Herstellung einer dünnflüssigen Nasenemulsion
Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:
„Ein HNO-Arzt verschreibt immer wieder folgende Nasenemulsion:
Dexamethason 0,008 % – Glucose-Monohydrat 5 % – Naphazolinnitrat 0,01 % – Nasenemulsion:
- Dexamethason 0,008 g
- Glucose-Monohydrat 5,0 g
- Privin® 1 mg/ml 10,0 g
- Menthol 0,1 g
- Wollwachsalkoholsalbe DAB 20,0 g
- Mittelkettige Triglyceride zu 100,0 g
Das Fertigarzneimittel Privin® ist nicht mehr erhältlich und wir möchten zur Herstellung den enthaltenen Wirkstoff als Feststoff verwenden. Doch worin lösen wir dann Glucose-Monohydrat auf?“
Naphazolin, Glucose und Menthol: Was bewirken die Inhaltsstoffe?
Obwohl Privin® schon länger außer Handel ist, werden entsprechende Zubereitungen zur Anwendung in der Nase immer noch von Ärzten verschrieben. Das Fertigarzneimittel enthielt als Wirkstoff Naphazolinnitrat (1 mg/ml). Zusätzlich waren Hilfsstoffe zur Einstellung des pH-Werts und der Isotonie sowie ein Konservierungsmittel enthalten.
Naphazolinnitrat wird als lokales Sympathomimetikum zur Gefäßverengung und Schleimhautabschwellung eingesetzt. Um Verkrustungen in der Nase aufzulösen, wird der osmotische Effekt von Glucose genutzt. Menthol erweitert die Blutgefäße, reizt die kälteempfindlichen Nervenendigungen und sorgt für ein subjektives Frischegefühl.
Welche Alternativen gibt es zu Privin®?
Anstelle der Privin®-Lösung kann der Wirkstoff Naphazolinnitrat natürlich auch als Feststoff verarbeitet werden. Dabei treten jedoch Probleme auf, denn das Wasser des Fertigarzneimittels löst nicht nur das Naphazolinnitrat – in der verordneten Nasenemulsion dient es auch als Lösungsmittel für das Glucose-Monohydrat. Ohne das Vorhandensein von Wasser müssten beide Feststoffe suspendiert in die Zubereitung eingearbeitet werden.
Ungelöste Feststoffe sollten in Nasalia kleiner als 90 µm sein und keine scharfen Kanten aufweisen, andernfalls kann es zu einer Irritation der Nasenschleimhaut kommen. Zudem dürfen die ungelösten Substanzen nicht zu schnell sedimentieren, auch dafür ist eine kleine Teilchengröße wichtig.
Da Naphazolinnitrat und Glucose-Monohydrat jedoch nicht in mikronisierter Form vorliegen, müssten diese vor der Verarbeitung zunächst fein pulverisiert werden. Ein Auflösen der beiden Feststoffe in Wasser ist daher empfehlenswert.
Hinweise zur Verarbeitung von Naphazolin-Salz
Um das Naphazolin-Salz zu verarbeiten, kann auf eine mittlerweile entfallene Vorschrift aus dem NRF zurückgegriffen werden. Diese enthält statt des Nitrat-Salzes allerdings Naphazolin als Hydrochlorid. Beide Wirkstoffe können in gleicher Konzentration verwendet werden. Ein solcher Austausch des Wirkstoffs muss selbstverständlich zunächst mit dem Arzt besprochen werden.
Naphazolinhydrochlorid-Lösung 0,05 % (ehemals NRF 8.1.) | |
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Naphazolinhydrochlorid | 0,025 g |
Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat | 0,25 g |
Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat | 0,015 g |
Natriumchlorid | 0,35 g |
Edetathaltige Benzalkoniumchlorid-Stammlösung 0,1 % (Vorschrift S.18.) | 5,0 g |
Gereinigtes Wasser | zu 50,0 g |
Von der Zusammensetzung der Hilfsstoffe entspricht die Naphazolinhydrochlorid-Lösung der ursprünglich verschriebenen Privin®-Lösung.
Gut zu wissen: Fertigarzneimittel mit Naphazolinhydrochlorid
Der Wirkstoff Naphazolinhydrochlorid kann auch als Fertigarzneimittel eingesetzt werden. Möglich wäre dazu die Verarbeitung von Rhinex® Nasenspray mit ebenfalls 0,05 % Arzneistoff.
