbau eines Pollenfilters im Auto, der für Entlastung sorgen kann. Auch für die Fenster am Haus sind Pollenschutzgitter erhältlich. Wäsche sollte nicht im Freien getrocknet werden, um keine Pollen einzuschleppen. Draußen getragene Kleidung sollte möglichst nicht im Schlafzimmer ausgezogen und abgelegt werden. Nach längerem Aufenthalt im Freien oder am Ende des Tages hilft eine Dusche, um Pollen von Haut und Haaren zu waschen. 

Wenn bislang keine Allergie bekannt ist ...

Etwas schwieriger ist es, wenn die genaue Pollenallergie noch nicht bekannt ist oder in der Schwangerschaft zum ersten Mal auftritt. Dann kann es für die Anamnese hilfreich sein, ein Symptom-Tagebuch zu führen. In der Regel werden während einer Schwangerschaft keine Haut- oder Provokationstests durchgeführt, da ein Restrisiko einer allergischen Reaktion besteht. 

Labortests wie die Untersuchung auf spezifisches IgE im Blut können durchgeführt werden, allerdings ist die Aussagekraft begrenzt. Es lässt sich lediglich feststellen, ob eine Sensibilisierung gegenüber einem bestimmten Allergen vorliegt, nicht aber, ob dieses Allergen tatsächlich auch Beschwerden auslöst. Lässt sich kein spezifisches IgE im Blut nachweisen, kann eine Allergie allerdings ausgeschlossen werden.  

Orale Antihistaminika für Schwangere 

WirkstoffSchwangerschaftStillzeitAnmerkung
Loratadin (Lorano®)in allen Phasen geeignetgeeignetMittel der Wahl in Schwangerschaft und Stillzeit, am besten untersuchtes Antihistaminikum
Cetirizin (Zyrtec®)in allen Phasen geeignetgeeignet; Übergang in die MuttermilchMittel der Wahl
Levocetirizin (Xusal®)geringere Datenlage, aber einzuschätzen wie Cetirizinmit Vorsicht, Übergang in die Muttermilchaktives Enantiomer von Cetirizin, wird in der halben Dosierung (5 mg/Tag) eingesetzt
Dimetinden (Fenistil® Tropfen/Dragees)keine eindeutige Datenlagekeine eindeutige Datenlagesedierender Effekt, Anwendung nur nach strenger Indikationsstellung und möglichst kurzzeitig

Allergie-Sprays und -Tropfen für Schwangere

Cromoglicinsäure (Crom-Ophtal®, Cromo ratiopharm®, Vividrin iso EDO®)geeignetgeeignetbei akuten Beschwerden nicht geeignet, muss regelmäßig angewendet werden; Mittel der Wahl in Schwangerschaft
Azelastin (Allergodil®, Vividrin® Azelastin)keine ausreichende Datenlage keine ausreichende Datenlage lokale Anwendung ist möglich, da nur geringe systemische Spiegel zu erwarten sind; besser ist aber Cromoglicinsäure
Ketotifen (Zaditen® ophtal)keine ausreichende Datenlage laut Beipackzettel ok, Übergang in die Muttermilch bei äußerlicher Anwendung eher unwahrscheinlichbesser untersuchte AM werden empfohlen
Levocabastin (Livocab® direkt)geeignetgeeignetgeringe Resorption, keine systemischen Spiegel zu erwarten
Dexpanthenol mit/ohne Meersalz (Panthenol Meerwassernasenspray Jenapharm®, LipoNasal®) geeignetgeeignetzum Spülen und Befeuchten der Nasenschleimhaut; reizlindernd
Ectoin mit/ohne Hyaluronsäure (Vividrin®ectoin® Augentropfen, Olynth® Ectomed Nasenspray)geeignetgeeignetNaturstoff, wirkt wasserbindend und schafft Hydrathülle als physiologische Barriere; befeuchtend

 

Glucocorticoide zur nasalen Applikation wie Mometason (MometaHEXAL® Heuschnupfenspray) oder Fluticason (OtriAllerg® Nasenspray) sind bei sachgemäßer Anwendung grundsätzlich sicher. Da sie aber zur Behandlung von Heuschnupfen meist über einige Wochen angewendet werden müssen, sollte dies nur nach ärztlicher Diagnose und Empfehlung geschehen und nicht in der Selbstmedikation.

