Rezeptur
Praxiswissen
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Tipps zur Verarbeitung von Dithranol

weiße Creme in einer Dose neben Fantaschale und Pistill
Dithranol wird in Salben und Cremes verarbeitet. | Bild: enriscapes / AdobeStock

Die Wirkung von Dithranol zur Therapie der Psoriasis beruht unter anderem auf einer Hemmung der Zellproliferation und einer zusätzlichen immunsuppressiven Wirkung. Das Ausmaß der Wirkung wird dabei wesentlich von der Einwirkdauer und der Konzentration des Arzneistoffs bestimmt. Die übliche therapeutische Konzentration beträgt bei Lösungen und halbfesten Arzneiformen 0,05 bis 3%. Zu Beginn der Behandlung ist die obere Richtkonzentration zunächst nur 0,1% und kann im weiteren Verlauf auf 3% gesteigert werden.

Eigenschaften und Stabilität

Dithranol ist als gelbes, feinkristallines Pulver erhältlich. Die lipophile Substanz ist in Wasser und Paraffinen wie Vaseline praktisch unlöslich, in fetten Ölen und Octyldodecanol dagegen löslich. In Salben und Pasten liegt der Wirkstoff daher zum überwiegenden Teil suspendiert vor.

Unter Einfluss von Licht und Sauerstoff zersetzt sich das photoinstabile Dithranol über orange nach braun unter Bildung des unwirksamen Danthron. Eine Braunfärbung einer Dithranol-haltigen Salbe deutet immer auf einen nennenswerten Verlust an Wirkstoff hin. Solche verfärbten Zubereitungen sollen daher nicht mehr angewendet werden. Eine Braunfärbung im Bereich des Tubengewindes beeinträchtigt die Qualität jedoch nicht. Die Oxidation wird durch Rezepturbestandteile wie Wasser oder Steinkohlenteerlösung beschleunigt, durch verschiedene Maßnahmen kann jedoch bei der Verarbeitung ein Schutz vor dieser oxidativen Zersetzung erreicht werden (siehe Kasten 1).

Schutzmaßnahmen bei der Verarbeitung von Dithranol

  • Beim Einarbeiten von Dithranol in Dermatikagrundlagen soll eine Anwendung von Wärme grundsätzlich vermieden werden.
  • Dithranol sollte möglichst in wasserfreien Grundlagen verarbeitet werden.
  • Durch Zusatz von Salicylsäure können vor allem Zubereitungen mit niedrigen Konzentrationen antioxidativ stabilisiert werden. Salicylsäure wird dabei häufig in Konzentrationen von 0,5% eingesetzt und liegt damit deutlich unter der üblichen therapeutischen Dosierung.
  • Rezepturen mit Dithranol sollen grundsätzlich in lichtdichten Packmitteln wie Aluminiumtuben abgefüllt werden.

Zubereitungen zur Minutentherapie

Bei der sogenannten Minutentherapie wird die Einwirkzeit der Zubereitung alle 3 bis 4 Tage von zu Beginn 10 auf bis zu 60 Minuten erhöht, die Konzentration an Dithranol nimmt dabei ebenfalls zu. Nach der Einwirkzeit soll das Arzneimittel wieder von der Haut entfernt werden, daher werden leicht abwaschbare Zubereitungen benötigt. Im NRF sind dazu wasserfreie Salben mit verschiedenen Konzentrationen an Arzneistoff zu finden.

Dithranol-Macrogolsalbe 0,5% NRF 11.53.

  • Dithranol 0,5 g 
  • Salicylsäure 3,0 g
  • Macrogolsalbe DAC zu 100,0 g

Zur Herstellung werden Dithranol und Salicylsäure zunächst mit einem Fünftel der Macrogolsalbe ohne Anwendung von Wärme angerieben. Anschließend kann die restliche Grundlage ergänzt und mit dem Ansatz verrührt werden. 

Bei der Macrogolsalbe DAC handelt es sich um eine hydrophile, leicht abwaschbare Grundlage, die aus den beiden Ausgangsstoffen Macrogol 300 und Macrogol 1500 besteht. In niedrigen Konzentrationen liegt Dithranol in der Salbe vollständig gelöst vor.

Zubereitungen mit gelöstem Wirkstoff sind grundsätzlich instabiler als solche mit ungelöst vorliegendem Dithranol. Zur Stabilisierung wird daher Salicylsäure in 3%iger Konzentration dazugegeben. Die Salicylsäure ist in dieser Zubereitung also kein wirksamer Bestandteil, sondern dient dem Schutz vor oxidativer Zersetzung. Auch die Säure liegt in der Macrogolsalbe DAC vollständig gelöst vor.