Stammverreibung für Dexamethason empfohlen
Die optimierte Rezepturvorschrift zur Herstellung der verordneten Nasenemulsion könnte dann folgendermaßen aussehen:
Dexamethason 0,008 % – Glucose-Monohydrat 5 % – Naphazolinhydrochlorid 0,01 % – Nasenemulsion | |
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Dexamethason | 0,008 g |
Glucose-Monohydrat | 5,0 g |
Naphazolinhydrochlorid-Lösung 0,05 % | 20,0 g |
Menthol | 0,1 g |
Wollwachsalkoholsalbe DAB | 20,0 g |
Mittelkettige Triglyceride | zu 100,0 g |
Wegen der geringen Einwaage von Dexamethason sollte das Glucocorticoid in Form einer Stammverreibung eingewogen werden. Geeignet wäre dazu eine Dexamethason-Verreibung 1 % in weißem Vaselin. Zur Herstellung der Zubereitung müssen dann 0,8 g Verreibung abgewogen werden.
Tipps zur Herstellung dünnflüssiger Nasenemulsionen
Zunächst wird Glucose-Monohydrat in einem Becherglas unter Rühren und leichtem Erwärmen in der Naphazolinhydrochlorid-Lösung 0,05 % gelöst. Anschließend wird das lipophile Menthol in etwa einem Teil der Mittelkettigen Triglyceride in einem weiteren Becherglas gelöst.
Nun wird die Wollwachsalkoholsalbe DAB in einer Fantaschale auf dem Wasserbad aufgeschmolzen und der restliche Teil der Mittelkettigen Triglyceride dazugegeben. Die Schmelze wird unter häufigem Abschaben homogen verrührt und bis auf rund 35 °C abgekühlt.
Die Dexamethason-Verreibung 1 % und die Menthol-Mischung werden in die Fantaschale überführt und unter häufigem Abschaben mit dem Ansatz verrührt. Zuletzt wird die wässrige Lösung eingerührt.
Verpackung, Haltbarkeit und Kennzeichnung der Emulsion
Die fertige Emulsion kann in eine Pipettenflasche mit ölfestem Aufsatz aus Nitrilkautschuk verpackt werden. Allerdings ist das mikrobielle Risiko lipophiler Nasenemulsionen nach Anbruch schwierig einzuschätzen, da es bei der Anwendung von Pipettenflaschen leicht zu einer Verkeimung kommen kann. Belastbare Daten zur mikrobiologischen Stabilität von Nasenemulsionen im Gebrauch liegen nicht vor.
Durch das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid in der wässrigen Naphazolinhydrochlorid-Lösung 0,05 % ist die Zubereitung zumindest teilweise vor mikrobiellem Verderb geschützt. Allerdings sollte sich die Konzentration des Konservierungsmittels normalerweise auf die gesamte Rezeptur beziehen und nicht nur auf die wässrige Phase. Als Aufbrauchfrist können daher 2 Wochen empfohlen werden.
In diesem Zusammenhang ist eine große Abgabemenge problematisch und die Zubereitung müsste bei einer längeren Behandlung auf mehrere Packmittel aufgeteilt werden. Die Kennzeichnung der Rezeptur erfolgt nach § 14 Apothekenbetriebsordnung. Dabei ist der Hinweis „Vor Gebrauch schütteln“ zu berücksichtigen.
Gut zu wissen: Verlängerung der Haltbarkeit nasaler Rezepturen
Die Haltbarkeit einer nasalen Zubereitung kann verlängert werden, indem statt der dünnflüssigen Emulsion eine Creme hergestellt wird. Dies kann durch ungefähre Verdopplung der Menge an Wollwachsalkoholsalbe DAB erreicht werden.
Durch die veränderte Konsistenz kann die Zubereitung dann in eine Tube mit Nasenapplikator abgefüllt werden und die Aufbrauchsfrist würde 4 Wochen betragen.
Achtung: Gefahr einer Lipidpneumonie bei Nasalia
Wichtig zu wissen ist auch, dass beim Gebrauch lipophiler Nasalia eine gefährliche Lipidpneumonie entstehen kann. So kann es durch Aspiration von durch die Nase zugeführten Lipiden zu einer Entzündung der Lunge kommen.
Problematisch in diesem Zusammenhang sind vor allem flüssige Paraffine und fette Öle, aber eben auch dünnflüssige, lipophile Nasenemulsionen. Aus diesem Grund sollten ölige Nasentropfen und W/O-Nasenemulsionen in der Apotheke nur in Ausnahmefällen hergestellt und vor der Anwendung ein Facharzt konsultiert werden.
Wird nach Nutzen-Risiko-Abwägung eine Therapie empfohlen, sollte diese so kurz wie möglich sein. Zudem sollten lipidhaltige Zubereitungen zur Anwendung in der Nase nicht bei Kindern und nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen eingesetzt werden. Quellen:
DAC/NRF-Rezepturhinweis Nasalia (09.11.2022)
DAC/NRF-Rezepturhinweis Glucose (21.06.2022)
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/apotheke/Rezeptur-Vorschriften
Ziegler-Rezepturbibliothek
DAC/NRF Allgemeine Hinweise, I.13. Zubereitungen zur nasalen Anwendung