Sotalolhydrochlorid nun auch als Rezeptursubstanz
Die Therapie von kindlichen Herzrhythmusstörungen mit Sotalolhydrochlorid beruht auf Erfahrungen aus der klinischen Praxis. Fertigarzneimittel mit entsprechend niedriger Dosierung sind für Kinder bisher nicht zugelassen, in dieser Altersgruppe besteht Bedarf für geeignete Darreichungsformen. In der Apotheke werden daher Lösungen zum Einnehmen oder pulvergefüllte Kapseln in der vom Arzt gewünschten Dosierung hergestellt. Durch die Verwendung des Rezepturgrundstoffs anstatt wie bisher eines Fertigarzneimittels werden keine unnötigen Hilfsstoffe mehr in die Zubereitung eingebracht, zudem ist eine genauere Dosierung möglich.
Wässrige Lösungen
Aufgrund der guten Wasserlöslichkeit der Substanz können wässrige Lösungen zum Einnehmen ohne Probleme hergestellt werden. Bisher mussten diese aus handelsüblichen Injektionslösungen zubereitet werden. Nun kann der Rezepturgrundstoff einfach in Wasser gelöst werden. Eine geprüfte Vorschrift dazu ist im NRF unter der Ziffer 10.4. zu finden:
Sotalolhydrochlorid-Lösung 20 mg/ml (NRF 10.4.)
- Sotalolhydrochlorid 2,0 g
- Kaliumsorbat 0,14 g
- Wasserfreie Citronensäure 0,07 g
- Gereinigtes Wasser zu 100,0 g
Zur Herstellung werden Sotalolhydrochlorid und Kaliumsorbat in einem Großteil des Gereinigten Wassers in einem Becherglas gelöst. Zur Inprozessprüfung wird empfohlen, die für den Wirkstoff benutzte Wägeunterlage zurückzuwiegen, der angezeigte Wert darf dabei wie üblich nicht höher als 1,0% der Wirkstoffmasse sein.
Nach Zugabe der Wasserfreien Citronensäure bildet sich aus dem Salz Kaliumsorbat die antimikrobiell wirksame Sorbinsäure und die Zubereitung ist somit vor dem Befall von Keimen geschützt. Die erhaltene Lösung ist klar und farblos und hat einen pH-Wert von etwa 4,4.
Zur Abgabe an den Patienten wird diese in eine Braunglasflasche mit Kolbenpipette und Steckeinsatz abgefüllt. Die Aufbrauchsfrist beträgt wie üblich 6 Monate. Dosierbecher und Messlöffel sind nicht geeignet, da die Sotalolhydrochlorid-Lösung in kleinen Volumina dosiert wird und nur Kolbenpipetten in Kombination mit dem Steckeinsatz eine genaue Entnahme ermöglichen.
Unkonservierte Lösung mikrobiell anfällig
Insbesondere bei der Therapie von Säuglingen besteht häufig der Wunsch, diesen eine Lösung ohne Konservierungsmittel verabreichen zu können. Allerdings ist eine unkonservierte Sotalolhydrochlorid-Lösung mikrobiell anfällig und kann daher nur über einen begrenzten Zeitraum von maximal einer Woche verwendet werden. Untersuchungen des NRF haben aber gezeigt, dass unkonservierte Sotalolhydrochlorid-Lösungen 10 mg/ml in einer Einmalspritze tiefgefroren werden können und sich problemlos wieder auftauen lassen. Eine Möglichkeit wäre also, die fertige Lösung ohne Konservierungsmittel in orale Dosierspritzen abzupacken und tiefgefroren zu lagern.
Auch Herstellung von Kapseln möglich
Als weitere pädiatrische Darreichungsform können auch niedrig dosierte Kapseln aus der Rezeptursubstanz hergestellt werden. Dabei handelt es sich eigentlich um abgeteilte Pulver zur Einnahme, da diese vor der Applikation ausgefüllt und den kleinen Patienten mit der Nahrung verabreicht werden. Als Füllstoffe für die Kapseln wären Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose oder auch das Mannitol-Siliciumdioxid-Füllmittel NRF S.38. geeignet, als Fließregulierungsmittel kommen Hochdisperses Siliciumdioxid und Magnesiumstearat in Frage.
Massenbasierte Pulvermischung
Gerade bei der in der Pädiatrie üblichen niedrigen Dosierung ist das Risiko für Mindergehalte natürlich groß. Um diese Mindergehalte zu vermeiden, sollte die Pulvermischung aus Wirkstoff und Füllstoff nach der massenbasierten Methode hergestellt werden. Auch werden bestimmte Mindestansatzgrößen, beispielsweise 30 Stück bei Kapselgröße 1, und selektive Wirkstoffmengen-Zuschläge empfohlen. Bei niedrig dosierten Kapseln unter 20 mg Wirkstoff pro Kapsel ist nach DAC/NRF ein Wirkstoff-Produktionszuschlag von 10% plausibel.
Frage aus der Rezeptur?
Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.