Homöopathie bei Allergie in der Schwangerschaft

Viele homöopathische Präparate können in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Allerdings sollten alkoholische Zubereitung möglichst vermieden werden.

Wirkstoff und PotenzLeitsymptome
Arundo mauritanica D6bei Heuschnupfen mit starkem Juckreiz im Hals-Nasen-Ohrenbereich
Cardiospermum D3Allergie auf Pollen, Tierhaare, Nahrungsmittel mit starken Beschwerden, Augenjucken, Fließschnupfen, Niesreiz
Euphrasia D6Augensymptomatik steht im Vordergrund, scharfer beißender Tränenfluss
Galphimia glauca D12Heuschnupfenmittel, betrifft gleichermaßen die Augen, Nase und Bronchien
Luffa D6/D12bei Heuschnupfen und Nebenhöhlenentzündung: „Luffa schafft Luft“; D6, wenn die Nase verstopft ist; D12, wenn die Nase läuft



Geeignete Komplexmittel aus der Homöopathie für Schwangere

PräparatInhaltsstoffeAnmerkungen
Heuschnupfenmittel DHU TablettenLuffa operculata D4, Galphimia glauca D3, Cardiospermum D3bei allergischen Erkrankungen der oberen Atemwege; Erstverschlimmerung möglich
WALA® Calcium Quercus Globuli velatiQuercus robur/petraea e cortice cum Calcio carbonico Lösung D6u. a. Allergien, Ekzeme, Hautentzündungen
Weleda Heuschnupfenspray NasensprayCitrus limon, Succus; wässriger Auszug aus Cydonia oblongaBehandlung allergischer Erkrankungen, besonders der Luftwege, z. B. Heuschnupfen; nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegenüber Zitrusfrüchten 
Wala® Euphrasia AugentropfenEchinacea pallida e planta tota ferm 33c Dil. D2, Rosae aetheroleum Dil. D7akut entzündliche Erkrankungen des Auges und der Augenumgebung, z. B. Bindehaut- oder Lidrandentzündung
Weleda Euphrasia D3 AugentropfenEuphrasia 3c Dil. D3katarrhalische Entzündungen am Auge, mit vermehrter Tränenabsonderung
Weleda Gencydo 0,1% AugentropfenCitrus limon, Succus; wässriger Auszug aus Cydonia oblongabei allergischen Augenreizungen, z. B. Heuschnupfen; nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegenüber Zitrusfrüchten

In der Beratung auf Wünsche der Schwangeren eingehen

Nicht jede Schwangere zeigt die gleichen Symptome oder in der gleichen Ausprägung und genauso unterschiedlich mag auch die Einstellung zu Arzneimitteln in der Schwangerschaft sein. Je offener die Patientin, desto einfacher mag die Beratung sein, leichtfertig sollten Medikamente allerdings nie eingenommen werden.  

Manche Frau möchte möglichst jede Arzneimitteleinnahme aus Sorge um ihr Kind vermeiden oder Beschwerden nur so schonend wie möglich behandeln. Dann ist eine topische Behandlung mit Augentropfen und/oder Nasenspray eine gute Empfehlung. Auch eine homöopathische Behandlung liegt nahe. Vielleicht hilft auch schon die Verwendung einer Nasendusche oder der häufige Einsatz von Meersalznasenspray.  

Wichtig ist, die individuellen Sorgen und Unsicherheiten ernst zu nehmen. Es kann hilfreich sein, die Bewertung des Arzneimittels noch einmal gemeinsam auf Embryotox nachzuschauen. Nicht immer hilft die Information aus dem Beipackzettel weiter. Bei einer Verschlimmerung der Symptome mit Ausweitung auf die Bronchien, trockenem Husten, häufigem Räuspern, pfeifender Atmung oder Kurzatmigkeit sollte die Patientin unbedingt an den Arzt verwiesen werden.

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