Weiteres Beispiel

  • Dithranol 0,5 g
  • Salicylsäure-Verreibung 50% DAC mit Weißem Vaselin 0,5 g
  • Abwaschbare Salbengrundlage (NRF S.31.) zu 100,0 g

Anstelle der Macrogolsalbe DAC kann als Grundlage auch die Abwaschbare Salbengrundlage (NRF S.31.) verwendet werden. Diese Stammzubereitung zählt laut Arzneibuchsystematik zu den „Wasseraufnehmenden Salben“ und ist der Hydrophilen Salbe DAB ähnlich. Die Hydrophile Salbe DAB lässt sich allerdings nur schwer von der Haut abwaschen und ist daher zur Minutentherapie nicht geeignet.

Rezepturen zur Langzeittherapie

Bei der Langzeittherapie werden die von Psoriasis betroffenen Hautstellen meist 2-mal täglich dünn eingerieben, die Salbe wird dabei nicht abgewaschen, sondern verbleibt auf der Haut. Zubereitungen zur Langzeittherapie sind ebenfalls im NRF monographiert.

Dithranol-Vaselin 0,05% NRF 11.51.

  • Dithranol 0,05 g
  • Salicylsäure-Verreibung 50% DAC mit Weißem Vaselin 1,0 g
  • Dickflüssiges Paraffin 2,0 g
  • Weißes Vaselin zu 100,0 g

Der Wirkstoff wird zunächst mit der Verreibung und Dickflüssigem Paraffin ohne Wärmeanwendung angerieben. Anschließend wird der Ansatz mit Weißem Vaselin verrührt. Sowohl Dithranol als auch Salicylsäure liegen in der Grundlage überwiegend suspendiert vor.

Die Verwendung einer Salicylsäure-Verreibung sichert die erforderliche Teilchengröße in der fertigen Zubereitung. Dies gilt nicht nur für die klassische Herstellung mit Salbenschale und Pistill, sondern vor allem auch beim Einsatz automatischer Rührsysteme. 

Die Stabilität der Zubereitung ist von der Konzentration des Wirkstoffes abhängig. Bei der Herstellung auf Vorrat ergibt sich daher je nach eingesetzter Menge an Arzneistoff eine unterschiedliche Haltbarkeit. Beim Festlegen der Aufbrauchsfrist für Rezepturen wird dagegen nicht nach variierenden Konzentrationen unterschieden.

Auch zusammen mit Zinkpasten

Zur Langzeittherapie von Psoriasis können auch weiche Dithranol-Zinkpasten zum Einsatz kommen. Der Arzneistoff wird dabei zusammen mit einer Salicylsäure-Verreibung mit Weicher Zinkpaste DAB verrührt. Weiche Zinkpaste wird in der Apotheke häufig vorgefertigt bezogen, kann aber auch aus den Einzelbestandteilen Zinkoxid, Dickflüssiges Paraffin, Gebleichtes Wachs und Weißes Vaselin hergestellt werden. Da es sich bei der Paste um eine wasserfreie Grundlage handelt, sind keine Unverträglichkeiten zwischen Zinkoxid und Dithranol zu befürchten. In Anwesenheit von Wasser sähe das anders aus.

Tipps zur Abgabeberatung

  • „Tragen Sie Ihre Salbe dünn und gleichmäßig auf die erkrankte Haut auf, gesunde Haut sparen Sie dabei bitte aus.“
  • „Verwenden Sie zum Auftragen Fingerlinge und Einmalhandschuhe als Applikationshilfe und waschen Sie sich danach gründlich die Hände mit Seife.“
  • „Vermeiden Sie unbedingt Kontakt mit den Augen.“
  • „Eine braune Verfärbung der Haut ist harmlos und verschwindet im Rahmen der normalen Erneuerung der oberen Hautzellen wieder.“
  • „Verfärbungen auf Wäsche und Textilien können Sie normalerweise durch Reiniger mit Hypochlorit wieder beseitigen.“

Für den Überblick: Verarbeitung von Dithranol in Rezepturen

Dithranol Ph. Eur.Hinweise
Synonyme Dithranolum, Cignoli
therapeutische Konzentration
  • 0,05% bis 3%
  • obere Richtkonzentration zu Behandlungsbeginn 0, 1%, später dann 3,0%
rezeptierbarer pH-BereichpH ≤ 7
Stabilität
  • photoinstabil
  • oxidative Zersetzung unter Einfluss von Licht und Sauerstoff möglich
Unverträglichkeiten
  • Kombinationen mit Steinkohlenteer und Steinkohlenteerlösung führen zur Oxidation des Wirkstoffs
Herstellung meist als wasserfreie Zubereitung
  • Wärmeanwendung vermeiden
  • Zusatz von Salicylsäure zur Stabilisierung
Konservierung
  • Wasserfreie Zubereitungen sind mikrobiell nicht anfällig

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

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