Wegen Engpass: Ambroxol-Lösungen aus der Rezeptur
Normalerweise sind Hustensäfte mit Ambroxolhydrochlorid als Fertigarzneimittel in ausreichender Menge vorhanden. Ein Bedarf zur Anfertigung entsprechender Rezepturen bestand daher bisher nicht. Das hat sich aktuell geändert. Das DAC/NRF hat in seinem Rezepturhinweis zu Ambroxolhydrochlorid daher Tipps zur Herstellung von Rezepturen für die Pädiatrie aufgeführt.
Zubereitungen mit Ambroxolhydrochlorid zum Einnehmen
Zubereitungen mit Ambroxolhydrochlorid werden bei akuten und chronischen Infektionen der Atemwege eingesetzt, um das Abhusten von Bronchialsekret zu erleichtern. Als feste Darreichungsformen sind verschiedene Tabletten und Kapseln als Fertigarzneimittel erhältlich.
Für Kinder kommen jedoch vor allem flüssige Arzneiformen in Betracht. Dabei werden Lösungen zum Einnehmen in Konzentrationen von 3 mg/ml und 6 mg/ml angeboten. Höher konzentrierte Zubereitungen sind in der Dosierung 7,5 mg/ml und 15 mg/ml als Tropfen zum Einnehmen auf dem Markt.
Dosierung von Ambroxolhydrochlorid | |
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Kinder bis 2 Jahre (nur auf ärztliche Anweisung) | 15 mg/Tag, aufgeteilt auf 2 Dosen |
Kinder von 2 bis 5 Jahren | 22,5 mg/Tag, aufgeteilt auf 3 Dosen |
Kinder von 6 bis 12 Jahren | 30 bis 45 mg/Tag, aufgeteilt auf 2 bis 3 Dosen |
Die jeweilige Lösung kann zu oder unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.
Herstellung niedrig konzentrierter Lösungen möglich
Rezepturen mit Ambroxolhydrochlorid kommen in der Apotheke bereits als halbfeste Zubereitungen vor. Der Wirkstoff wird aufgrund seiner lokalanästhetischen Eigenschaften zur Behandlung neuropathischer Schmerzen eingesetzt. Zugelassene Fertigarzneimittel gibt es dazu nicht, weswegen Ärzte entsprechende Rezepturarzneimittel verordnen.
Ambroxolhydrochlorid ist als Rezeptursubstanz erhältlich. Das weiße bis gelbliche, kristalline Pulver ist in Wasser nur wenig löslich. Laut Europäischem Arzneibuch löst sich 1 Teil Substanz in 30 bis 100 Teilen Lösungsmittel. Da Ambroxolhydrochlorid in Dermatika in hoher Konzentration (meist 10 bis 20%) eingesetzt wird, liegt der Wirkstoff – aufgrund der begrenzten Löslichkeit – hier suspendiert vor.
In Zubereitungen zum Einnehmen beträgt die Konzentration an Ambroxolhydrochlorid hingegen maximal 15 mg/ml und ist damit ausreichend niedrig, um wässrige Lösungen herstellen zu können.
Einige Hilfsstoffe für Kinder nicht geeignet
In Fertigarzneimitteln mit Ambroxolhydrochlorid sind zahlreiche Hilfsstoffe enthalten. Zur Erhöhung der Viskosität und als Süßungsmittel enthalten die Lösungen häufig Sorbitol oder Glycerol 85%. Zur Verbesserung des Geschmacks können auch Saccharose oder die Süßstoffe Natriumcyclamat und Saccharin enthalten sein. Zum Konservieren werden unter anderem Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat und Benzoesäure eingesetzt.
Bei der Herstellung von Ambroxolhydrochlorid-Lösungen in der Rezeptur muss beachtet werden, dass einige der genannten Hilfsstoffe – wie Propyl-4-hydroxybenzoat und Benzoesäure – in Kinderarzneimitteln nicht verwendet werden sollen. Als Konservierungsstoff sollte nach Möglichkeit Sorbinsäure bzw. das Salz Kaliumsorbat eingesetzt werden. Diese Substanz ist für Kinder aller Altersstufen unbedenklich.
Wässrige Ambroxolhydrochlorid-Lösung mit Kaliumsorbat und Citronensäure
Eine Möglichkeit wäre also, eine wässrige Lösung zum Einnehmen mit Ambroxolhydrochlorid herzustellen und zur Konservierung Kaliumsorbat 0,14% sowie Citronensäure 0,07% zu verwenden.
