Unser Darm und seine Bewohner
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Wie Stuhlanalysen bei der Beratung helfen können

Die Beratung zu Stuhlanalysen und deren Ergebnissen kann auch in Apotheken angeboten werden. | Bild: nndanko / AdobeStock

Spätestens nach dem Bestseller von Giulia Enders „Darm mit Charme“ aus dem Jahr 2014 ist das Thema Darmgesundheit in aller Munde. Forschungen rund um das Thema sind mittlerweile sehr relevant und zeigen, welchen enormen Einfluss dieses Organ auf unsere Gesundheit hat. 

Auch im Apothekenalltag hat das Thema einen großen Stellenwert in der Beratung eingenommen. Daher lohnt sich ein Blick ins Innere.

Das größte innere Organ des Menschen

Unser Darm hat eine Länge von bis zu acht Metern und eine innere Oberfläche von 400–500 m², was ungefähr der Größe eines Tennisplatzes bzw. eines halben Fußballfeldes entspricht. Daneben beträgt der Durchmesser nur wenige Zentimeter. Erst durch die vielen Ausstülpungen, Zotten sowie Falten erhält der Darm seine gewaltige Oberfläche und wird damit zum größten inneren Organ des Menschen.

Symbiose zwischen Mensch und Bakterien

Der Darm wird von circa 100 Billionen Bakterien bewohnt, wobei die Gesamtheit dieser als Mikrobiom oder umgangssprachlich als Darmflora bezeichnet wird. Sie stehen im permanenten Austausch mit menschlichen Zellen, Organen sowie Geweben und sind in ständiger Überwachung durch unser Immun- sowie Nervensystem. 

Bakterien entscheiden sich aufgrund wechselseitigen Nutzens freiwillig in unserem Darm zu leben. Der Mensch bietet ihnen Schutz und Nahrung, die Bakterien beteiligen sich am Stoffwechsel, der Immunleistung, dem Körpergewicht, an Emotionen sowie an vielen weiteren Prozessen im Körper. Sie bilden somit einen symbiotischen Zustand aus.

Dysbiose als mögliche Ursache von Rheuma, Migräne und Co.

Durch verschiedene Störfaktoren, Veränderungen oder Krankheiten kann dieses optimale Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht gebracht werden, eine Dysbiose entsteht. Bakterien, die den Darm schützen, werden von anderen verdrängt, was Einfluss auf alle möglichen Bereiche des Körpers haben kann. 

Die Folgen davon sind vielseitig und können häufig nicht sofort mit einer gestörten Darmflora in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen unter anderem Allergien, Asthma, depressive Verstimmung, Migräne, Neurodermitis, Schuppenflechte, erhöhte Infektanfälligkeit, Rheuma, chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Nervenschmerzen.

Stuhlanalysen häufig in Apotheken möglich

Werden andere Ursachen ausgeschlossen, kann eine Stuhlanalyse Hinweise auf die bakteriellen Verhältnisse im Darm geben. Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter, die ihre Produkte auch über Apotheken vertreiben. Das Labor Biovis Diagnostik stellt beispielsweise individuelle Untersuchungen zur Verfügung. Besteht ein Verdacht oder soll gezielt ein bestimmter Teil an Bakterien kontrolliert werden, kann sich diese Möglichkeit als günstig erweisen. 

Andere Anbieter sind beispielsweise Medivere Diagnstics und Enterosan Labordiagnostik. Die Labore bieten auch große Allround-Tests an, bei denen alle möglichen Parameter kontrolliert und analysiert werden. Neben Bakterien, die positive oder negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben, wird auch auf Pilze, Nahrungsmittelrückstände, Konsistenz, Wasser und bestimmte Immunmarker getestet.

Die Abbildung zeigt einen Musterbefund der Firma Medivere. Im Produkt „Gesundheitscheck Darm“ werden alle oben dargestellten Parameter bestimmt. | Bild: Medivere

Durch die umfangreiche Auswertung der Stuhlproben ist eine individuelle Beratung in der Apotheke möglich. Auf Basis der Stuhldiagnostik können dann Maßnahmen wie Darmsanierung, Ernährungsumstellung oder die Einnahme von Prä- und Probiotika erwogen werden.

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