Gifttier im Garten: der Schwarzblaue Ölkäfer
Wer in dieser Jahreszeit auf Trockenrasen, an Feldrainen oder sogar im eigenen Garten Ausschau hält, kann den Schwarzblauen Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) vielleicht entdecken. Dieser glänzend blauschwarze, flugunfähige Sechsbeiner wird 10 bis 35 Millimeter lang, hat einen kleinen, quer-ovalen Kopf und einen langen Hinterleib.
Ölkäfer nicht berühren!
Bei diesem Insekt gilt: nur anschauen, nicht anfassen! Im Körper des Käfers stecken mehrere Milligramm Cantharidin. Dieses Monoterpen ist für den Menschen und viele Tiere äußerst toxisch.
Fühlt sich der Käfer bedroht, sondert er an den Beingelenken Cantharidin-haltige Hämolymphe („Blut“) ab. Diese ähnelt Öltröpfchen, wodurch der Name Ölkäfer entstand. Kommt man als Mensch mit der Absonderung in Berührung, wird die Haut gereizt und es bilden sich Rötungen und Blasen.
Lebensgefahr besteht, wenn ein Käfer verschluckt wird. Bereits ein einziger Ölkäfer enthält eine für einen Erwachsenen tödliche Dosis Cantharidin.
Ölkäfer für Blasenpflaster und Giftmorde genutzt
Seit Jahrtausenden macht sich der Mensch den Ölkäfer zunutze – im Guten wie im Bösen. Er wurde als Heiltier gegen zahlreiche Krankheiten eingesetzt. Bereits 1550 vor Christus wurden im alten Ägypten wahrscheinlich Ölkäferpflaster verwendet. Sie sollten wehenerzeugend wirken.
In Honig zubereitet dienten Ölkäfer früher als Aphrodisiakum. Bei falscher Dosierung konnte das allerdings fatale Folgen haben. Bis in die Neuzeit hinein gehen auch zahlreiche Morde auf das Konto der Ölkäfer.
Spanische Fliege: ein bekannter Verwandter des Ölkäfers
Das starke Reizgift Cantharidin ist auch in einem nahen Verwandten des Schwarzblauen Ölkäfers enthalten – im Ölkäfer Cantharis (= Lytta) vesicatoria, auch als „Spanische Fliege“ bekannt.
Dieses Insekt diente früher zur Herstellung blasenziehender Pflaster. Heute liefert die „Spanische Fliege“ das Homöopathikum Cantharis, das bei Verbrennungen und Blasenentzündung eingesetzt wird.
Entwicklung des Ölkäfers von Wildbiene abhängig
Im Mai hat der Schwarzblaue Ölkäfer Hochsaison. Nun fallen besonders die wurmartigen Weibchen auf. Ihr Hinterleib ist durch darin befindliche Tausende von Eiern stark angeschwollen. Das ist der Grund für den volkstümlichen Namen „Maiwurm“.
Der Ölkäfer durchläuft einen komplizierten, störanfälligen Entwicklungszyklus: Aus den Eiern, die das Weibchen im Erdboden ablegt, schlüpfen die Larven. Sie klettern auf Blüten und warten dort auf bestimmte Wildbienen, um sich an diese zu klammern.
Nur wenn die Larven tatsächlich eine Wildbiene erwischen, geht ihre Entwicklung weiter. Sie lassen sich von den Wildbienen zu deren Nestern transportieren, wo sie sich von Bieneneiern und Pollen ernähren. Nach der Überwinterung im Boden schlüpfen im Frühjahr die Käfer.
Für viele Tiere, etwa Vögel und Igel, ist das Gift Cantharidin ungefährlich. Einige Insekten suchen sogar gezielt tote oder lebende Ölkäfer auf, um sie zu fressen oder anzustechen. Mit dem auf diese Weise aufgenommenen Cantharidin können sie sich selbst gegen manche Fressfeinde schützen. Quellen: Deutsche Wildtier Stiftung; Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum; NABU Schleswig-Holstein; D. Mebs: Gifttiere, WVG 2010
Gut zu wissen: Was tun bei Ölkäfer-Kontakt?
Nach einer Berührung wird zu sofortigem Abwaschen mit Wasser geraten. Anschließen sollte die betroffene Hautstelle gekühlt werden. Wurde ein Käfer verschluckt, ist Kontakt zum örtlich zuständigen Giftnotruf aufzunehmen. Es sollte kein Erbrechen ausgelöst werden. Anfragen können auch an den Giftnotruf München (Tel.: 089/19240) gerichtet werden.