Ambroxolhydrochlorid-Lösung 3 mg/ml, 6 mg/ml, 7,5 mg/ml, 15 mg/ml | ||||
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100 ml enthalten: | ||||
3 mg/ml | 6 mg/ml | 7,5 mg/ml | 15 mg/ml | |
Ambroxolhydrochlorid | 0,3 g | 0,6 g | 0,75 g | 1,5 g |
Kaliumsorbat | 0,14 g | 0,14 g | 0,14 g | 0,14 g |
Citronensäure | 0,07 g | 0,07 g | 0,07 g | 0,07 g |
Gereinigtes Wasser | zu 100,2 g | zu 100,2 g | zu 100,2 g | zu 100,2 g |
Gut zu wissen:
Laut NRF kann für die Dichte der Ambroxolhydrochlorid-Lösung für alle Konzentrationsstufen der Wert 1,002 g/ml angenommen werden. Die Ansatzmenge beträgt damit für 100 ml Lösung 100,2 g.
Zu Beginn der Herstellung werden in einem mit Glasstab tarierten Becherglas das Ambroxolhydrochlorid und das Kaliumsorbat in einem Großteil des Gereinigten Wassers gelöst. Im Falle der höheren Konzentrationen muss zum Lösen des Ambroxolhydrochlorids der Ansatz erwärmt werden.
Nach dem Abkühlen kann die Citronensäure dazugegeben und das restliche Wasser ergänzt werden. Die erhaltene Lösung muss klar aussehen. Der pH-Wert der Lösung beträgt unter dem Einfluss der Citronensäure etwa pH 4,5. Dieser Wert ist für die Wirksamkeit des Konservierungsmittels wichtig und günstig für die Löslichkeit des Wirkstoffs.
Alternativ: Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen DAC verwenden
Als Arzneiträger kann auch die Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen DAC verwendet werden. Diese kann fertig bezogen oder nach NRF-Vorschrift S.52. in der Apotheke selbst hergestellt werden.
Bei der Herstellung der Zubereitung wird der abgewogene Wirkstoff in einem mit Glasstab tarierten Becherglas mit der Grundlage verrührt. Die Grundlage ist so weit thermostabil, dass sie zum Auflösen des Ambroxolhydrochlorids ggf. auch erwärmt werden kann.
Die erhaltene Lösung muss klar aussehen, ungelöster Wirkstoff darf nicht vorliegen. Die Dichte der Lösung liegt bei 1,043 g/ml. 100 ml Lösung entsprechen für alle Ambroxolhydrochlorid-Konzentrationen damit 104,3 g.
Die Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen DAC ist durch Kaliumsorbat und Citronensäure vor mikrobiellem Verderb geschützt. Durch den Einfluss der Säure liegt der pH-Wert der fertigen Zubereitungen ebenfalls im schwach sauren Bereich bei pH 4,5.
Haltbarkeit und Kennzeichnung von Ambroxolhydrochlorid-Zubereitungen
Egal auf welche der beiden vorgestellten Rezepturen die Wahl letztlich fällt, ist das Primärpackmittel dasselbe: Beide Zubereitungen können in eine Braunglasflasche mit passendem Steckeinsatz für eine Kolbenpipette abgefüllt werden.
Für sauer reagierende Ambroxolhydrochlorid-Lösungen sind keine chemischen Instabilitäten bekannt. Die Aufbrauchsfrist kann daher – wie für konservierte Oralia üblich – auf 6 Monate festgesetzt werden.
Bei der Kennzeichnung muss die individuelle Gebrauchsanweisung je nach Alter des Kindes berücksichtigt werden. Wird beispielsweise eine Ambroxolhydrochlorid-Lösung 3 mg/ml für ein Kind von 2 bis 5 Jahren hergestellt, so lautet die Gebrauchsanweisung „3-mal täglich 2,5 ml einnehmen“.
Geschmack kann durch Aromen verbessert werden
Um den Eigengeschmack des Ambroxolhydrochlorids zu überdecken, können bei beiden Rezepturvorschlägen Flüssigaromen wie Orangen- oder Erdbeeraroma in den Konzentrationen 0,1% bis 0,5% zugesetzt werden. Die Zugabe erfolgt nach dem Abkühlen der Lösung und vor dem Ergänzen des noch fehlenden Wassers bzw. der Suspensionsgrundlage. Die Dichte der Zubereitung wird durch die Aromazugabe nicht wesentlich beeinflusst.
Verweigert das Kind die Einnahme des Hustensaftes dennoch, kann das Arzneimittel auch zusammen mit einem gut schmeckenden Fruchtsaft oder Apfelmus gegeben werden. Quellen:
DAC/NRF-Rezepturhinweis Ambroxolhydrochlorid (09.01.2023
https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de/mehr/aktuelle-fragen-und-antworten-zu-lieferengpaessen
https://www.kinderformularium.de/