Senf – Würze und Hautreizmittel
Seinen Senf dazugeben
Gemahlene Senfkörner, Wasser, Essig und Gewürze – das ist die Grundlage für unseren Tafelsenf. Den drücken wir heute ganz selbstverständlich zu jeder Wurst aus der Tube. Vor dreihundert Jahren galt diese Paste noch als edle Delikatesse, mit der Speisen verfeinert wurden. Man fügte sie gerne jeglichem Gericht hinzu, ob sie geschmacklich passte oder nicht. Daher stammt übrigens die Redensart „seinen Senf dazugeben“.
Verdauungsfördernde Schärfe
Senf zum Essen zu geben, ist für die Verdauung durchaus nützlich. Senfkörner wirken sekretionsanregend und keimhemmend. Verantwortlich dafür sind die enthaltenen Senfölglykoside (z. B. Sinalbin und Sinigrin). Beim Verzehr oder bei der Verarbeitung werden aus ihnen die scharf schmeckenden Senföle (Isothiocyanate) frei.
Hautreizmittel bei Erkältung und rheumatischen Beschwerden
Senföle lassen sich auch äußerlich nutzen, zum Beispiel in Form einer Senfbreianwendung. Die frei werdenden Senföle wirken hierbei als Hautreizmittel. Sie regen also mittels lokaler Gefäßerweiterung und Reizung der Haut die Durchblutung in tiefer liegenden Geweben an. Die Einsatzmöglichkeiten sind Atemwegskatarrhe, Weichteilrheumatismus und chronisch-degenerative Gelenkerkrankungen.
Senfwickel und Senffußbad richtig anwenden
Für einen Senfbreiumschlag verrührt man drei bis vier Esslöffel Senfmehl mit etwas warmem Wasser zu einer breiartigen Konsistenz. Das Wasser darf dabei nicht wärmer als circa 45 Grad sein. Der Brei wird in Leinenstoff eingeschlagen und dann aufgelegt. Dabei immer die Hautreaktion beobachten und bei zu starker Rötung und Schmerzen entfernen. Die Anwendung sollte nicht länger als zehn bis 15 Minuten dauern. Bei Krampfadern, Hauterkrankungen und Herzleiden ist von Senfbreianwendungen abzuraten.
Ein altes Hausmittel bei Erkältung, Kreislaufschwäche und kalten Füßen sind Senffußbäder: 20 bis 30 Gramm Senfmehl pro Liter Wasser, 37 Grad Wassertemperatur, zehn Minuten Dauer.
Weißer und Schwarzer Senfsamen
Offizinell verwendet werden sowohl die Samen vom Weißen Senf (Sinapis alba, Sinapis albae semen) als auch vom Schwarzen Senf (Brassica nigra = Sinapis nigra, Sinapis nigrae semen). Die beiden gelb blühenden Kreuzblütler (Brassicaceae) stammen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und Asien, werden heute aber weltweit kultiviert. Sie sind in Deutschland auch stellenweise verwildert. Unterscheiden lassen sich die beiden sehr ähnlichen Pflanzen am besten an ihren Früchten: Die Schoten von Sinapis alba sind borstig behaart und besitzen einen langen samenlosen Abschnitt (= Schnabel). Brassica nigra entwickelt dagegen glatte Schoten mit kurzem Schnabel.