Frage aus der Rezeptur: Graufärbung bei Creme mit Chlorhexidindigluconat
Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Frage:
Wir sollen aufgrund einer ärztlichen Verordnung folgende Zubereitung herstellen:
- Chlorhexidindigluconat-Lösung (200 g/l) 10,6 g
- Triamcinolon 0,2 g
- Nichtionische hydrophile Creme DAB zu 200,0 g
Die Kundin hat die Rezeptur schon häufiger in verschiedenen Apotheken herstellen lassen, nach rund zwei Wochen kam es dabei jedes Mal zu einer dunklen Verfärbung der zunächst weißen Creme. Haben Sie eine Idee, woran das liegen könnte?
Zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen
Hydrophile Zubereitungen mit Chlorhexidindigluconat in Kombination mit einem Glucocorticoid werden häufig zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen eingesetzt. Chlorhexidindigluconat wird dabei meist in Form einer wässrigen Lösung 200 g/l als Ausgangsstoff verwendet. Wie auch bei festen Substanzen kann beim Einsatz dieser Lösung im Hinblick auf den chargenspezifischen Gehalt eine Einwaagekorrektur erforderlich sein. Aufgrund der Konzentrationsangabe der Chlorhexidindigluconat-Lösung in Masse pro Volumen muss die jeweilige Einwaage dann unter Berücksichtigung der Dichte ausgerechnet werden.
Unverträglich mit anionischen Grundlagen
Chlorhexidindigluconat gehört zu den kationischen Wirkstoffen, diese dürfen bekanntermaßen nicht mit anionischen Dermatika-Grundlagen verarbeitet werden. Denn tragen Wirk- und Hilfsstoff derselben Rezeptur entgegengesetzte Ladungen, kann es zur Ausbildung schwerlöslicher Arzneistoff-Hilfsstoff-Salze kommen. Dabei kommt es dann sowohl zur Wirkungsbeeinträchtigung des Chlorhexidindigluconats als auch zu einer Störung des O/W-Emulsionssystems. Zur Verarbeitung des Wirkstoffs stehen nichtionische Grundlagen als Alternativen zur Verfügung, geeignet wären Basiscreme DAC oder auch die in der Rezepturvorschrift ausgewählte Nichtionische hydrophile Creme DAB.
Woher kommt die Verfärbung?
Nichtionische Dermatika-Grundlagen können mit dem kationischen Wirkstoff Chlorhexidindigluconat verarbeitet werden – dies gilt allerdings nicht, sofern die entsprechende Grundlage mit Sorbinsäure konserviert wurde. Denn bei mit Sorbinsäure vorkonservierten Grundlagen kommt es beim Einarbeiten von Chlorhexidindigluconat aufgrund einer bisher nicht genau untersuchten chemischen Reaktion im Verlauf von Tagen zu einer dunklen Verfärbung.
Fertig bezogene Nichtionische hydrophile Creme DAB wird normalerweise von Seiten der Hersteller mit einer Kombination aus Sorbinsäure und Kaliumsorbat vor mikrobiellem Befall geschützt und ist daher zur Verarbeitung mit dem Antiseptikum nicht geeignet. Alternativ kann Nichtionische hydrophile Creme DAB in der Apotheke selbst hergestellt und auf eine Konservierung mit Sorbinsäure verzichtet werden, die Aufbrauchsfrist der fertigen Rezeptur würde dann allerdings nur eine Woche betragen.
Basiscreme DAC als Alternative
Als praxistauglichere Alternative kann Chlorhexidindigluconat auch mit Basiscreme DAC verarbeitet werden. Diese nichtionische hydrophile Grundlage ist durch Propylenglycol in 20%iger Konzentration vor mikrobiellem Befall geschützt und zeigt keine Unverträglichkeit mit dem Wirkstoff. Im Neuen Rezeptur-Formularium ist dazu unter der Ziffer 11.136. „Hydrophile Triamcinolonacetonid-Creme 0,1% mit Chlorhexidindigluconat 1% auch eine passende standardisierte Rezepturvorschrift zu finden. Diese kann dem verordnenden Arzt vorgeschlagen werden.
Austausch von Triamcinolon gegen Triamcinolonacetonid
Wegen einer anderen Unklarheit muss ohnehin Rücksprache gehalten werden, denn der Arzt hat mit Triamcinolon ein dermal schlecht wirksames Glucocorticoid verordnet. In Zubereitungen zum Auftragen auf die Haut kommt normalerweise das deutlich wirksamere Triamcinolonacetonid zum Einsatz. Aufgrund seiner höheren Lipophilie kann es besser in die Haut penetrieren. Ein solcher Austausch muss jedoch mit dem verschreibenden Mediziner besprochen werden.
Manuelle Herstellung empfohlen
Die mikrofein gepulverte Rezeptursubstanz Triamcinolonacetonid wird zunächst in der Fantaschale mit Mittelkettigen Triglyceriden angerieben. Ist die erhaltene Suspension agglomeratfrei, wird anteilig die Grundlage (Basiscreme DAC) eingearbeitet. Anschließend kann die Chlorhexidindigluconat-Lösung zum Ansatz dazugegeben und verrührt werden. Dabei kommt es zu einer Konsistenzabnahme der Zubereitung, welche jedoch nicht als Unverträglichkeit zu werten ist. Die Qualität der fertigen Rezeptur ist also nicht vermindert.
Allerdings gilt dies nicht bei einer Verwendung von automatischen Rührsystemen: Selbst bei niedrigen Umdrehungszahlen tritt dann eine meist deutliche Verflüssigung der Zubereitung auf. Von einer halbfesten Zubereitung kann dann nicht mehr gesprochen werden, auch Tuben und Spenderdosen können als Packmittel nicht mehr verwendet werden. Aus diesem Grund wird empfohlen, die hydrophile Creme mit Triamcinolonacetonid und Chlorhexidindigluconat manuell in der Fantaschale herzustellen.