COVID-19-Therapieoptionen
Corona-Pandemie
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Molnupiravir in Lagevrio: Großbritannien lässt erstes orales Corona-Arzneimittel zu

Blau eingefärbte Nahaufnahme einzelner Tabletten
Großbritannien hat nun das erste orale COVID-19-Arzneimittel zugelassen. | Bild: H_Ko / AdobeStock 

Bei einer antiviralen oralen Therapieoption für COVID-19-Patienten war die britische Arzneimittelbehörde MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) am schnellsten. Sie ließ am 4. November 2021 weltweit das erste antivirale und orale Arzneimittel für Patienten mit leichtem bis moderatem COVID-19 und hohem Risiko für einen schweren Verlauf zu: Molnupiravir in Lagevrio. Molnupiravir soll bei den Erkrankten das Risiko für Krankenhauseinweisungen und Tod reduzieren. Zu den Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe zählt die MHRA Fettleibigkeit, höheres Alter (> 60 Jahre), Diabetes mellitus oder Herzerkrankungen.

Kein Ersatz für Impfung

Zwar gibt es bereits ein speziell für die Behandlung von COVID-19 zugelassenes Virostatikum, allerdings muss Remdesivir in Veklury® (Zulassung Juli 2020) als Infusion verabreicht werden und kann nicht oral angewendet werden wie Molnupiravir (die WHO rät zudem mittlerweile von Remdesivir ab). Die orale Gabe von Molnupiravir wird allgemein als Vorteil bewertet, so auch von Dr. June Raine, Chief Executive der MHRA: Eine orale Behandlungsmöglichkeit sei wichtig, „denn so kann Molnupiravir außerhalb eines Krankenhauses verabreicht werden, bevor COVID-19 ein schweres Stadium erreicht hat“, erklärte Raine anlässlich der Zulassung. Die MHRA betont auch, dass Lagevrio nicht als Ersatz für eine Impfung gegen COVID-19 gedacht ist.

Virusvermehrung gehemmt

Molnupiravir greift in die Virusvermehrung ein und blockiert diese. Dadurch soll bei leicht bis mittelschwer Erkrankten die Viruskonzentration im Körper niedrig gehalten und der Schweregrad von COVID-19 verringert werden. Entwickelt wurde Molnupiravir von Ridgeback Biotherapeutics und Merck Sharp & Dohme (MSD).

50 Prozent weniger Krankenhauseinweisungen

Erst Anfang Oktober hatte MSD positive klinische Studienergebnisse zu Molnupiravir bekannt gegeben, wissenschaftlich veröffentlicht sind die Daten der MOVe-OUT-Studie jedoch noch nicht. Den bislang bekannten Studienergebnissen zufolge lässt sich jedoch mit einer Molnupiravir-Behandlung das Risiko für Krankenhauseinweisung oder Tod verglichen mit Placebo um die Hälfte verringern: Erhielten die COVID-19-Patienten – nicht hospitalisiert, leichtes oder mittelschweres, laborbestätigtes COVID-19, mindestens ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf – Molnupiravir (zweimal täglich 800 mg), mussten 7,3 Prozent (28/385) ins Krankenhaus aufgenommen werden, nach Gabe von Placebo waren es 14,1 Prozent (53/377). 

Kein Todesfall unter Molnupiravir

Auch kam es unter Placebo zu acht Todesfällen, während in der Molnupiravirgruppe alle COVID-19-Patienten überlebten. Datenstichpunkt war Tag 29 nach Studieneinschluss. Die Behandlung mit Molnupiravir oder Placebo hatte weniger als fünf Tage nach PCR-Bestätigung der Infektion begonnen.

Keine Wirksamkeit bei hospitalisierten COVID-19-Patienten

Keinen Erfolg zeigt eine Behandlung mit Molnupiravir allerdings, wenn die COVID-19-Patienten bereits hospitalisiert waren. Das hatte MSD in der MOVe-IN-Studie untersucht, diese aber im Frühjahr abgebrochen, da sich kein Nutzen für die Patienten ableiten ließ.

Gut zu wissen: Wie wirkt Molnupiravir?

Molnupiravir zählt zu den Virostatika und hemmt die Vermehrung von RNA-Viren. Die RNA enthält die genetische Information des Virus. Es handelt sich um eine lange Zucker-Phosphat-Kette, an die einzelne Nukleinbasen – Adenin, Cytosin, Guanin und Uracil – angeknüpft sind. Als Zuckerbaustein dient Ribose, daher auch der Name Ribonukleinsäure. Will sich ein Virus nun vermehren, muss es zunächst seine Erbinformation für die Nachfolgegeneration verdoppeln und eine neue RNA-Kette, bestehend aus Zucker-Phosphat und den daran angehängten Nukleinbasen, knüpfen. Molnupiravir ähnelt von seinem chemischen Aufbau dem der Nukleinbase Cytosin und wird so als „falscher“ Baustein in die neue RNA der Virus-Nachkommen eingebaut, was die RNA-Synthese und damit die Virusvermehrung stört. Molnupiravir ist in Forscherkreisen auch bekannt als EIDD-2801 und wurde schon als Wirkstoff bei Grippe untersucht, wohl aber noch nicht klinisch.

Molnupiravir könnte damit vor allem für COVID-19-Patienten mit Risikofaktoren im ambulanten Bereich und in der Frühphase der Erkrankung zu einer Behandlungsoption werden.

EMA und FDA prüfen Molnupiravir ebenfalls

Auch die EMA hat bereits mit der Überprüfung von Molnupiravir begonnen, seit 25. Oktober läuft dort das Rolling-Review-Verfahren. Daneben prüft die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA ebenfalls bereits die Zulassung von Molnupiravir. 

Auch Pfizer hat erst am 5. November positive Studienergebnisse zu seinem oralen COVID-19-Arzneimittel veröffentlicht: Paxlovid™ – PF-07321332 und Ritonavir – verringerte in Studien das Risiko für COVID-19-bedingte Krankenhauseinweisungen oder Tod um 89 Prozent, wenn die COVID-19-Patienten die Einnahme innerhalb von drei Tagen nach Symptombeginn starteten. Pfizer will für sein orales antivirales Arzneimittel zur Behandlung von COVID-19 nun die Notfallzulassung bei der FDA beantragen.

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